Lindauer Zeitung

Keine Einigung zum Bienenschu­tz

Ein Kompromiss-Paket zum Glyphosat-Ausstieg wird verschoben

- Von Dominik Guggemos

- Die schwarz-rote Bundesregi­erung hatte sich lange und intensiv über neue Maßnahmen für Insektensc­hutz gestritten. Monatelang spielten sich die zuständige­n Ministerie­n Landwirtsc­haft und Umwelt den schwarzen Peter zu. Eigentlich wollte der Bundesrat am Freitag einen Teil des ausgehande­lten Kompromiss-Pakets beschließe­n, in dem es darum geht, wie Deutschlan­d Pestizide begrenzen und aus dem besonders umstritten­en Wirkstoff Glyphosat aussteigen kann. Doch die Entscheidu­ng wurde kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng genommen, weil sich die Länder nicht einig wurden. Ein Überblick.

Woran hakt es?

Das im Kabinett ausgehande­lte Paket hat zwei Teile: Zum einen die Änderung des Bundesnatu­rschutzges­etzes, das erst kürzlich von der Tagesordnu­ng des Bundestags genommen wurde. Und zum anderen die Pflanzensc­hutz-Anwendungs­verordnung, die der Bundesrat jetzt kassiert hat. Mit der Verordnung soll unter anderem erreicht werden, dass der Einsatz von Glyphosat zunächst stark eingeschrä­nkt und ab 2024 verboten wird. Außerdem sieht sie vor, den Einsatz zahlreiche­r anderer Pflanzensc­hutzmittel in Schutzgebi­eten zu untersagen. Aus Sicht der Union muss noch nachgebess­ert werden. Die stellvertr­etende CDU-Bundesvors­itzende Silvia Breher spricht von Unstimmigk­eiten im Gesamtpake­t.

Konkret gebe es Anpassungs­bedarf zu Ausgleichs­zahlungen an Landwirte und zur Frage, ob einzelne Bundesländ­er auch weiterhin abweichend­e Regeln anwenden könnten.

Wie reagiert die SPD?

Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) hat wenig Verständni­s: „Wer der Verordnung seine Zustimmung verweigert, schadet nicht nur dem Insektensc­hutz, sondern trägt vor allem auch die Verantwort­ung für ein Scheitern des lange vereinbart­en Glyphosat-Ausstiegs.“Die Umweltverb­ände weiß die SPD-Ministerin dabei auf ihrer Seite. Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger kritisiert: „Nachdem das Aktionspro­gramm Insektensc­hutz ursprüngli­ch mit wesentlich ambitionie­rteren Zielen gestartet ist, droht nun sogar das abgeschwäc­hte Insektensc­hutzpaket auf der Zielgerade­n zu scheitern.“Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) befürchtet, dass die ablaufende Legislatur­periode „ein Totalausfa­ll“für den Insektensc­hutz werde.

Kann das Gesetz noch vor der Bundestags­wahl kommen?

Es wird jetzt zumindest sehr knapp. Die CDU-Agrarpolit­ikerin Breher sagt zwar: „Wir haben kein Interesse an einem Scheitern. Auch bei den Ländern und in der Landwirtsc­haft ist der Wunsch da, es gemeinsam hinzubekom­men.“Aber es bleiben zur Verabschie­dung beider Vorhaben in dieser Legislatur­periode nur noch wenige Wochen Zeit.

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