Große Lust auf Konsolenfußball
Amateure aus Oberschwaben beschäftigen sich aktiv mit E-Sport – Weitere Turniere möglich
- Das virtuelle Spiel hat längst in der ganzen Welt an Bedeutung gewonnen. Eigene E-SportAbteilungen sind bei Spitzenclubs wie dem FC Bayern München, dem FC Barcelona oder Ajax Amsterdam mittlerweile zum Standard geworden. Und unterhalb der Elite sieht es sehr ähnlich aus, beispielsweise haben auch Bundesligisten wie der FC Augsburg oder der VfL Wolfsburg solche Abteilungen im Verein installiert. Die Zahl der Fans sowie Begeisterten wächst und die Fußballwelt auf der Konsole erreicht Reichweiten bis zu 350 000 Zuschauern pro Übertragung. Der Trend ist eindeutig: „E-Sport ist im Kommen“, meint Marcel Carli, Fußball-Abteilungsleiter des Kreisligisten SC Bürgermoos. Er hat auch aufgezeigt, dass das Interesse an der Basis sehr gewachsen ist. Beim Projekt „E-Sports Oberschwaben“, das er gemeinsam mit Manuel Carli (SV Tannau) und Simon Hamma (TSV Tettnang) initiierte, war die Teilnehmerzahl mit 160 Mannschaften fünfmal so hoch wie ursprünglich angedacht.
„Es gab keine Grenzen nach oben und keinen, dem man absagen wollte“, berichtet Marcel Carli. Der Ansturm auf das FIFA21-Online-Turnier von Dezember bis März war enorm, die Amateurteams aus den WFV-Bezirken Donau, Riß und Bodensee sowie dem Bezirk Bodensee im südbadischen Fußballverband reichten eine Menge Anmeldungen ein. Für die Initiatoren bedeutete das ein erhöhter Aufwand, mit dem sie im Vorfeld gar nicht rechneten. Unterstützung seitens der Medien holten sie sich aber schon zuvor mit ins Boot – das Turnier richteten sie in Kooperation mit dem Amateurfußballportal FuPa Oberschwaben aus. Es musste insgesamt alles etwas breiter aufgezogen werden. Neben der Vergrößerung des Turnierbaums ist auch das Sponsoring erweitert worden.
Daraus entwickelte sich ein lebendiges Event, das der FC Ostrach gewann. Zwar gab es auch freiwillige Aussteiger: „Manche haben die Lust verloren und aufgehört“, so Marcel Carli. Doch grundsätzlich ist das Potenzial eines solchen E-Sport-Wettbewerbs klar erkennbar gewesen. Das Niveau war erstaunlich hoch, der eine oder andere Amateurfußballer spielte an der Konsole wie ein „Vollprofi“. Und die Vernetzung über die Onlineplattformen funktionierte. „Die Spiele wurden im Internet gestreamt und Spieler sind von Vereinskollegen angefeuert worden“, sagt Marcel Carli.
Überlegungen, „E-Sports Oberschwaben“als durchgängigen Wettbewerb zu organisieren, gibt es aber aktuell nicht. „Das war ein Pilotprojekt mit komplett definiertem Zeitraum. Damit wollten wir nur die Pause bis zum Neustart überbrücken“, meint Marcel Carli, der ein weiteres Turnier in der nächsten Winterpause allerdings für denkbar hält. „Das Feedback von allen war hervorragend. Selbst wenn wir es nicht machen, dann macht es vielleicht jemand anderes.“
Die Entwicklung ist rasant, laut einer YouGov-Umfrage vor einem Jahr interessiert sich jeder elfte Deutsche für E-Sport. Das beobachten auch Amateurclubs, eine Konkurrenz zwischen dem virtuellen und dem realen Fußball soll nicht entstehen und stattdessen sollen Verbindungen geschaffen werden. Gerade ist das jedoch schwierig, wegen der CoronaLage ist das Sporttreiben für Amateure vonseiten der Politik seit November nahezu komplett untersagt. Solch ein E-Sport-Turnier ist da eine schöne Abwechslung, aber kein Ersatz. „Das komplette Vereinsleben fehlt“, klagt SCB-Fußball-Abteilungsleiter Marcel Carli. „Sobald es wieder erlaubt und vertretbar ist, fangen wir mit dem Trainieren an. Da geht es anfangs dann mehr um das Kicken und die anderen zu sehen.“