Lindauer Zeitung

So entsteht Schwabens größte Sparkasse

Nicht alle Lindauer Räte sind überzeugt, die Bankenfusi­on passiert trotzdem – Jetzt ist noch viel zu tun

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ein. Durch die Niedrigzin­spolitik der EZB und die steigende Regulatori­k habe der Druck auf Banken in den vergangene­n Jahren immer mehr zugenommen.

Auch für den Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) gibt es jede Menge Gründe, warum die beiden Banken sich zu einer verbinden sollten: Beide seien gesund, hätten eine gesunde Eigenkapit­alstruktur – und ähnliche Sorgen, was die Struktur im ländlichen Raum angehe. „Ich wurde immer wieder gefragt: Wann fusioniert ihr endlich mit der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim?“, sagte Sailer.

Die Fusion sei kein Selbstzwec­k, machte Thomas Munding, Vorstandsv­orsitzende­r der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim, deutlich. „Die Kunden erwarten, dass die Sparkasse leistungsf­ähig ist“, sagt er. „Und eben nicht nur für kleinere Unternehme­n oder die

Landwirtsc­haft.“Eike Schröer, Chefsyndik­us des Sparkassen­verbands Augsburg, versichert­e: „Der Kunde wird eigentlich nichts spüren, er wird die gleichen Gesprächsp­artner nach der Fusion haben wie vor der Fusion.“

Dass es keine einstimmig­e Entscheidu­ng werden würde, war schon vor der Sitzung klar: Die ÖDP hatte für Kreistag und Stadtrat einen Antrag gestellt, die Entscheidu­ng zu vertagen – zu vieles sei noch offen. Die größte Stadtratsf­raktion Bunte Liste kündigte an, den Antrag zu unterstütz­en. „Wenn Sie Nein zur Fusion sagen, dann ist die Fusion gescheiter­t“, sagte Eike Schröer. „Sie haben es jetzt in der Hand.“

Die Gremien der Sparkassen hatten der geplanten Fusion bereits zugestimmt. Der Kreistag Augsburg hat am 10. Mai, der Stadtrat Schwabmünc­hen am 11. Mai jeweils einstimmig für die Fusion gestimmt. Auch der

Landrat Elmar Stegmann

Stadtrat Memmingen sowie der Stadtrat Mindelheim haben am 17. Mai für die Fusion gestimmt.

Er brauche mehr Zeit und mehr Infos, sagte Alexander Kiss (Grüne). „Ich fühle mich ehrlich gesagt überfahren.“Er halte es außerdem für zielführen­d, wenn ein unabhängig­er Wirtschaft­sprüfer die Fusion kritisch unter die Lupe nehme. Eine „unabhängig­e Perspektiv­e“wünscht sich auch Daniel Obermayr (BL und Grüne). „Ich habe ganz klar den Eindruck, dass das aus Sicht der Sparkasse das Richtige ist“, sagte er. „Aber ich habe eine andere Perspektiv­e.“

Sowohl ÖDP als auch die Bunten fürchten, dass mit der Fusion vor allem die Gehälter der Bankenvors­tände steigen. „Es wird keine fusionsbed­ingten Gehaltserh­öhungen geben“, versichert­e Sailer. Auch fusionsbed­ingte und betriebsbe­dingte Kündigunge­n schließen die Bankenvert­reter aus. „Das ist gar nicht notwendig“, sagte Sailer. Im Gegenteil: Auch die Banken seien vom Fachkräfte­mangel betroffen und froh, wenn sie qualifizie­rtes Personal finden. Thomas

Munding versprach außerdem, sich ernsthaft mit dem Thema Gemeinwohl auseinande­rzusetzen.

Den Antrag der ÖDP lehnte die Mehrheit beider Räte ab, einige hielten flammende Plädoyers für die Bankenehe. „Das war ein vorbildlic­her Prozess“, sagte zum Beispiel Mathias Hotz (JA und CSU), der Scheidegge­r Bürgermeis­ter Ulrich Pfanner (CSU) ist sicher: „Ich sehe nur Vorteile, keine Nachteile.“Ulrich Jöckel (FDP) findet: „Erfolg muss vorbereite­t sein.“Nach rund drei Stunden war die Fusion beschlosse­n. Im Kreistag mit 36 zu 16 Stimmen, im Stadtrat mit 22 zu acht Stimmen. Am Freitag hat dann auch noch der Kreistag Unterallgä­u sein Go gegeben, jetzt ist die Bankenehe endgültig in trockenen Tüchern.

Fusionsdat­um wird der 1. Januar sein. 1500 „Einzelmaßn­ahmen“sind bis dahin zu tun, wie Thomas Munding am Donnerstag­abend erklärte. Die technische Fusion soll dann im zweiten Quartal 2022 vollzogen werden. Thomas Munding schreibt am Freitag: „Wir freuen uns sehr über das klare Signal unserer Träger.“

„Veränderun­gen in der Bankenland­schaft hat es immer gegeben.“

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