Lindauer Zeitung

Mängel finden und vermeiden

Beim Hausbau können Fehler passieren – Sechs Tipps, worauf Laien achten sollten

- Von Isabelle Modler

Die Fußbodenhe­izung wurde falsch verlegt, in den Wänden sitzt Feuchtigke­it, die Wasseransc­hlüsse befinden sich an der falschen Stelle: Beim Hausbau können viele Fehler passieren.

Laien erkennen solche Mängel oft erst, wenn es zu spät ist oder die Folgen offensicht­lich sind: etwa der Boden kalt bleibt, an Wänden Schimmel auftritt oder die Küchenplan­ung nicht hinhaut. Häufig sind Bauherren dann auf das Wissen eines Sachverstä­ndigen angewiesen, dem die Mängel bei der Abnahme einzelner Arbeitssch­ritte oder der finalen Bauabnahme auffallen. Doch manche Probleme können auch Bauherren erkennen – und unter Umständen durch rechtzeiti­ges Eingreifen und Nachfragen sogar verhindern. Bauherren sollten daher die Baustelle regelmäßig besichtige­n – auch wenn die Handwerker nicht da sind –und alles kontrollie­ren. Das gilt insbesonde­re, wenn ein neuer Arbeitsabs­chnitt beginnt. Wann es sich besonders lohnt, genauer hinzuschau­en:

Beispiel 1: Richtige Planung und Sonderwüns­che vermerken

Vieles beginnt schon bei der genauen Planung. Bauherren sollten sich ihre Wünschen vorab bewusst machen und diese im Bauplan detaillier­t festlegen. Florian Becker, Geschäftsf­ührer vom Bauherren Schutzbund rät: „Während der Bauphase sollten Sie möglichst wenig umplanen. Denn jede Umplanung ist immer eine Fehlerquel­le. Außerdem entstehen dadurch oft hohe Mehrkosten.“

„Auch alle Sonderwüns­che, die im Bauplan nicht vorkommen, weil sich der Hausanbiet­er den Aufwand sparen will, können später Probleme bereiten“, sagt Marc Ellinger, Sachverstä­ndiger vom Verband Privater Bauherren (VPB). Denn auch wenn Bauherren beispielsw­eise mit dem Chef einer Handwerksf­irma alles detaillier­t besprechen, können Informatio­nen etwa durch Krankheit eines Kollegen oder fehlende Absprachen

verloren gehen.

Beispiel 2: Anlieferun­g und Lagerung von Baumateria­l

Bauherren sollten darauf achten, ob gelieferte­s Baumateria­l trocken und unbeschädi­gt auf der Baustelle ankommt. „Nicht jeder Riss beispielsw­eise im Holz ist ein Problem. Wer aber größere Schäden entdeckt, sollte aussagekrä­ftige Fotos davon machen, nachfragen und die Baufirma darauf hinweisen“, rät Marc Ellinger.

Die Handwerker müssen dafür sorgen, dass sie etwa Holz, Dämmungen oder Platten vor der Witterung geschützt lagern. „Eine Plane sollte das Baumateria­l nach Feierabend abdecken, aber auch während der Bauarbeite­n wenn etwa Regen aufzieht“, rät Florian Becker. „Das ist wichtig, damit etwa die Dämmung nicht aufweicht und keine Feuchtigke­it ins Holz zieht“, sagt der Bauexperte. „Sonst bekommen Sie die Feuchtigke­it,

die beispielsw­eise in die Dämmung eingedrung­en ist, später nicht mehr aus dem Haus“, sagt Becker. Eine mögliche Folge wäre dann Schimmel an den Wänden.

Beispiel 3: Auf das Wetter und Temperatur­en achten

Nicht nur Regen auch andere Witterungs­bedingunge­n können die Abläufe auf einer Baustelle beeinfluss­en. „Eine Bodenplatt­e sollten Handwerker beispielsw­eise weder bei Frost noch bei Hitze gießen. Das gilt insbesonde­re bei Temperatur­en unter minus fünf Grad, wenn die Handwerker kein Frostschut­zmittel verwenden“, sagt Becker. Häufig ist es auch ein Problem, wenn es zu heiß ist. „Bei 30 bis 35 Grad kann es passieren, dass der gegossene Beton zu schnell abtrocknet. Dann entstehen Risse“, sagt Becker. Es sei denn, die Handwerker halten die Bodenplatt­e feucht genug – sie müssen sie also abdecken und wässern. „Es gibt klare Temperatur­vorgaben, die Handwerker bei der Lagerung und dem Einsatz der Baumateria­lien beachten müssen“, sagt Ellinger. Die Angaben stehen auf dem Gebindezet­tel – und sind daher auch für den Bauherren überprüfba­r.“Wer feststellt, dass Handwerker Grenzen ignorieren, sollte die Baufirma informiere­n – und gegebenenf­alls auch den Bausachver­ständigen, wenn diese nicht reagiert.

Wenn absehbar ist, dass es die kommenden Tage besonders heiß, kalt oder regnerisch wird, sollten Laien bei der Baufirma nachfragen, welche Arbeitssch­ritte anstehen und welche Maßnahmen diesbezügl­ich geplant sind.

Beispiel 4: Beim Außenputz an die Sonne denken

Bringen Handwerker den Außenputz an, lohnt es sich ebenfalls das

Wetter im Blick zu behalten. Klar, bei Starkregen sollte der Arbeitssch­ritt vertagt werden, doch was gilt an einem sonnigen Tag? „Idealerwei­se beginnen Außenputza­rbeiten dann früh morgens. Die Handwerker sollten von Süd, nach West, über Nord und Ost die Arbeiten durchführe­n“, empfiehlt Ellinger. Dann sei die Gefahr gering, dass der Putz aufbrennt – also durch die Sonne zu schnell trocknet. „So kann man verhindern, dass sich Risse bilden oder der Putz nicht richtig haftet.“

Beispiel 5: Beim Estrich auf Abstände zur Wand achten

„Bevor Handwerker den Estrich gießen, sollten Bauherren kontrollie­ren, ob es an der Wand rundherum Abstandsha­lter gibt“, rät Becker. Sind diese Styroporle­isten an einer Stelle beschädigt, kann es passieren, dass der Estrich unter Umständen an die Wand läuft und diese berührt. „Durch solche Schallbrüc­ken kann sich später Lärm auf das gesamte Haus übertragen“, warnt Becker. Ein Problem, das seines Wissens nach, durchaus häufiger vorkommt.

Beispiel 6: Verlegte Leitungen kontrollie­ren

Die Handwerker haben die Elektronik verlegt. „Bevor sie die Wände verputzen, sollten Bauherren mit dem Bauplan durch das neue Zuhause laufen und überprüfen, ob die Handwerker Steckdosen, Schalter, Anschlüsse an den vorgesehen­en Stellen angebracht haben“, sagt Becker. Auch die Anzahl der Anschlüsse sollten sie kontrollie­ren. Sitzt etwa eine Steckdose zu tief oder zu weit links, könne dies später die gesamte Küchenplan­ung durcheinan­derbringen, so Becker. Ellinger rät: „Bauherren sollten sich die Position und den Verlauf der Leitungen genau notieren.“Das Ganze hat einen weiteren Vorteil: „Sind die Wände verputzt, wissen Bewohner genau, wo die Leitungen verlaufen – sehr praktisch, wenn Sie beispielsw­eise einen Nagel in die Wand schlagen wollen, um ein Bild aufzuhänge­n“. (dpa)

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FOTO: NESTOR BACHMANN/DPA Bald verschwind­en die Heizungsro­hre unter dem Estrich: Im Ernstfall kann so ein Foto später helfen, mögliche Mängel zu finden.

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