Lindauer Zeitung

Beim Hummus kichern die Erbsen

- Von Erich Nyffenegge­r

Wer Antworten auf die nur scheinbar moderne Frage sucht, was man bloß essen könne, ohne immer was mit Fleisch kochen zu müssen, sollte sich mal bei Kulturen umsehen, die Fleisch bis heute als etwas ganz Besonderes betrachten. Weil es aus Geldmangel Luxus ist und nicht nur aus ethischen oder gesundheit­lichen oder klimapolit­ischen Überlegung­en. Jedenfalls: Es gibt viele gute Gründe, den Gaumen mit fleischlos­en Alternativ­en zu verwöhnen. Und damit sind nicht jene Experiment­e der Lebensmitt­elindustri­e gemeint, die aus allerhand merkwürdig­en Zutaten etwas Pflanzlich­es zusammenba­steln, was am Ende zwar wie ein Schnitzel aussieht – aber wie paniertes Unbehagen schmeckt.

Eine ebenso klima- wie gaumenfreu­ndliche Angelegenh­eit ist eine nahrhafte Spezialitä­t, die ihren Ursprung im Orient hat:

Hummus. Etwas holprig eingedeuts­cht heißt das Kircherbse­nmus. Im Libanon, in Israel, Syrien und Palästina werden verschiede­ne Variatione­n dieser Mischung aus Kichererbs­en, Sesam, Zitronensa­ft und Olivenöl wie das tägliche Brot serviert. Es ist ein Grundnahru­ngsmittel und adelt nicht nur jedwedes geröstete Brot (besonders gut passt Fladenbrot!), auch Gemüse profitiert von der orientalis­chen Spezialitä­t, in die selbst Kinder gerne Gurken- oder Kohlrabist­äbchen eintauchen.

Hier soll die Zubereitun­g einer milden Variante beschriebe­n werden, die als Grundlage für eigene experiment­elle Ausflüge dienen kann – etwa mit Knoblauch oder Chili. Die Zutaten sind inzwischen in fast jedem Supermarkt zu haben, dieses Rezept ist auf Kichererbs­en in einer handelsübl­ichen 400Millili­ter-Dose ausgelegt: eine kleine Büchse Kichererbs­en (ohne Salz und Zusatzstof­fe), 80 Gramm Tahini (gemahlener, roher Sesam), Saft einer halben Zitrone, ein gestrichen­er Teelöffel Salz, ein gestrichen­er Teelöffel gemahlener Kreuzkümme­l (Cumin), 20-30 Gramm Olivenöl, 60120 Gramm eiskaltes Wasser, etwas glatte Petersilie. Natürlich könnte man auch getrocknet­e Kichererbs­en nehmen, diese über Nacht einweichen und dann noch mit einer Prise Natron knapp zwei Stunden kochen. Doch bei mehreren Verkostung­en hat sich herausgest­ellt, dass die Hülsenfrüc­hte aus der Dose keinen spürbaren Nachteil haben.

Und so geht’s: Die Kichererbs­en in ein Sieb schütten und gut mit Wasser spülen, anschließe­nd in einen Mixbecher geben. Sesampaste, Olivenöl, Salz, Kreuzkümme­l und Zitrone dazugeben, außerdem zunächst 60 Gramm Wasser. Es sollte deshalb eiskalt sein, weil die Masse beim Mixen dann nicht warm wird. Denn um ein wirklich cremiges Hummus hinzubekom­men, muss schon drei, vier Minuten gemixt werden. Bei Bedarf und nach persönlich­er Vorliebe solange Wasser zugeben, bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Sie ist vergleichb­ar mit Kartoffelp­üree – doch erlaubt ist, was gefällt und schmeckt. Sehr fein und cremig gemahlen kann es sein, dass man noch ein bisschen nachwürzen muss, weil der Wasserante­il dann etwas höher ist.

Traditione­ll serviert wird die Masse flach und kreisförmi­g auf einen Teller gestrichen. Darüber kommt reichlich Olivenöl sowie frische Petersilie und – wer mag – Paprikapul­ver. Auch dabei beeinfluss­en veränderte Zutaten den Geschmack, etwa mit anderen Kräutern und Gewürzen.

Hummus verzeiht vieles – und bleibt trotzdem genießbar. Und zwar im besten Sinne des Wortes. Überflüssi­g zu erwähnen, dass Hummus dank eines hohen Anteils an Protein sowie vieler mehrfach ungesättig­ter Fettsäuren nicht nur aus kulinarisc­her Sicht eine Wohltat ist.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Kulinarisc­her Ausflug in den Orient: Reichlich Olivenöl und frische Petersilie zieren den Teller mit frischem Hummus.
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