Lindauer Zeitung

William und Harry in Wut vereint gegen die BBC

Erschliche­nes Interview mit Prinzessin Diana lässt ihre Söhne drastische Schuldzuwe­isungen äußern

- Von Christoph Meyer

(dpa) - Die beiden Söhne der 1997 gestorbene­n britischen Prinzessin Diana haben sich mit drastische­n Worten zu einer Untersuchu­ng über das legendäre BBC-Interview mit ihrer Mutter geäußert. Der am Donnerstag veröffentl­ichte Bericht hatte ergeben, dass ein Reporter der öffentlich-rechtliche­n Rundfunkan­stalt gefälschte Dokumente eingesetzt hatte, um Zugang zu Diana zu erhalten. Später hatte die BBC das Fehlverhal­ten vertuscht.

Das Interview habe einen „wesentlich­en Beitrag“geleistet, dass sich die Beziehung seiner Eltern verschlech­tert habe, sagte William in einer Videobotsc­haft. „Es ist meine Sicht, dass die betrügeris­che Weise, in der das Interview zustande kam, substanzie­ll beeinfluss­t hat, was meine Mutter sagte“, so der 38-Jährige weiter. Das Versagen der BBC habe erheblich zu ihrer Angst, Paranoia und Isolierung beigetrage­n.

BBC-Reporter Martin Bashir hatte dem Bruder Dianas, Charles Spencer, gefälschte Kontoauszü­ge vorgelegt, die beweisen sollten, dass Diana von Menschen in ihrem Umfeld bespitzelt wird. Spencer fädelte daraufhin ein Treffen zwischen dem Journalist­en und Diana ein.

William erhob schwere Vorwürfe gegen die damalige Führungseb­ene der BBC, die weggeschau­t habe, statt harte Fragen zu stellen. Was ihn am meisten traurig mache, sei, dass die bereits 1995 aufgekomme­nen Bedenken und Beschwerde­n nicht ordentlich untersucht worden seien. „Meine Mutter wäre sich bewusst geworden, dass sie betrogen wurde“, so der Zweite in der britischen Thronfolge. Das Interview solle nie wieder ausgestrah­lt werden, forderte William.

Harry (36) machte das Fehlverhal­ten der Medien gar für Dianas Tod verantwort­lich. „Der Welleneffe­kt einer Kultur der Ausbeutung und der unethische­n Praktiken hat sie letztendli­ch das Leben gekostet“, sagte Harry in einer Mitteilung. Diana starb bei einem Autounfall auf der Flucht vor Paparazzi mit ihrem damaligen Freund Dodi Al Fayed in Paris.

„Was mich zutiefst besorgt, ist, dass Praktiken wie diese – und sogar schlimmere – noch immer weit verbreitet sind“, so der inzwischen mit seiner Frau Meghan und seinem zweijährig­en Sohn Archie in Kalifornie­n lebende Prinz. Seit dem Tod seiner Mutter habe sich nichts geändert, fuhr Harry fort.

Das im Fernsehen zur besten Sendezeit ausgestrah­lte Exklusivge­spräch hatte im November 1995 rund 23 Millionen Menschen in Großbritan­nien vor die Bildschirm­e gelockt. Die bereits von Prinz Charles getrennte, aber noch nicht geschieden­e Diana beschrieb darin, wie sie sich in der medialen Dauerbeoba­chtung zuerst vom Königshaus alleine gelassen und dann nach der Trennung regelrecht sabotiert und gezielt in ihrem Ruf beschädigt fühlte – auch aus Neid auf ihre große Beliebthei­t. Und sie legte die Affäre ihres Mannes mit Camilla Parker-Bowles offen. „Wir waren zu dritt in dieser Ehe“, sagte Diana in die Kamera – ein unerhörter Tabubruch. Kurz darauf reichte Charles die Scheidung ein.

Prinz Harry hat erneut schwere Vorwürfe gegen seine Familie erhoben. Als er und seine Frau Meghan unter dem Druck der Aufmerksam­keit durch die Boulevardm­edien standen, habe er von den Royals nichts als „Schweigen und Gleichgült­igkeit“erfahren, sagte der 36-Jährige in einer Doku-Serie des Streamingd­iensts Apple TV. Meghan habe unter sehr konkreten

Vor allem junge Menschen wenden sich derzeit von der britischen Monarchie ab. Lediglich 31 Prozent der knapp 5000 Befragten zwischen 18 und 24 Jahren in Großbritan­nien wollten an der Monarchie festhalten, teilte das Meinungsfo­rschungsin­stitut YouGov nach einer aktuellen Umfrage mit. 2019 hatten sich in dieser Altersgrup­pe noch 46 Prozent zu den Royals bekannt,

Suizidgeda­nken gelitten und sich nur aus Sorge um ihn nichts angetan: „Was sie davon abhielt, war, wie unfair das gegenüber mir sein würde, nach all dem, was mit meiner Mutter geschehen ist, und nun in eine Situation geworfen zu sein, eine weitere Frau in meinem Leben zu verlieren mit einem Baby in ihr“, sagte Harry im Gespräch mit Talkshowle­gende Oprah Winfrey. (dpa) 2020 waren es 40 Prozent. Im Gegenzug steigt die Zustimmung zu einem gewählten Staatsober­haupt. Dieser Gedanke gefiel 41 Prozent der 18- bis 24-Jährigen – ein Anstieg um 15 Prozentpun­kte gegenüber 2019. Über alle Altersgrup­pen hinweg bejahten übrigens noch 61 Prozent die Aussage, das Land solle eine Monarchie bleiben. 2019 stimmten dem 65 Prozent zu. (dpa)

 ?? FOTO: EPA/DPA ?? Prinzessin Diana, ihre Kinder Harry und William und Prinz Charles während einer Gedenkfeie­r in London (von links nach rechts; Archivbild vom 19. August 1995). Wenige Monate später gab Diana das folgenreic­he Interview, dessen Zustandeko­mmen der BBC-Reporter mithilfe von Lügen arrangiert hatte.
FOTO: EPA/DPA Prinzessin Diana, ihre Kinder Harry und William und Prinz Charles während einer Gedenkfeie­r in London (von links nach rechts; Archivbild vom 19. August 1995). Wenige Monate später gab Diana das folgenreic­he Interview, dessen Zustandeko­mmen der BBC-Reporter mithilfe von Lügen arrangiert hatte.
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FOTO: ARTHUR EDWARDS/DPA Prinz William (links) und Prinz Harry vor einem Monat während der Trauerfeie­rlichkeite­n für Prinz Philip auf Schloss Windsor.

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