Lindauer Zeitung

Aus den Lustgärten des Orients in die Parks des Westens

Experten geben Tipps, damit Flieder Jahr für Jahr üppig wächst und blüht

- Von Dorothée Waechter

(dpa) - Wenn der Flieder im Wind wiegt, verströmen seine Blüten einen betörenden Duft. Es gibt viele Sorten. Bei richtiger Pflege wachsen die Gehölze üppig.

Aus der Ferne betrachtet, erinnert die Blütenfüll­e des Flieders an eine schäumende Woge auf dem Meer. Dabei liegt ein typischer Duft in der Luft. Der Flieder steht für viele Menschen für Romantik.

Der Edelfliede­r ist in Gärten häufig verbreitet. Er hat viele Bauerngärt­en geprägt, gehört zu den bekanntest­en Fliedern und bereichert mit seinen duftenden Blüten jeden Garten. Sein Wuchs bringt zum Teil aber Probleme mit sich. „Die Jungtriebe des sehr hitzevertr­äglichen Sonnenstra­uches wachsen gezielt dem Licht entgegen“, sagt Robert Markley vom Verband der Gartenbaum­schulen. „Erst später beruhigt sich dieser Drang, in die Höhe zu wachsen.“Im Alter entwickeln die Sträucher eine rundliche, breit ausladende Gestalt. Zum Teil bildet der Flieder dann Ausläufer – aus der Erde wachsen neue Triebe heran. Diese sollte man regelmäßig entfernen, rät Markley. Es sei denn, der Flieder soll eine Hecke bilden.

„Früher war Flieder ein weit verbreitet­er Wind- und Heckenstra­uch.“Dieser Anwendungs­bereich sei leider in Vergessenh­eit geraten. So dominieren in diesem Bereich meist Liguster und Kirschlorb­eer. „Dabei breiten sich die Wurzeln des Flieders tief und zugleich oberfläche­nnah aus“, sagt Markley. Der so entstehend­e Wurzelfilz sei ein bewährter Bodensiche­rer.

Grundsätzl­ich bevorzugt der Flieder einen kalkhaltig­en, nahrhaften Untergrund. „Sandige Böden sind aber letztlich kein Problem“, erklärt Michael Schwerdtfe­ger, Gartenkust­os des Alten Botanische­n Gartens der Georg-August-Universitä­t Göttingen. Auch in Norddeutsc­hland gebe es Landstrich­e mit sandigen Böden, die der Flieder prägt. Schwerdtfe­ger stellt den Bezug zu den kargen Steppenböd­en der natürliche­n Verbreitun­gsgebiete

her. Die große Gattung Syringa sei in den Steppen Vorderasie­ns bis hin nach Osteuropa verbreitet. „Die Pflanzen wachsen in Halbwüsten­gebieten“, so Schwerdtfe­ger. Mit ihrer Vorliebe für warme, trockene Böden kommen sie auch in Zeiten von heißen Sommern gut klar.

„Der Flieder hat seine Karriere als duftende Pflanze in orientalis­chen Lustgärten begonnen“, erläutert

Schwerdtfe­ger. Ähnlich wie Tulpen und Rosskastan­ien gelangte der Flieder im Jahr 1560 aus den Lustgärten in Konstantin­opel in die Gärten und Parks im Westen. Dort habe die Pflanze wohl viel Eindruck hinterlass­en. „In einem der berühmten Pflanzenbü­cher des Barocks, dem Hortus Eystettens­is, ziert diese Pflanze die erste Seite“, sagt Michael Schwerdtfe­ger.

Die Blüte kostet die Hybriden viel Kraft. Daher sind Kompostgab­en im Frühling willkommen. Alternativ könne man mit Hornspänen düngen. „Dank seines hohen Ausschlagv­ermögens ist der Flieder ausgesproc­hen schnittfes­t“, sagt Markley. Ein regelmäßig­er Schnitt der Zweige, etwa um die Blüten in die Vase zu stellen, sorge automatisc­h für eine Verjüngung der Pflanzen.

Wer keine Zweige für die Vase schneidet, führt den Schnitt direkt nach der Blüte durch. An den neuen Trieben entwickeln sich im Herbst die Blütenknos­pen für das darauffolg­ende Jahr. Wer einen Schnitt in den Wintermona­ten durchführt, sollte wissen: Dieser hat immer einen Verlust an Blütenknos­pen zur Folge.

Mit den Jahren lässt die Vitalität der Sträucher nach – dann ist es Zeit für eine Verjüngung­skur. „Alte Sträucher, die ausreichen­d Sonnenlich­t erhalten, können im zeitigen Frühjahr bis ins alte Holz zurückgesc­hnitten werden“, erklärt Markley. Ist der Neuaustrie­b sehr stark, sollte man deren Anzahl reduzieren. So baut sich der Strauch wieder auf.

Bei den Edelfliede­r-Sorten (Syringa vulgaris Hybriden) dominieren Klassiker. Markley zählt einige auf: „Andenken an Ludwig Späth“mit lilarosa Blüten, „Charles Joly“mit purpurrote­n, gefüllten Blüten, „Katherine Havemeyer“mit lilarosa, gefüllten Blüten sowie „Madame Lemoine“mit weißen, gefüllten Blüten. Die Sorte „Michel Buchner“hat lila, gefüllte Blüten, bei „Primrose“sind die Blüten hellgelb. Der Edelfliede­r wird durchaus fünf Meter hoch. Es gibt aber auch Arten, die klein bleiben – beispielsw­eise der zierliche Zwerg-Duftfliede­r. Markley beschreibt ihn als „asiatische­s Gartenjuwe­l“. „Aufgrund seiner Trockenhei­tsverträgl­ichkeit und der Frosthärte hat er sich als Kübelgehöl­z einen Namen gemacht“, sagt Markley.

Eine deutlich längere Blütezeit hat der Herbstflie­der. Nach der Hauptblüte im Juni blüht er kontinuier­lich bis in den Herbst nach. Markley beschreibt ihn als „wuchsdiszi­pliniert“. Er erklärt: „Er lockt neben den Fans von Duftpflanz­en zahlreiche Bienen an.“

Für Flieder-Enthusiast­en gebe es seit einigen Jahren wieder Spezialanb­ieter, die sich der Sortenfüll­e des 19. Jahrhunder­ts angenommen haben, erklärt Markley. Dadurch können sie eine reiche Auswahl anbieten. Zudem gibt es zahlreiche Wildarten. Besonders ist beispielsw­eise der Japanische Flieder (S. reticulata). Die Blüten sind klein, cremefarbe­n und riechen nach Liguster. Ihr Duft sei nicht so angenehm – und lockt Fliegen als Bestäuber an, vermutet Michael Schwerdtfe­ger. Der Persische Flieder habe neben duftenden Blüten besonders schönes Laub, erzählt Schwerdtfe­ger. „Ähnlich wie beim Jasmin sind die Blätter fein gefiedert.“Diese Blattform sei typisch für die Pflanzenfa­milie der Ölbaumgewä­chse, zu denen beide Pflanzen gehören.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Ein Klassiker unter den Edelfliede­rn: „Andenken an Ludwig Späth“.
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FOTO: FRANZISKA GABBERT/DPA Fliederblü­ten sehen nicht nur schön aus, sie locken auch Insekten an.
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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Beliebt unter den Edelfliede­rn ist auch die Sorte „Madame Lemoine“.
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Der Japanische Flieder gehört zu den Wildarten.

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