Lindauer Zeitung

Südwesten streitet mit Berlin über die Impfstoffv­erteilung

Baden-Württember­g pocht auf mehr Dosen – Kinder könnten ab 7. Juni geimpft werden

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(dpa/epd) Die Corona-Impfkampag­ne im Südwesten läuft noch immer nicht so, wie sie soll. Erneut hat sich die Landesregi­erung beim Bund über Impfstoffl­ieferungen beschwert. Diesmal geht es beim Zwist zwischen Stuttgart und Berlin um die Verteilung der Impfdosen auf die Bundesländ­er. Baden-Württember­g habe bis einschließ­lich Kalenderwo­che 20 rund 95 000 Dosen Impfstoff weniger bekommen, als dem Land gemäß Bevölkerun­gsschlüsse­l zustünden, teilte eine Sprecherin von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) am Donnerstag in Stuttgart mit. Dies gehe aus einem Bericht des Paul-EhrlichIns­tituts hervor. In Berlin beschlosse­n derweil Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten der Länder, dass bald auch Kinder und Jugendlich­e ab 12 Jahren geimpft werden sollen. Bund und Länder stellen ein Impfangebo­t bis Ende des Sommers in Aussicht.

Hintergrun­d des Streits zwischen Stuttgart und Berlin sind nicht abgerufene Impfdosen von niedergela­ssenen Ärzten im Land. Sollten Ärzte Impfstoff nicht abrufen, müsse dieser an die Impfzentre­n des Landes gehen und nicht an Ärzte in anderen Bundesländ­ern. Die Sprecherin des Ministeriu­ms nannte etwa Nordrhein-Westfalen. Zugleich seien die Impfzentre­n in Baden-Württember­g derzeit nur zu rund 60 Prozent ausgelaste­t. Lucha hatte sich in dieser Sache bereits an Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) gewandt.

Widerspruc­h kam von den Ärzten. Dass die Mediziner weniger Impfstoff abgerufen hätten, könne er so nicht bestätigen, sagte ein Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Baden-Württember­g am Donnerstag. Die Lage sei unterschie­dlich. Es gebe Ärzte, die weniger Impfstoff erhalten hätten als bestellt.

Auch bei Kindern und Jugendlich­en dürfte diese Frage relevant werden. Wie Kanzlerin Merkel nach dem Impfgipfel in Berlin mitteilte, haben sie die Möglichkei­t, sich ab dem Ende der Priorisier­ung, also in der Regel ab dem 7. Juni, um einen Impftermin bei den niedergela­ssenen Ärzten oder auch in den Impfzentre­n zu bemühen. Merkel sagte dies in der Annahme, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer sehr bald von der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA auch für Kinder und Jugendlich­e ab 12 zugelassen wird.

Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD), der Chef der Ministerpr­äsidentenk­onferenz, stellte jedoch klar, dass es „keine zusätzlich­en Impfstoffe“gebe. Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) betonte, dass es keine Impfpflich­t gebe. Das Gesundheit­sministeri­um geht davon aus, dass sich 60 Prozent der Kinder und Jugendlich­en impfen lassen wollen.

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