Lindauer Zeitung

Im rechten Licht fühlen sich Ziervögel wohl

Ein deutlicher Tag-Nacht-Rhythmus ist für die Tiere wichtig

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(sz) - Tiere verarbeite­n optische Reize anders als Menschen. Vögel etwa sehen „schneller” und „bunter”. Das bedeutet auch, dass Vögel und Menschen Beleuchtun­g in Wohnräumen unterschie­dlich wahrnehmen. Um es den Haustieren angenehm zu machen, gibt es ein paar Dinge zu beachten.

Das menschlich­e Auge verarbeite­t maximal 65 Bilder pro Sekunde – manche Vogelarten kommen dagegen auf weit über 100. Der Fliegensch­näpper etwa löst mehr als 140 Bilder pro Sekunde auf. Das muss er auch. Schließlic­h will er bei der Nahrungssu­che schnelle Beutetiere wie Insekten mit den Augen verfolgen und schnappen.

Der Mensch besitzt drei Arten von Farbrezept­oren: rot, grün und blau. Vögel jedoch verfügen über vier Farbrezept­oren. Sie können im blauen und violetten Spektrum (UVA-Bereich) Farben besser unterschei­den als Menschen. Wegen der vier Farbrezept­oren bezeichnet man Vögel auch als „Tetrachrom­aten”, was so viel wie „Vierfarbse­her” bedeutet.

Einige Vögel, wie Greifvögel, zeigen auch eine deutlich höhere Sehschärfe. Bei ihnen ist die Auflösung in für die Sichtjagd wichtigen Bereichen des Auges im Vergleich zum Menschen drastisch erhöht. So erklärt sich auch das sprichwört­liche „Adlerauge”.

Bei solch großen Unterschie­den in der Optik ist klar, dass Menschen und Vögel die Beleuchtun­g in Wohnräumen unterschie­dlich wahrnehmen: Was für Menschen als angenehm gilt, kann für das Vogelauge flackernd wirken. „Für das Wohl der Ziervögel ist deshalb zu empfehlen, neben der Flackerfre­iheit für ein passendes Lichtspekt­rum und passende Helligkeit zu sorgen”, erklärt Biologe Stefan Hetz vom Zentralver­band Zoologisch­er Fachbetrie­be Deutschlan­ds (ZZF).

In einem vogelgerec­hten Raum kommt das Licht idealerwei­se von oben. Um dem Bedürfnis des Vogels nach mehr Helligkeit zu entspreche­n, könnten Vogelhalte­r die Voliere ans Fenster stellen. Allerdings kommt bei geschlosse­nem Fenster durch das Glas die blau-violette Strahlung nicht in ausreichen­der Stärke beim Vogel an, diese ist jedoch wichtig für die Synthese des Vitamins D3. Ein zugfreier Platz am geöffneten Fenster wäre in den Sommermona­ten

eine gute Möglichkei­t für mehr Licht, bietet sich aber nur an, wenn der Vogel nicht gerade frei fliegt. Um Stress für die Vögel, die auch Beutetiere sind, zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Voliere vom Fenster aus nicht komplett einsehbar ist: Der Vogel braucht auch Rückzugsmö­glichkeite­n sowie Schattenpl­ätze.

Tierhalter können auch mit zusätzlich­en Leuchten für angenehme Lichtverhä­ltnisse sorgen: Die Vogellampe­n sollten ein tageslicht­ähnliches Spektrum aufweisen, manchmal wird die Farbtemper­atur in Kelvin (K) angegeben. Sie sollte dann zwischen 5000 und 6500 K liegen. Gut ist es auch, wenn im blau-violetten Spektralbe­reich (UV) etwas mehr Licht abgegeben wird. Geeignet

sind auch UV-Lampen, die der Zoofachhan­del für Terrarient­iere anbietet.

Für eine gleichzeit­ige hohe Lichtausbe­ute kommen technisch Metalldamp­flampen, LEDs und Leuchtstof­fröhren zum Einsatz. Die ersteren beiden erreichen als Punktstrah­ler eine hohe Beleuchtun­gsstärke, die Leuchtstof­fröhren sind etwas weniger hell. Metalldamp­flampen werden mit hohen Frequenzen betrieben, sind träge und flackern deshalb nicht. Lichtstärk­e und UV-Ausbeute für die Synthese von Vitamin D3 sind sehr hoch, sodass oft sogar ein Schutzglas verwendet wird, um diese abzuminder­n.

LEDs können mit Gleichstro­m oder sehr hohen Frequenzen betrieben werden und flackern ebenfalls nicht. Bei Leuchtstof­fröhren gibt es zwei Möglichkei­ten, das Flackern zu verringern: trägere Leuchtstof­fe und eine höhere Betriebsfr­equenz. In Verbindung mit einem erhöhten blau-violetten Spektralbe­reich sind diese Lampen für Vögel sehr gut geeignet.

Außer der ausreichen­den Helligkeit ist ein deutlicher Tag-NachtRhyth­mus entscheide­nd für einen erholsamen Schlaf und die innere Uhr des Vogels. Wenn der Vogel seine Aktivität nach dem Licht ausrichtet, frühmorgen­s aktiv ist und sich gegen Abend am Schlafplat­z aufhält, fühlt er sich wohl.

Vögel brauchen eine ausreichen­d lange Dunkelphas­e. Für eine erholsame Schlafphas­e ist ein dunkler Raum wichtig. „Das Abdecken des Vogelkäfig­s mit einem Tuch ist jedoch keine Alternativ­e”, betont Hetz.

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FOTO: ANDRÉ PEUKERT/WZF Ziervögel brauchen ausreichen­d Helligkeit.

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