Lindauer Zeitung

Große Lust auf Konsolenfu­ßball

Amateure aus Oberschwab­en beschäftig­en sich aktiv mit E-Sport – Weitere Turniere möglich

- Von Nico Brunetti

- Das virtuelle Spiel hat längst in der ganzen Welt an Bedeutung gewonnen. Eigene E-SportAbtei­lungen sind bei Spitzenclu­bs wie dem FC Bayern München, dem FC Barcelona oder Ajax Amsterdam mittlerwei­le zum Standard geworden. Und unterhalb der Elite sieht es sehr ähnlich aus, beispielsw­eise haben auch Bundesligi­sten wie der FC Augsburg oder der VfL Wolfsburg solche Abteilunge­n im Verein installier­t. Die Zahl der Fans sowie Begeistert­en wächst und die Fußballwel­t auf der Konsole erreicht Reichweite­n bis zu 350 000 Zuschauern pro Übertragun­g. Der Trend ist eindeutig: „E-Sport ist im Kommen“, meint Marcel Carli, Fußball-Abteilungs­leiter des Kreisligis­ten SC Bürgermoos. Er hat auch aufgezeigt, dass das Interesse an der Basis sehr gewachsen ist. Beim Projekt „E-Sports Oberschwab­en“, das er gemeinsam mit Manuel Carli (SV Tannau) und Simon Hamma (TSV Tettnang) initiierte, war die Teilnehmer­zahl mit 160 Mannschaft­en fünfmal so hoch wie ursprüngli­ch angedacht.

„Es gab keine Grenzen nach oben und keinen, dem man absagen wollte“, berichtet Marcel Carli. Der Ansturm auf das FIFA21-Online-Turnier von Dezember bis März war enorm, die Amateurtea­ms aus den WFV-Bezirken Donau, Riß und Bodensee sowie dem Bezirk Bodensee im südbadisch­en Fußballver­band reichten eine Menge Anmeldunge­n ein. Für die Initiatore­n bedeutete das ein erhöhter Aufwand, mit dem sie im Vorfeld gar nicht rechneten. Unterstütz­ung seitens der Medien holten sie sich aber schon zuvor mit ins Boot – das Turnier richteten sie in Kooperatio­n mit dem Amateurfuß­ballportal FuPa Oberschwab­en aus. Es musste insgesamt alles etwas breiter aufgezogen werden. Neben der Vergrößeru­ng des Turnierbau­ms ist auch das Sponsoring erweitert worden.

Daraus entwickelt­e sich ein lebendiges Event, das der FC Ostrach gewann. Zwar gab es auch freiwillig­e Aussteiger: „Manche haben die Lust verloren und aufgehört“, so Marcel Carli. Doch grundsätzl­ich ist das Potenzial eines solchen E-Sport-Wettbewerb­s klar erkennbar gewesen. Das Niveau war erstaunlic­h hoch, der eine oder andere Amateurfuß­baller spielte an der Konsole wie ein „Vollprofi“. Und die Vernetzung über die Onlineplat­tformen funktionie­rte. „Die Spiele wurden im Internet gestreamt und Spieler sind von Vereinskol­legen angefeuert worden“, sagt Marcel Carli.

Überlegung­en, „E-Sports Oberschwab­en“als durchgängi­gen Wettbewerb zu organisier­en, gibt es aber aktuell nicht. „Das war ein Pilotproje­kt mit komplett definierte­m Zeitraum. Damit wollten wir nur die Pause bis zum Neustart überbrücke­n“, meint Marcel Carli, der ein weiteres Turnier in der nächsten Winterpaus­e allerdings für denkbar hält. „Das Feedback von allen war hervorrage­nd. Selbst wenn wir es nicht machen, dann macht es vielleicht jemand anderes.“

Die Entwicklun­g ist rasant, laut einer YouGov-Umfrage vor einem Jahr interessie­rt sich jeder elfte Deutsche für E-Sport. Das beobachten auch Amateurclu­bs, eine Konkurrenz zwischen dem virtuellen und dem realen Fußball soll nicht entstehen und stattdesse­n sollen Verbindung­en geschaffen werden. Gerade ist das jedoch schwierig, wegen der CoronaLage ist das Sporttreib­en für Amateure vonseiten der Politik seit November nahezu komplett untersagt. Solch ein E-Sport-Turnier ist da eine schöne Abwechslun­g, aber kein Ersatz. „Das komplette Vereinsleb­en fehlt“, klagt SCB-Fußball-Abteilungs­leiter Marcel Carli. „Sobald es wieder erlaubt und vertretbar ist, fangen wir mit dem Trainieren an. Da geht es anfangs dann mehr um das Kicken und die anderen zu sehen.“

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FOTO: KIRCHNER-MEDIA/IMAGO IMAGES Jeder elfte Deutsche interessie­rt sich für E-Sport.

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