MCB-Chefarzt warnt vor Post-Covid
Christian Arnold über eine mysteriösen Krankheit
- Wenn Menschen eine Covid-19-Erkrankung überstanden haben, sich aber noch lange Zeit müde und erschöpft fühlen oder in der Folge der Krankheit zum Beispiel keinen Geruchssinn mehr haben, spricht man vom PostCovid-Syndrom. Laut den Erfahrungen von Prof. Dr. Christian Arnold, Chefarzt und Zentrumsdirektor beim Medizin-Campus-Bodensee (MCB), leiden rund zehn bis 15 Prozent der Infizierten darunter. Für den Mediziner ein weiterer Grund, sich impfen zu lassen.
„Postinfektiöse Folgen“nennt Arnold das, was oft auch als LongCovid beschrieben wird, „das Immunsystem kommt nicht so in die Gänge wie man das gewöhnt war.“Zehn bis 15 Prozent der Covid-19-Patienten seien müde, schlapp oder nicht mehr belastbar. Sie bekommen demnach schnell Luftnot beim Treppensteigen oder beim Wandern. In Computertomographie-Untersuchungen habe man strukturelle Veränderungen der Lunge gefunden, zum Beispiel eine Art Narbenbildung.
Dass Menschen, die schwer an Covid-19 erkrankt waren, die etwa Thrombosen hatten oder Durchblutungsstörungen in der Lunge, dann auch langfristige Schäden haben, sei aus medizinischer Sicht verständlich. Auch dass diese Menschen nicht mehr so leistungsfähig seien. „Manche Menschen haben auch über Monate Geruchs- oder Geschmacksstörungen“, sagt Arnold weiter, „und das ist schwer zu erklären.“Auch Herzmuskelschwäche, Depressionen oder Stimmungsschwankungen gehörten zu den Symptomen von Post-Covid.
Wenn Menschen nicht mehr belastbar sind, ohne dass man dafür einen organischen Grund finde, „das ist das mysteriöse und auch das erschreckende an der Erkrankung“. Auch dass man nicht wisse, ob man überhaupt wieder vollständig gesund werde. Nicht wenige ließen sich gerade deswegen jetzt impfen, meint Arnold. „Sie haben gar nicht so viel Angst vor der akuten Erkrankung sondern vor dem Post-CovidSyndrom“. Wenn man nicht mehr Fahrradfahren oder Schwimmen könne sei das sicher belastender, als wenn man mal 14 Tage krank sei.
Auch am MCB habe man diese Erfahrung gemacht, „dass Mitarbeiter, die Covid-19 hatten, sehr lange brauchen, bis sie sich im Alltag wieder normal zurecht finden“. Bei einigen habe das Monate lang gedauert. „Post-Covid erlebe ich vor allem bei Jüngeren“, sagt Arnold weiter, auch 20- bis 30-Jährige könnten betroffen sein. Die vielleicht gar nicht so schwer erkrankt waren, etwa mit grippeähnlichen Symptomen. „Sie müssen plötzlich einen Mittagsschlaf halten, weil sie kraftlos sind“, sagt der Mediziner, gerade bei jüngeren falle das mehr auf.
Auch Spitzensportler seien von Post-Covid betroffen, sagt Professor Dr. Christian Arnold, sie würden ihren alten Leistungsstand nicht erreichen. Grundsätzlich warnt der Mediziner davor, nach Corona zu früh mit dem Sport wieder anzufangen. „Eine virale Infektion sollte zu 100 Prozent ausheilen, bevor man wieder mit sportlicher Aktivität beginnt“, so der Arz. Das gelte auch für die den Hobbysport. Ansonsten könne es zu Organbeteiligungen, etwa zu Herzmuskelentzündungen kommen. „Da sollte man definitiv langsam machen, wenn man an Sport und Covid denkt.“
„Post-Covid wird uns weiter beschäftigen“, sagt Arnold, vor allem die Hausärzte. An einigen Universitätsambulanzen gebe es bereits spezielle Sprechstunden zu dem Thema, an die sich Betroffene wenden können.