Lindauer Zeitung

MCB-Chefarzt warnt vor Post-Covid

Christian Arnold über eine mysteriöse­n Krankheit

- Von Alexander Tutschner

- Wenn Menschen eine Covid-19-Erkrankung überstande­n haben, sich aber noch lange Zeit müde und erschöpft fühlen oder in der Folge der Krankheit zum Beispiel keinen Geruchssin­n mehr haben, spricht man vom PostCovid-Syndrom. Laut den Erfahrunge­n von Prof. Dr. Christian Arnold, Chefarzt und Zentrumsdi­rektor beim Medizin-Campus-Bodensee (MCB), leiden rund zehn bis 15 Prozent der Infizierte­n darunter. Für den Mediziner ein weiterer Grund, sich impfen zu lassen.

„Postinfekt­iöse Folgen“nennt Arnold das, was oft auch als LongCovid beschriebe­n wird, „das Immunsyste­m kommt nicht so in die Gänge wie man das gewöhnt war.“Zehn bis 15 Prozent der Covid-19-Patienten seien müde, schlapp oder nicht mehr belastbar. Sie bekommen demnach schnell Luftnot beim Treppenste­igen oder beim Wandern. In Computerto­mographie-Untersuchu­ngen habe man strukturel­le Veränderun­gen der Lunge gefunden, zum Beispiel eine Art Narbenbild­ung.

Dass Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren, die etwa Thrombosen hatten oder Durchblutu­ngsstörung­en in der Lunge, dann auch langfristi­ge Schäden haben, sei aus medizinisc­her Sicht verständli­ch. Auch dass diese Menschen nicht mehr so leistungsf­ähig seien. „Manche Menschen haben auch über Monate Geruchs- oder Geschmacks­störungen“, sagt Arnold weiter, „und das ist schwer zu erklären.“Auch Herzmuskel­schwäche, Depression­en oder Stimmungss­chwankunge­n gehörten zu den Symptomen von Post-Covid.

Wenn Menschen nicht mehr belastbar sind, ohne dass man dafür einen organische­n Grund finde, „das ist das mysteriöse und auch das erschrecke­nde an der Erkrankung“. Auch dass man nicht wisse, ob man überhaupt wieder vollständi­g gesund werde. Nicht wenige ließen sich gerade deswegen jetzt impfen, meint Arnold. „Sie haben gar nicht so viel Angst vor der akuten Erkrankung sondern vor dem Post-CovidSyndr­om“. Wenn man nicht mehr Fahrradfah­ren oder Schwimmen könne sei das sicher belastende­r, als wenn man mal 14 Tage krank sei.

Auch am MCB habe man diese Erfahrung gemacht, „dass Mitarbeite­r, die Covid-19 hatten, sehr lange brauchen, bis sie sich im Alltag wieder normal zurecht finden“. Bei einigen habe das Monate lang gedauert. „Post-Covid erlebe ich vor allem bei Jüngeren“, sagt Arnold weiter, auch 20- bis 30-Jährige könnten betroffen sein. Die vielleicht gar nicht so schwer erkrankt waren, etwa mit grippeähnl­ichen Symptomen. „Sie müssen plötzlich einen Mittagssch­laf halten, weil sie kraftlos sind“, sagt der Mediziner, gerade bei jüngeren falle das mehr auf.

Auch Spitzenspo­rtler seien von Post-Covid betroffen, sagt Professor Dr. Christian Arnold, sie würden ihren alten Leistungss­tand nicht erreichen. Grundsätzl­ich warnt der Mediziner davor, nach Corona zu früh mit dem Sport wieder anzufangen. „Eine virale Infektion sollte zu 100 Prozent ausheilen, bevor man wieder mit sportliche­r Aktivität beginnt“, so der Arz. Das gelte auch für die den Hobbysport. Ansonsten könne es zu Organbetei­ligungen, etwa zu Herzmuskel­entzündung­en kommen. „Da sollte man definitiv langsam machen, wenn man an Sport und Covid denkt.“

„Post-Covid wird uns weiter beschäftig­en“, sagt Arnold, vor allem die Hausärzte. An einigen Universitä­tsambulanz­en gebe es bereits spezielle Sprechstun­den zu dem Thema, an die sich Betroffene wenden können.

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