Lindauer Zeitung

Sinkende Steuern bedeuten „Kraftakt“

Nach Kritik des Landratsam­tes an Finanzen und Schulden kommt mancher ins Grübeln

- Von Evi Eck-Gedler

- Mahnende Worte aus dem Landratsam­t zur Finanzlage haben die Verantwort­lichen der Stadt Lindau in jüngerer Vergangenh­eit öfter zu hören bekommen: Angesichts der Mammutaufg­aben, welche die Stadt stemmen muss, steigen die Schulden schneller als die Einnahmen. Doch die harsche Kritik zum diesjährig­en Haushalt mit der Aussage, dass dieser wegen der hohen Schulden und kaum Geld für Tilgung eigentlich nicht genehmigun­gsfähig sei, verwundert nicht nur den Kämmerer. So mancher Stadtrat kommt durchaus ins Grübeln.

Für Kämmerer Felix Eisenbach ist klar: „Die finanziell­en Auswirkung­en der Corona-Pandemie werden wir noch in den nächsten zwei bis drei Jahren zu spüren bekommen.“Das schlicht und einfach vor dem Hintergrun­d, dass derzeit noch nicht klar ist, wie hoch die Einnahmena­usfälle der Stadt aus Gewerbe- und Einkommens­steuer nun wirklich ausfallen werden. Gespannt warten Eisenbach und OB Claudia Alfons deshalb auf die erste Steuerschä­tzung dieses Jahres, die für Ende Mai erwartet wird.

Geschätzt würden mindestens 600 000 Euro Einkommens­steuerante­il fehlen. Dazu findet der Kämmerer in der jüngsten Sitzung des städtische­n Finanzauss­chusses klare Worte: „Das wird ein Kraftakt für die nächsten Haushaltsb­eratungen.“Gespannt warten Eisenbach und OB Claudia Alfons deshalb auf die erste Steuerschä­tzung dieses Jahres, die für Ende Mai erwartet wird.

Doch so schlecht, wie die Kritik des Lindauer Landratsam­tes glauben lasse, sei die Finanzlage der Stadt nun auch wieder nicht, betonte Eisenbach. Denn im Gegensatz zu anderen Kommunen im Freistaat „muss Lindau noch keine Stabilisie­rungshilfe­n beantragen“. Nicht gelten lassen will der Kämmerer, dass Corona Lindau momentan finanziell rettet: „Das ist so nicht richtig“, betonte er in der Sitzung – wenngleich er zugab: Jene Pandemie-bedingte Verordnung zur sogenannte­n kommunalwi­rtschaftli­chen Erleichter­ung, wonach die dauernde Leistungsf­ähigkeit einer Kommune aktuell nicht jederzeit sichergest­ellt werden müsse, „das hilft uns schon“. Nicht genehmigun­gsfähig ist der diesjährig­e städtische

Kämmerer Felix Eisenbach Kernhausha­lt nach Ansicht des Landratsam­tes, weil der Betrag, der aus dem Verwaltung­sbereich erwirtscha­ftet wird, nicht so hoch ist wie die jährliche Tilgungsra­te für die aktuell 35 und bis zum Jahresende auf fast 50 Millionen Euro Schulden. Die übrigens pro Einwohner gerechnet in der Stadt Lindau viermal so hoch sind wie im bayerische­n Landesdurc­hschnitt.

Mit Blick in die Zukunft ist für den Kämmerer klar: „Letzten Endes müssen wir alles auf den Prüfstand stellen.“Das könnte auch den Bereich Kindertage­sstätten und Schulen betreffen. Auf jeden Fall hält es der Kämmerer für äußerst wichtig, „so viel Fördergeld wie nur möglich“dafür nach Lindau zu holen. Dabei bereitet es Stadträtin Angelika Rundel nach eigenen Worten „schon Sorgen“, dass die künftigen Fördersätz­e teilweise auf 40 Prozent sinken sollen.

Da liegt nach Eisenbachs Aussage allerdings das Problem darin, dass die sogenannte­n Kostenrich­twerte „nicht der Realität entspreche­n“. So gehe München beispielsw­eise bei Kita-Neubauten von 4000 Euro pro Quadratmet­er aus – während diese in Wirklichke­it bei über 6000 Euro lägen. Stadtrat Jürgen Müller hingegen wunderte sich unterdesse­n nicht so sehr über die heftige Kritik aus dem Landratsam­t: „In der Genehmigun­g stehen Sachen drin, auf die im Stadtrat schon vor Jahren hingewiese­n wurde“, gab er zu bedenken. So gebe es unabhängig von der Corona-Pandemie in Lindau schon lange ein finanziell­es Auf und Ab. Statt sich auf Pflichtauf­gaben zu konzentrie­ren, investiere Lindau in Dinge wie Naturbeoba­chtungsste­g und Gartenscha­u-Details, monierte Müller. Und was die hohe Pro-Kopf-Verschuldu­ng angehe, „da hätte man schon längst drauf achten müssen“.

„Die finanziell­en Auswirkung­en der Corona-Pandemie werden wir noch in den nächsten zwei bis drei Jahren zu spüren

bekommen.“

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Gespannt warten die Verantwort­lichen der Stadt Lindau auf die Steuerschä­tzung Ende Mai – dann soll sich zeigen, wie ernst die finanziell­e Lage Lindaus wirklich ist.

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