Aus den Lustgärten des Orients in die Parks des Westens
Experten geben Tipps, damit Flieder Jahr für Jahr üppig wächst und blüht
(dpa) - Wenn der Flieder im Wind wiegt, verströmen seine Blüten einen betörenden Duft. Es gibt viele Sorten. Bei richtiger Pflege wachsen die Gehölze üppig.
Aus der Ferne betrachtet, erinnert die Blütenfülle des Flieders an eine schäumende Woge auf dem Meer. Dabei liegt ein typischer Duft in der Luft. Der Flieder steht für viele Menschen für Romantik.
Der Edelflieder ist in Gärten häufig verbreitet. Er hat viele Bauerngärten geprägt, gehört zu den bekanntesten Fliedern und bereichert mit seinen duftenden Blüten jeden Garten. Sein Wuchs bringt zum Teil aber Probleme mit sich. „Die Jungtriebe des sehr hitzeverträglichen Sonnenstrauches wachsen gezielt dem Licht entgegen“, sagt Robert Markley vom Verband der Gartenbaumschulen. „Erst später beruhigt sich dieser Drang, in die Höhe zu wachsen.“Im Alter entwickeln die Sträucher eine rundliche, breit ausladende Gestalt. Zum Teil bildet der Flieder dann Ausläufer – aus der Erde wachsen neue Triebe heran. Diese sollte man regelmäßig entfernen, rät Markley. Es sei denn, der Flieder soll eine Hecke bilden.
„Früher war Flieder ein weit verbreiteter Wind- und Heckenstrauch.“Dieser Anwendungsbereich sei leider in Vergessenheit geraten. So dominieren in diesem Bereich meist Liguster und Kirschlorbeer. „Dabei breiten sich die Wurzeln des Flieders tief und zugleich oberflächennah aus“, sagt Markley. Der so entstehende Wurzelfilz sei ein bewährter Bodensicherer.
Grundsätzlich bevorzugt der Flieder einen kalkhaltigen, nahrhaften Untergrund. „Sandige Böden sind aber letztlich kein Problem“, erklärt Michael Schwerdtfeger, Gartenkustos des Alten Botanischen Gartens der Georg-August-Universität Göttingen. Auch in Norddeutschland gebe es Landstriche mit sandigen Böden, die der Flieder prägt. Schwerdtfeger stellt den Bezug zu den kargen Steppenböden der natürlichen Verbreitungsgebiete
her. Die große Gattung Syringa sei in den Steppen Vorderasiens bis hin nach Osteuropa verbreitet. „Die Pflanzen wachsen in Halbwüstengebieten“, so Schwerdtfeger. Mit ihrer Vorliebe für warme, trockene Böden kommen sie auch in Zeiten von heißen Sommern gut klar.
„Der Flieder hat seine Karriere als duftende Pflanze in orientalischen Lustgärten begonnen“, erläutert
Schwerdtfeger. Ähnlich wie Tulpen und Rosskastanien gelangte der Flieder im Jahr 1560 aus den Lustgärten in Konstantinopel in die Gärten und Parks im Westen. Dort habe die Pflanze wohl viel Eindruck hinterlassen. „In einem der berühmten Pflanzenbücher des Barocks, dem Hortus Eystettensis, ziert diese Pflanze die erste Seite“, sagt Michael Schwerdtfeger.
Die Blüte kostet die Hybriden viel Kraft. Daher sind Kompostgaben im Frühling willkommen. Alternativ könne man mit Hornspänen düngen. „Dank seines hohen Ausschlagvermögens ist der Flieder ausgesprochen schnittfest“, sagt Markley. Ein regelmäßiger Schnitt der Zweige, etwa um die Blüten in die Vase zu stellen, sorge automatisch für eine Verjüngung der Pflanzen.
Wer keine Zweige für die Vase schneidet, führt den Schnitt direkt nach der Blüte durch. An den neuen Trieben entwickeln sich im Herbst die Blütenknospen für das darauffolgende Jahr. Wer einen Schnitt in den Wintermonaten durchführt, sollte wissen: Dieser hat immer einen Verlust an Blütenknospen zur Folge.
Mit den Jahren lässt die Vitalität der Sträucher nach – dann ist es Zeit für eine Verjüngungskur. „Alte Sträucher, die ausreichend Sonnenlicht erhalten, können im zeitigen Frühjahr bis ins alte Holz zurückgeschnitten werden“, erklärt Markley. Ist der Neuaustrieb sehr stark, sollte man deren Anzahl reduzieren. So baut sich der Strauch wieder auf.
Bei den Edelflieder-Sorten (Syringa vulgaris Hybriden) dominieren Klassiker. Markley zählt einige auf: „Andenken an Ludwig Späth“mit lilarosa Blüten, „Charles Joly“mit purpurroten, gefüllten Blüten, „Katherine Havemeyer“mit lilarosa, gefüllten Blüten sowie „Madame Lemoine“mit weißen, gefüllten Blüten. Die Sorte „Michel Buchner“hat lila, gefüllte Blüten, bei „Primrose“sind die Blüten hellgelb. Der Edelflieder wird durchaus fünf Meter hoch. Es gibt aber auch Arten, die klein bleiben – beispielsweise der zierliche Zwerg-Duftflieder. Markley beschreibt ihn als „asiatisches Gartenjuwel“. „Aufgrund seiner Trockenheitsverträglichkeit und der Frosthärte hat er sich als Kübelgehölz einen Namen gemacht“, sagt Markley.
Eine deutlich längere Blütezeit hat der Herbstflieder. Nach der Hauptblüte im Juni blüht er kontinuierlich bis in den Herbst nach. Markley beschreibt ihn als „wuchsdiszipliniert“. Er erklärt: „Er lockt neben den Fans von Duftpflanzen zahlreiche Bienen an.“
Für Flieder-Enthusiasten gebe es seit einigen Jahren wieder Spezialanbieter, die sich der Sortenfülle des 19. Jahrhunderts angenommen haben, erklärt Markley. Dadurch können sie eine reiche Auswahl anbieten. Zudem gibt es zahlreiche Wildarten. Besonders ist beispielsweise der Japanische Flieder (S. reticulata). Die Blüten sind klein, cremefarben und riechen nach Liguster. Ihr Duft sei nicht so angenehm – und lockt Fliegen als Bestäuber an, vermutet Michael Schwerdtfeger. Der Persische Flieder habe neben duftenden Blüten besonders schönes Laub, erzählt Schwerdtfeger. „Ähnlich wie beim Jasmin sind die Blätter fein gefiedert.“Diese Blattform sei typisch für die Pflanzenfamilie der Ölbaumgewächse, zu denen beide Pflanzen gehören.