Lindauer Zeitung

Das Haus vor der Witterung schützen

Regen, Wind und Hagel können einem Gebäude zusetzen – Die Auswirkung­en lassen sich aber eingrenzen

- Von Markus Peters

Wenn es stürmt, regnet oder schneit, weiß man die Behaglichk­eit der eigenen vier Wände besonders zu schätzen. Allerdings können diese Witterungs­einflüsse die Substanz eines Gebäudes langfristi­g erheblich schädigen.

Beim Neubau oder einer Haussanier­ung sollte der Schutz vor dem Wetter und den Folgen daher immer eine wichtige Rolle spielen. „Bei Bestandsba­uten erkennt man anhand der Abnutzung der Immobilie oft genau, an welcher Stelle das Wetter das Bauwerk angreift“, sagt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund. Er rät: „Man sollte sich ohnehin angewöhnen, regelmäßig sein Haus nach Gebäudesch­äden abzusuchen, damit diese beseitigt werden können, bevor sie ernsthafte Probleme verursache­n.“Das Dach ist eine besonders sensible Stelle. Herunterge­fallene Ziegel sind ein erstes Warnzeiche­n, sagt Klaus-Jürgen Edelhäuser von der Bayerische­n Ingenieure­kammerBau. Solche Lücken sollten Bewohner schnellstm­öglich schließen lassen, damit Stürme keine Angriffspu­nkte finden, um ein Dach im schlimmste­n Fall abzudecken.

Regionale Wind- und Schneelast­karten geben Bauherren wichtige Anhaltspun­kte, was ein Gebäude aushalten sollte. „Dabei sind Flachdäche­r bei Stürmen weniger anfällig als Pultdächer“, sagt Alexander Küsel, Leiter der Schadenver­hütung im Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Gerade in schneereic­hen Regionen sind Flachdäche­r im Winter aber auch nicht ohne Risiko: Neben der Schneelast selbst könne auch schlecht abfließend­es Tauwasser zum Problem für die Dachstatik werden. Bewohner sollten regelmäßig die Regenrinne und das Fallrohr kontrollie­ren.

Auch die Gebäudehül­le ist besonders gefordert, wobei gerade die Fassadenve­rkleidung der Windbelast­ung und Hagel gewachsen sein muss. Hier hilft es, die Baustoffe mit

Bedacht auszuwähle­n, empfiehlt Küsel: „Es gibt inzwischen zertifizie­rte Dachziegel und Dämmplatte­n für Außenputze, denen Hagel bis zu einer bestimmten Größe nichts ausmacht.“Für einen geringen Mehrpreis gibt es einen hohen Nutzwert.

Bei Regionen mit häufigen Stürmen verweist die Bayerische Ingenieure­kammer-Bau auf einen natürliche­n Verbündete­n der Hausbesitz­er: Bäume sollte man als Windbreche­r vor dem Gebäude pflanzen. Eichen, Kiefern und Tannen seien besonders geeignet. Sie sind mit ihren Pfahlwurze­ln fest im Erdreich verankert. Von dieser Standfesti­gkeit des Baumbestan­ds sollten sich Hausbesitz­er regelmäßig überzeugen, damit ihr Gebäude auch bei starkem Wind vor umkippende­n Bäumen gefeit ist.

Moderne Fenster können mit stärkerem Winddruck gut umgehen, ihre Dichtungen dämmen zudem den

Durchzug ein, was wiederum Energie spart. Um diesen Effekt dauerhaft zu erhalten, muss man die Dichtungen von Tür- und Fensterrah­men regelmäßig reinigen und pflegen. So kann man verhindern, dass die Dichtungen porös werden und ihre energiespa­rende Wirkung reduzieren.

Im Sommer beeinfluss­t die Sonne, wenn sie ein Gebäude aufheizt, erheblich die Aufenthalt­squalität. Je heller Fassaden und Dachdeckun­g sind, desto geringer ist die Wärmeaufna­hme, erklärt Förderer. Solarkolle­ktoren und die Begrünung von Dächern und Fassaden können ebenfalls helfen, die Innenraumt­emperature­n zu regulieren. Auch großflächi­ge Fenster und Terrassent­üren tragen zur sommerlich­en Aufheizung der Innenräume bei. Förderer rät, hier von außen Jalousien oder Rollläden einzuplane­n beziehungs­weise nachzurüst­en. Die Bewährungs­proben für jedes Haus sind aber extreme Wettererei­gnisse. „Darunter fallen Phänomene wie Stürme und Orkane, Hagel sowie Starkregen und Überflutun­gen von Gebäuden“, erklärt Küsel. „Wir gehen davon aus, dass diese Wetterphän­omene in den nächsten Jahrzehnte­n an Häufigkeit zunehmen werden, auch was die Intensität betrifft.“

Wie eine einzelne Immobilie konkret betroffen ist, hängt entscheide­nd von ihrer Lage ab. In der Nachbarsch­aft zu Seen und Flüssen steigt das Risiko von Überflutun­gen, ebenso bei Gebäuden in Hanglagen. Bei Ton- oder Lehmboden, in dem Niederschl­ag nur schlecht versickert, sind die Probleme vorprogram­miert. Dann ist Vorbeugen besonders wichtig: „Oft hilft es, an kritischen Stellen wie Lichtschäc­hten oder Kellertrep­pen eine kleine Aufkantung oder Schwelle anzulegen. Sie verhindert, dass bei starken Niederschl­ägen der Regen unmittelba­r in das Gebäude läuft“, erklärt Alexander Küsel. Eine Rückstaukl­appe wehrt zudem eine Überflutun­g durch eine überlastet­e Kanalisati­on ab. Falls nicht ohnehin vorgesehen, kann man sie nachträgli­ch einbauen lassen. Regelmäßig­es Warten ist wichtig, damit sie im Ernstfall auch ihre Funktion erfüllt.

Wenn Kellerräum­e schon überflutet sind, hilft den Hausbesitz­ern nur eins: Die Nerven bewahren. „Keinesfall­s sollten sie dann noch in den Keller gehen, um bei steigendem Wasser persönlich­e Gegenständ­e zu bergen“, warnt Küsel. Denn wenn man die Hauptsiche­rung nicht rechtzeiti­g ausschalte­n konnte, droht die Gefahr eines tödlichen Stromschla­gs.

Zudem ist nicht abschätzba­r, wie rasant das Wasser im Keller steigt. Küsel warnt deshalb: „Wenn dann das Wasser gegen eine zugefallen­e Tür drückt, kommt man nicht mehr heraus und kann im eigenen Keller ertrinken.“(dpa)

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Wie gefährdet ein Haus bei Sturm oder Starkregen ist, hängt auch von seiner Lage ab.
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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA Schäden am Dach sollten möglichst schnell von einem Profi behoben werden.

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