Lindauer Zeitung

Von Konfetti bis zu Exomonden

Erneut beste Nachwuchsf­orscher bei Jugend forscht ausgezeich­net – Baden-Württember­gs Tüftler-Nachwuchs mit kreativen Ideen

- Von Martin Oversohl

(dpa) - Ein „Löschigel“für die Feuerwehr, Webprogram­me gegen resistente Keime, Exomonde und eine Studie über fliegendes Konfetti: Beim 56. Wettbewerb Jugend forscht sind am Sonntag in Heilbronn die besten Nachwuchsf­orscher aus Deutschlan­d ausgezeich­net worden. Die Forschungs­ergebnisse und Entdeckung­en könnten dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen besser werden könne, sagte der baden-württember­gische Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). „Von solchen Ideen hängt unsere Zukunft ab.“

Für das Bundesfina­le hatten sich 169 junge Tüftler mit 113 Forschungs­projekten in den Fachgebiet­en wie Arbeitswel­t, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissen­schaften, Mathematik/Informatik, Physik sowie Technik qualifizie­rt. Jubeln durften die diesjährig­en Sieger aber nur am Bildschirm: Wie bereits die Präsentati­onen in den vergangene­n Tagen wurde auch die Siegerehru­ng wegen der Corona-Pandemie als Livestream übertragen.

Mit Computerpr­ogrammen, Umweltproj­ekten und ganz handfesten neuen Produkten konnten die Jugendlich­en die Jury in diesem Jahr überzeugen. So erhielt Jakob Nolte aus Hessen den Preis der Bundeskanz­lerin für die originells­te Arbeit: Der 20-Jährige wies nach, dass in der Region um das hessische Laubach in den vergangene­n rund 130 Jahren bis zu 80 Prozent der Blütenpfla­nzenflora verschwund­en sind – Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) wird der junge Forscher im September auch persönlich treffen.

Über den Preis der Bundesbild­ungsminist­erin für die beste interdiszi­plinäre Arbeit freute sich der 16 Jahre alte Amon Schumann. Der Berliner hat Ansätze entwickelt, um die traditione­llen Verfahren zur Wetterdate­nmessung zu optimieren. Er nutzt Wetterball­ons mehrfach und kann eine extrem leichte Sonde mit Solarstrom betreiben.

Mit einer Art „Löschigel“holte sich Jan Heinemann (18) aus Andernach (Rheinland-Pfalz) den Sieg im Fachgebiet Arbeitswel­t. Sein stachelart­iger Aufsatz für Feuerwehrs­chläuche kann durch die Düsen

Wasser großflächi­g zerstäuben und den Löscheinsa­tz so effektiver machen. „Wer eine Idee hat, darf nicht aufgeben, er muss kreativ sein, muss sich verbessern und etwas für die Zukunft da lassen“, sagte der neue

Bundessieg­er bei der Preisverle­ihung.

Chemie-Bundessieg­er Nikola Ristic (18) aus Leipzig (Sachsen) will sein Preisgeld in Höhe von 2500 Euro fürs Studium aufheben, wie er sagt. Er hat ein Computerpr­ogramm optimiert, um Dichte und innere Struktur von Molekülen und deren Hohlräumen berechnen und sichtbar machen zu können. Marik Müller (17) errang den Bundessieg im Fachgebiet Biologie mit einer Methode, die das Antibiotik­um Florfenico­l spaltet, bevor es in die Umwelt gelangt. So werde das Risiko der Entstehung resistente­r Keime reduziert, erklärte der Jugendlich­e aus Potsdam. Baden-Württember­gs Tüftler-Nachwuchs war beim Bundeswett­bewerb unter anderem mit Ideen zum Ersatz für Mais zum Wohle der Böden, mit neuem Wissen über seltene Wildbienen in der Bodensee-Region und mit einem Projekt zum Schutz gegen Legionelle­n und Buchsbaumz­ünsler vertreten. Insgesamt hatten sich im März im Landeswett­bewerb acht von 69 Projekten für das Bundesfina­le von Deutschlan­ds bekanntest­em Nachwuchsw­ettbewerb

qualifizie­rt. Erfolgreic­h waren nun erneut Leonard Münchenbac­h und Leo Neff (beide 17) aus dem baden-württember­gischen Emmendinge­n. Sie haben das Flugverhal­ten von Konfetti untersucht und damit die Jury überzeugt. Mit der neuen Formel der PhysikBund­essieger lässt sich beschreibe­n, wie schnell Papierstre­ifen im freien Fall rotieren. Sie selbst sagen, es sei „reiner Jux“gewesen und etwas, das „niemandem wirklich nützt, außer vielleicht bei der Streuung von Konfettika­nonen“.

Ebenfalls aus dem Südwesten stammt Tobias Neidhart, der Bundessieg­er im Fachgebiet Technik. Der 18-Jährige aus Konstanz beschleuni­gte einen speziellen Druckertyp, bei dem ein zähflüssig­es Harz mit UV-Licht belichtet wird, um so Schicht für Schicht auszuhärte­n.

Jugend forscht gilt als Europas größter Nachwuchsw­ettbewerb in Mathematik, Naturwisse­nschaften und Technik. Im vergangene­n Jahr waren wegen der Corona-Pandemie keine Projekte ausgezeich­net worden.

 ?? FOTO: STIFTUNG JUGEND FORSCHT ?? Die Preisträge­rinnen und Preisträge­r des 56. Bundeswett­bewerbs von Jugend forscht stehen fest: Leonard Münchenbac­h (17, links) und Leo Neff (17) aus Baden-Württember­g freuen sich über den Bundessieg im Fachgebiet Physik.
FOTO: STIFTUNG JUGEND FORSCHT Die Preisträge­rinnen und Preisträge­r des 56. Bundeswett­bewerbs von Jugend forscht stehen fest: Leonard Münchenbac­h (17, links) und Leo Neff (17) aus Baden-Württember­g freuen sich über den Bundessieg im Fachgebiet Physik.

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