Zurück zu den Wurzeln
Erste Fahrt im BMW 2er Coupé: BMW singt noch einmal das Hohelied der Fahrfreude
Es war ein schwerer Schlag für alle Fans der Fahrfreude. Als BMW die aktuelle Generation von 1er und 2er auf Frontantrieb umgestellt und sich auf diese Weise mit gewöhnlichen Kompakten wie dem VW Golf oder der Mercedes A-Klasse gemein gemacht hatte, haben sie zu Recht Verrat an den alten Idealen gewittert. Und die Preise für gebrauchte Heckschleudern aus den früheren Generationen gingen in die Höhe.
Jetzt bekennen sich die Bayern wieder zur wahren Lehre, erinnern sich noch einmal an den legendären 2002 und seine Nachfahren und bringen mit dem 2er Coupé den Heckantrieb in die Kompaktklasse zurück. Denn der Zweitürer, der ab Herbst in Mexiko gebaut wird und deshalb zunächst in den USA in den Handel kommt, basiert nicht auf 1er und 2er, sondern auf 3er und 4er – das verheißt entsprechend viel Fahrfreude. Allerdings in Deutschland erst ab Februar 2022 und nicht unter einem Preis von knapp 40 000 Euro.
Stämmiger als der Vorgänger steht er obendrein da, schließlich ist nicht nur der Radstand um fünf Zentimeter gewachsen, sondern auch die Spurweite hat ganz schön zugelegt: Vorne wächst sie um satte fünf und hinten um drei Zentimeter. Nur eines haben die Bayern dankenswerterweise nicht übernommen: Anders als beim Vierer verbirgt sich unter der Prototypen-Tarnung keine krankhaft überzeichnete Riesenniere. Der Zweier schaut schlank und rank in den Rückspiegel des Vordermanns.
„Wir feiern das Comeback der Fahrmaschine“, freut sich Jos van As, der unter den BMW-Entwicklern die Fahrdynamik verantwortet und zur ersten Ausfahrt mit einem Prototypen des 230i bittet: Mit quietschenden Reifen, dem ungestümen Elan eines pubertierenden Teenagers und der Kraft seines zwei Liter großen Vierzylinders verlässt er in freudiger Erwartung das Testgelände und streunt lustvoll über einsame Landstraßen, als wäre der Ernst des Lebens nur eine ferne Drohung.
Wo schon Dreier und Vierer der Maßstab für Fahrspaß in ihrer Klasse sind, wirkt der Zweier noch eine Nummer agiler und aggressiver: Zwei Handbreit kürzer als ein Vierer und obendrein noch ein paar Zentner leichter, ist er der Straße noch enger verbunden, lenkt vor Kurven leichter ein und beschleunigt danach noch besser wieder heraus. Präzise und aufgeweckt und dabei trotzdem so gelassen, dass der Fahrer bei allem Engagement noch immer entspannt bleibt.
Dafür muss man das Coupé nicht erst in den Grenzbereich führen. Selbst bei 60, 70 Sachen im dritten, vierten Gang liegt er besser in der Hand als seine Namensvettern auf der Frontantriebsplattform, reagiert feinfühliger auf Lenkung, Gas und Fahrbahn und wirkt auf den Fahrer wie ein Schluck Espresso am Morgen. Dazu ein ausgefuchstes Fahrwerk mit hubabhängigen Dämpfern, vergrößertem Sturz und eine Aerodynamik mit reichlich Abtrieb – fertig ist die ultimative Fahrmaschine.
Und dabei ist der 230i nur die milde Röstung. Denn für die zweite Runde holt Jos van As den M240i aus der Garage, der dem Ideal noch näher kommt. Steckt unter seiner Haube doch ein traditioneller Reihensechszylinder. Selbst wenn der 374 PS starke Drei-Liter seine Kraft nicht allein an die Hinterräder abgibt, ist der xDrive doch nicht als Spaßbremse ausgelegt und nur auf Traktion bedacht. Wer sich durch die verschiedenen Fahrprofile toggelt, der erlebt auch den Allradler als feurigen Tänzer mit einer äußerst flotten Kehrseite.
Dass der M240i auf der Geraden zum Schrecken der Schnellfahrer taugt, versteht sich von selbst: Wo schon der 230er den Sprint in 5,9 Sekunden schafft, braucht er nur noch 4,5 Sekunden und wird so gar vollends zum rebellierenden Teenager, der den alten Säcken auf der linken Spur mal zeigt, wo der Hammer hängt.
Zwar ist das Coupé schon jetzt das agilste Auto der erweiterten Kompaktklasse und treibt die Mundwinkel näher an die Ohren, als es selbst die getunten Modelle der Konkurrenz können. Doch wollen es die Bayern dabei nicht belassen: Auch bei der M GmbH wärmen sie schon die Stimmbänder vor und singen sich für das Hohelied der Fahrfreude ein: Spätestens Ende nächsten Jahres gibt es das Coupé deshalb auch wieder als M2.