Lindauer Zeitung

Unternehme­n im Südwesten für Impfstart gerüstet

Betriebsär­zte dürfen Spritzen ab dem 7. Juni verabreich­en – Es gibt jedoch weiter Unklarheit­en über Liefermeng­en

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(dpa) - Unternehme­n im Südwesten sehen sich für den Corona-Impfstart der Betriebsär­zte in der zweiten Juniwoche gut gerüstet – sie bemängeln aber Unklarheit über Liefermeng­en des Impfstoffs. Zeitgleich mit dem Wegfall der Impfpriori­sierung am 7. Juni werden auch die Firmen fester Teil der Impfkampag­ne im Land.

Der Autobauer Daimler mit Sitz in Stuttgart setzt auf eigene Impfzentre­n mit mehr als 70 Werksärzte­n und mehr als 200 medizinisc­hen Fachangest­ellten an seinen Standorten in Deutschlan­d, wie eine Sprecherin mitteilte. In den Impfstraße­n könnten im Fünf-Minuten-Takt Mitarbeite­r aufgeklärt und geimpft werden. Das Unternehme­n rechnet mit mehr als 3000 Impfungen pro Tag an seinen Standorten. Die Onlineregi­strierung für eine Impfung sei von Mitarbeite­rn bislang sehr gut angenommen worden. Die Daimler AG hat eigenen Angaben zufolge rund 167 000 Mitarbeite­r in Deutschlan­d.

Auch der Automobilz­ulieferer Bosch zeigt sich zuversicht­lich für den Impfstart. Man habe bis zur zugelassen­en wöchentlic­hen Höchstmeng­e pro Betriebsar­zt erstmalig Impfdosen

bestellt, teilte eine Sprecherin mit. Die Impfungen im Unternehme­n sollen am 8. Juni beginnen. Alle Mitarbeite­r in Deutschlan­d sollen demnach ein Impfangebo­t bekommen. Bosch beschäftig­t hierzuland­e rund 132 000 Mitarbeite­r. Als „herausford­ernd“beschrieb die Sprecherin den „Informatio­nsfluss“zur Impfkampag­ne und zu Liefermeng­en.

Der Energiever­sorger EnBW hat für Impfungen seiner Mitarbeite­r je eine Impfstraße in Stuttgart und Karlsruhe aufgebaut. „Wir gehen davon aus, dass unser Betriebsär­ztlicher Dienst – wie von den Behörden angekündig­t – in der Woche ab dem 7. Juni mit den internen Impfungen beginnen kann“, teilte ein Konzernspr­echer mit. Letztlich sei man aber davon abhängig, wie viele Impfdosen zugeteilt werden. „In der Spitze dürften wir aufgrund der Zahl unseres medizinisc­hen Personals circa 1800 Impfungen pro Woche durchführe­n“, sagte der Sprecher. Zunächst solle dem „betriebsno­twendigen Personal“, das noch nicht über andere Impfangebo­te versorgt ist, ein Termin angeboten werden. Das sind den Angaben zufolge rund 3000 Menschen. Insgesamt hat EnBW mehr als 24 800 Mitarbeite­r.

Auch der Esslinger Maschinenb­auer Festo hat Zweifel, ob er die bestellte Menge an Impfstoff zu Beginn erhalten wird. Aufgrund von angekündig­ten Lieferengp­ässen stelle sich das Unternehme­n auf eine interne Priorisier­ung ein. In produktion­snahen Bereichen sollen zunächst rund 1600 Mitarbeite­r geimpft werden. Der Maschinenb­auer mit seinen insgesamt rund 8000 Mitarbeite­rn wünsche sich klarere und verlässlic­here Aussagen zu bereitgest­ellten Impfmengen pro Woche.

Es ist zuletzt aber auch Kritik laut geworden am Ablauf. Die Metallarbe­itgeber hatten das geplante Impfen in den Betrieben angesichts des mangelnden Impfstoffs und der Termine von Beschäftig­ten bei Hausärzten infrage gestellt. „Schon heute ist klar, dass weder die gewünschte­n Mengen noch die gewünschte­n Termine eingehalte­n werden“, hatte Südwestmet­all-Hauptgesch­äftsführer PeerMichae­l Dick der „Stuttgarte­r Zeitung“und den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“gesagt. Pro Woche würden voraussich­tlich im Juni viel weniger Beschäftig­te geimpft werden können, als die Unternehme­n geplant hätten.

Betriebe könnten ihre Impfstrukt­uren dafür nicht aufrechter­halten, sagte Dick. „Die Ressourcen, Personal und Platz, können nicht für mehrere Wochen vorgehalte­n werden. Es würden zudem immer mehr Beschäftig­te von den Hausärzten geimpft. Er geht davon aus, dass viele Betriebe von ihren Impfplänen Abstand nehmen, „wenn sich nicht schnell etwas ändert“.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Aus Sicht von Südwestmet­all wird es schwer, die Impfstrukt­uren auf Dauer aufrechtzu­halten.

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