„’n Abend allerseits“
Sportjournalist Heribert Faßbender feiert 80. Geburtstag
(dpa) - Die Stimme ist völlig unverändert. Zwar sagt sie zur Begrüßung nicht „’n Abend allerseits“, aber auch ohne die altbekannte Formel ist sie sofort erkennbar. Heribert Faßbender war mehr als 40 Jahre einer der meistbeschäftigten Sportreporter, erst im Radio,dann im Fernsehen. Diesen Sonntag wird er 80 Jahre alt.
Faßbender, geboren 1941 in Ratingen bei Düsseldorf, studierte Jura in Köln und München und bestand das erste juristische Staatsexamen beim Oberlandesgericht Düsseldorf. Zum Sportjournalismus kam er 1962 wie folgt: Bei einer Wehrübung als Adjutant eines Generals saß er nach dem Dortmunder Sportpressefest dem damaligen WDR-Starreporter Kurt Brumme gegenüber – in Uniform. Der feixte: „Herr Leutnant, Sie haben doch ’ne große Klappe, haben Sie nicht Lust, bei uns anzufangen?“
Seine erste Reportage? Schalke gegen den 1. FC Köln, noch in der Oberliga West. Er hat sie immer noch im Kopf. „Damals musste man über eine wackelige Leiter auf das Dach der Glückauf-Kampfbahn klettern. Vorne stand ein Mikrofon. Den Spielverlauf weiß ich noch wie heute“, erinnert er sich. „Schalke dominierte, aber Köln schoss durch Hans Schäfer in der 88. Minute das 1:0.“Die Bundesliga begleitete Heribert Faßbender vom ersten Spieltag im August 1963 an, anfangs parallel zum Studium.
Bei den Fußballweltmeisterschaften von 1974 und 1978 kommentierte er die Endspiele im Radio, bei der WM 1998 im Fernsehen. Das Finale '74 gegen die Niederlande war für ihn das Spiel der Spiele, vor allem auch weil er es damals schaffte, die Abläufe vor Gerd Müllers Siegtor im Radio synchron zu beschreiben. „Kurt Brumme hatte uns immer eingebläut: ,Ihr könnt erzählen, was ihr wollt, aber wenn der Ball in Strafraumnähe kommt, müsst ihr auf Spielschilderung umschalten.‘ Denn es gibt nichts Peinlicheres, als wenn die Zuschauer ,Tor‘ schreien, und der Reporter ist noch nicht so weit.“Das Fernsehen erforderte dann wieder eine ganz andere Disziplin: „Da darf man das Bild nicht totquatschen.“
1982 wurde Faßbender als Nachfolger von Ernst Huberty Sportchef des WDR und „Mister Sportschau“. Es waren noch jene goldenen Zeiten, als man samstags zwischen 18 und 19 Uhr um Himmelswillen nicht anrufen durfte. Bis zu 15 Millionen Zuschauer schalteten jedes Mal ein, die heimlichen in der DDR nicht mitgerechnet. Knapp 400-mal moderierte Heribert Faßbender die „Sportschau“.
Jeder Fußballinteressierte kannte damals den Mann mit dem dunklen Bart, in Polohemd und Sakko. Die Begrüßungsformel „’n Abend allerseits“hatte er sich als Leiter des WDR-Landesstudios Düsseldorf einfallen lassen, wo er „Blickpunkt Düsseldorf“moderierte, eine viertelstündige Sendung über Landespolitik. „Es kamen sofort erstaunliche Reaktionen. Aus irgendeinem Grund war es etwas, das haften blieb.“
Die Bildschirmpräsenz brachte Heribert Faßbender große Popularität ein – aber auch Spott. „Das musst du in dem Job akzeptieren“, sagt er dazu. Kritische Briefe und Zeitungsartikel habe es immer mal gegeben, „ich bin aber kein einziges Mal auf der Straße oder im Stadion angepöbelt worden“.
Mit dem Live-Kommentar von der Schlussfeier der Olympischen Spiele 2004 in Athen verabschiedete sich Heribert Faßbender vom TVMikrofon. 2006 leitete er als ARDTeamchef die Übertragung von der Fußball-WM. Nach seiner Pensionierung engagierte er sich im Gesellschafterausschuss von Bayer Leverkusen und im Kuratorium der Sportstiftung Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile hat er das Golfspielen entdeckt. Noch immer wird er auf der Straße erkannt. „Den kennen wir irgendwoher“, heißt es dann. Und als nächstes: „’n Abend allerseits!“