Zwei Tage Stolz müssen drin sein
Basketballer von Ratiopharm Ulm ziehen ins Play-off-Halbfinale ein – Per Günther geht mal wieder voran
- Per Günther hat schon vor zwei Jahren von einem möglichen Karriereende gesprochen. Nach der Corona-Saison 2019/20 wollte der Basketballprofi von Ratiopharm Ulm aber auf jeden Fall noch mindestens eine Spielzeit dranhängen. Und wer den mittlerweile 33-Jährigen am Mittwochabend im Play-off-Viertelfinale gegen die EWE Baskets Oldenburg gesehen hat, der kann sich Günther auch in der kommenden Saison auf dem Parkett vorstellen.
In der Serie „Best of Five“führten die Ulmer vor der Partie am Mittwoch in eigener Halle mit 2:1. Per Günther und Co. hatten Matchball – doch in der ersten Halbzeit gelang der Mannschaft von Trainer Jaka Lakovic herzlich wenig. 33:42 stand es zur Pause, die Wurfquoten der Ulmer waren nicht gut, Andreas Obst und Center Dylan Osetkowski etwa waren überhaupt noch nicht im Spiel. „Unsere erste Halbzeit war schwach“, sagte Lakovic. „Vielleicht haben wir uns ein bisschen zu sehr von der Situation einschüchtern lassen.“
Kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit erhöhte Karsten Tadda für
Oldenburg auf 48:37 – der finale Showdown im fünften Spiel rückte näher. „Dann haben wir aber viel Energie gezeigt“, lobte Lakovic. Einer führte die Ulmer nach vorne, der zuletzt wegen einer Ellenbogenverletzung länger zuschauen musste und in den bisherigen drei Viertelfinalspielen zusammen auf 13 Punkte gekommen war: Per Günther. Dreier zum 50:54, Dreier zum 53:54 – in knapp 14 Minuten sammelte der Spielmacher 15 Punkte. „Offensiv konnte ich helfen“, sagte Günther bei MagentaSport. „Uns hat etwas der Rhythmus gefehlt. Als Sherpa musste ich die Kollegen auf 4000 Meter hochbringen, dann sind unsere Offensivpferde wie Dylan und Troy (Caupain; d. Red.) vorangegangen.“
Osetkowski brauchte bis zum vierten Viertel, ehe er leistungsmäßig explodierte. Da hatte der Center schon vier Fouls, aber noch keinen Wurf aus dem Feld getroffen. Am Ende waren es 17 Punkte, darunter ein Distanzwurf zum 83:81 und ein artistischer Korbleger samt Bonusfreiwurf kurz vor Schluss. „Der Sieg ist ein großer Schritt für die Spieler, Trainer und für diesen Club“, meinte Lakovic. Wie viel er den Verantwortlichen bedeutete, zeigte eine Szene nach der Partie. Lakovic ballte zweimal die Faust, schrie ein „Come on“durch die leere Ratiopharm-Arena und wurde Sekunden später von Sportdirektor Thorsten Leibenath fast schon brachial umarmt. Dabei sah man Leibenaths breites Grinsen trotz des Mund-Nasen-Schutzes. „Das ist ein großer Erfolg für einen der kleinen Clubs wie uns“, sagte Günther. „Da dürfen wir jetzt auch mal zwei Tage stolz drauf sein.“
Dann geht es weiter – zunächst zweimal beim amtierenden Meister Alba Berlin (Sonntag, 14 Uhr, und Dienstag, 20.30 Uhr), am Mittwoch, 3. Juni (20.30 Uhr/alle Partien bei MagentaSport) dann wieder in NeuUlm. Lust darauf haben alle Ulmer – allen voran Per Günther.