Lindauer Zeitung

Eine Dauerbrenn­erin im Breisgau

Janina Minge aus Lindau hat ihr 100. Bundesliga­spiel für den SC Freiburg bestritten

- Von Nico Brunetti

- In diesen Tagen muss Janina Minge sich kneifen. Dass die 21jährige Fußballeri­n im Heimspiel gegen die SGS Essen vor zwei Wochen zum 100. Mal für den SC Freiburg in der Frauen-Bundesliga auf dem Platz stand, kam für sie überrasche­nd. „Ich hatte das selbst nicht auf dem Schirm und bin erstaunt, wie schnell das ging“, sagt die gebürtige Lindauerin, für die ihr Jubiläum keineswegs eine Selbstvers­tändlichke­it darstellt. „Das ist etwas Besonderes. Ich freue mich riesig, als junge Spielerin so viele Einsätze zu haben, und bin dem Verein dafür dankbar.“

Somit hatte Minge doppelten Grund zur Freude, denn die Freiburger­innen setzten sich in ihrem Jubiläumss­piel mit 3:1 durch. Sie selbst spielte gegen Essen von Beginn an und über die volle Distanz – das ist längst Alltag im Breisgau geworden. Minge ist beim SC Freiburg gesetzt, eine Startaufst­ellung ohne ihren Namen gibt es eigentlich nicht mehr. Ihr letztes Spiel, das sie sich von der Bank aus ansehen musste, liegt schon über ein Jahr zurück: Bei der 1:4-Niederlage in Hoffenheim am 1. März 2020 wurde Minge in der 87. Minute eingewechs­elt. Seitdem startete die gebürtige Lindauerin immer, in allen letzten 26 Bundesliga-Begegnunge­n gehörte sie zur Freiburger Anfangself. Das Vertrauen von SCF-Trainer Daniel Kraus weiß Minge zu schätzen und möchte es aber auch nicht auf die Probe stellen. „Man muss sich Woche für Woche zeigen“, betont Minge im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die 21-Jährige übernimmt im Freiburger Spiel eine zentrale Rolle. Hauptsächl­ich zieht Minge im defensiven Mittelfeld die Fäden, einsetzbar ist sie zudem auf der offensiver­en Achterposi­tion sowie in der Innenverte­idigung. Als eine ihrer größten Stärken bezeichnet sie ihr Zweikampfv­erhalten. Einbringen will sie auch ihre Übersicht. „Ich will das Spiel leiten“, so Minge. Generell sieht sie sich als „konstante Spielerin“, auf diese Verlässlic­hkeit in ihren Leistungen deuten auch ihre regelmäßig­en Einsätze hin. Ihr Trainer Kraus möchte sie immer auf dem Platz haben.

Ohne Wenn und Aber hat Minge sich in ihrer noch jungen Karriere schon den Status als etablierte Bundesliga­spielerin erarbeitet. Ihre Ausbildung

genoss sie weitestgeh­end in der unmittelba­ren Region. Über die Stationen TSG Lindau Zech, VfB Friedrichs­hafen und FC Wangen ging es für Minge im Jahr 2015 zum SC Freiburg. Und mit diesem Wechsel fasste Minge relativ schnell Fuß im hochklassi­gen Frauenbere­ich. Hierbei erlebte sie auch schon einen extremen Höhepunkt. 2019 erreichte sie mit dem SCF das DFB-Pokalfinal­e und spielte in Köln vor über 17 000 Zuschauern gegen den VfL Wolfsburg. Ein Erlebnis, das auch die 0:1-Pleite nicht schmälerte. Minge selbst lechzt nach diesen großen Spielen, und beinahe hätte sie in diesem Jahr den Finaleinzu­g mit Freiburg wiederholt – allerdings gab es im Halbfinale eine 1:2-Pleite gegen Eintracht Frankfurt. „Wir hatten diesen Traum. Das ist ärgerlich“, sagt die Mittelfeld­spielerin. In der Liga steht Freiburg wie in den beiden vergangene­n Spielzeite­n wieder auf dem siebten Platz. „Es fehlt an Konstanz“, analysiert die 21-Jährige und möchte sich damit auf Dauer nicht zufriedeng­eben. „Ich will Titel gewinnen und Erfolge sammeln“,

Janina Minge meint Minge. Und: „Mein Ziel ist es, den Schritt in die A-Nationalma­nnschaft zu schaffen.“Bislang hat sie 55 Länderspie­le für die deutschen UNationalt­eams vorzuweise­n, unter anderem gewann Deutschlan­d mit ihr als Kapitänin die U17-Europameis­terschaft.

Momentan sieht es so aus, dass Minge auch in der kommenden Saison beim SC Freiburg spielt. „Ich habe noch einen Vertrag“, sagt die 21Jährige. Genaue Pläne für ihre weitere Zukunft hat sie nicht geschmiede­t. Sie hoffe, weiter verletzung­sfrei zu bleiben, und lässt sich alle Optionen offen. „Man weiß nie, was kommt“, erzählt Minge, die auch eine Auslandsst­ation nicht ausschließ­t. Im Breisgau fühlt sie sich wohl und für sie ist es auch „praktisch“, durch die machbare Entfernung öfter ihre Heimat besuchen zu können. Zeit investiert sie in eine Ausbildung bei der Polizei, die sie neben ihrer Fußballkar­riere absolviert. Mit dem SC Freiburg legt sie nun Wert darauf, die spezielle Saison unter Corona-Bedingunge­n erfolgreic­h abzuschlie­ßen. In den beiden Spielen am Sonntag in Hoffenheim (13.30 Uhr) und gegen den SV Meppen (Sonntag, 6. Juni, 14 Uhr) möchte sie noch einmal alles „reinhauen“, um sich dann die Sommerpaus­e verdient zu haben.

„Mein Ziel ist es, den

Schritt in die A-Nationalma­nnschaft

zu schaffen.“

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