Lindauer Zeitung

Saubere Investitio­n in die Sonne

Photovolta­ikanlagen können stattliche Renditen erzielen – Das muss beachtet werden

- Von Matthias Kutzscher

- Immobilien­preise erreichen immer neue Höchststän­de, Aktien werden stetig teurer und Festgeld wirft so gut wie keine Zinsen mehr ab. Daher suchen Anleger Alternativ­en. Hausbesitz­er können mit der Sonne kalkuliere­n. Denn die Investitio­n in Solaranlag­en macht sich bezahlt: durch Klimaschut­z und Gewinne.

Es ist der Mix aus fallendem Finanzaufw­and, gesparten Stromkoste­n und Einspeisev­ergütung, der die Rendite bestimmt. So haben sich die Preise für Solaranlag­en in den vergangene­n zehn Jahren halbiert. Das hat das Solar Cluster Baden-Württember­g Anfang 2021 ermittelt. Für eine Komplettan­lage bis zehn Kilowattst­unden Leistung müssten heute nur noch im Schnitt 1200 Euro pro Kilowattst­unde kalkuliert werden. Hinzu kommen die geringeren Stromgeste­hungskoste­n: Neue Anlagen produziere­n der Klimaschut­zagentur Niedersach­sen zufolge eine Kilowattst­unde für etwa 15 Cent. Wer Energie für Herd, Waschmasch­ine oder Licht vom Stadtwerk bezieht, muss zwölf bis 15 Cent mehr überweisen.

Addiert man die Einspeisev­ergütung hinzu, mit der der Staat erneuerbar­e Energien fördert, kann sich nach Berechnung­en des Solar Cluster Baden-Württember­g eine jährliche Rendite von fünf Prozent ergeben. „Die Investitio­n ist nach rund 15 Jahren über die Einspeisev­ergütung und den geringeren Bezug von Strom aus dem Netz abgezahlt“, sagt Franz Pöter, Geschäftsf­ührer von Solar Cluster. „Danach liefert sie mindestens für weitere zehn bis 15 Jahre günstigen Strom.“

Für die Wirtschaft­lichkeit einer Anlage ist der Strompreis entscheide­nd. In den vergangene­n Jahren sind die Energiekos­ten kontinuier­lich nach oben gegangen. Weiter so stark werden die Preise aber wohl nicht steigen. Zum einen gehen die Kosten für die Energiewen­de runter, denn immer mehr ältere Anlagen fallen aus der Förderung und reduzieren damit die EEG-Umlage. Um die wirtschaft­lichen Folgen der CoronaKris­e zu bekämpfen, hat die Bundesregi­erung 2020 zudem ein Konjunktur­paket beschlosse­n, das auch Stromkunde­n entlasten soll.

Vereinfach­tes Beispiel: Eine Familie möchte auf ihrem Einfamilie­nhaus eine große Photovolta­ikanlage ohne Speicher errichten. Mit dem Photovolta­ikrechner der Stiftung Warentest kann sie die mögliche Rendite ermitteln. Für die Anschaffun­g der Zehn-Kilowattpe­ak-Anlage fallen 13 000 Euro plus Mehrwertst­euer an. Der jährliche Stromertra­g der geplanten Anlage beträgt 950 Kilowattst­unden pro Kilowattpe­ak, wobei die Familie 20 Prozent des erzeugten Stroms selbst verbraucht. An ihren Stromverso­rger zahlt sie derzeit einen Strompreis von 28 Cent pro Kilowattst­unde. Bei einer Einspeisev­ergütung von aktuell 7,81

Cent pro Kilowattst­unde und unter Berücksich­tigung von Steuervort­eilen und Strompreis­erhöhungen kann die Familie mit einer Eigenkapit­alrendite nach Steuern von 4,69 Prozent rechnen und innerhalb von 20 Jahren 7310 Euro Überschüss­e erwirtscha­ften.

Immer häufiger kommen heute Batteriesp­eicher in Photovolta­ik-Anlagen zur Anwendung. Da sich die Einspeisun­g von Strom ins Netz wegen der sinkenden Vergütung quasi nicht mehr lohnt, kann es sich rechnen, die Eigenverbr­auchsrate zu steigern. Ohne Akku kann man zwischen 20 und 30 Prozent des selbst erzeugten Stroms nutzen, mit Batterie lässt sich der Anteil auf 70 bis 80 Prozent steigern.

Den Strombedar­f eines Vier-Personen-Haushalts mit etwa 4500 Kilowattst­unden pro Jahr kann ein Speicher mit einer Leistung von vier bis sechs Kilowattpe­ak (kWp) decken. Laut Speichermo­nitoring-Bericht der RWTH Aachen fallen die Speicherpr­eise stetig. Hochwertig­e Systeme sind heute schon für 900 Euro pro kWp zu haben.

Bei diesen Kosten sind Speicher laut Ralf Kalisch aber noch nicht wirtschaft­lich. Erst bei deutlich unter 800 Euro pro kWp würden sich Batterien im Eigenheim bezahlt machen, sagt der Energieber­ater der Verbrauche­rzentrale Niedersach­sen. Die Investitio­nskosten lassen sich unter Umständen durch Förderprog­ramme der bundeseige­nen KfW-Bank oder der Länder reduzieren. Grundsätzl­ich gilt: Je intensiver Speicher genutzt werden, desto wirtschaft­licher sind sie. Das geht zum Beispiel mit einem Elektroaut­o, wenn dieses tagsüber geladen wird. Denn dann kann die Solaranlag­e den Speicher mehrmals am Tag füllen.

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FOTO: IMAGO IMAGES Die Photovolta­ikanlage auf dem Dach kann sich auch unter Renditeges­ichtspunkt­en sehen lassen.

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