Drei Sieger, ein Verlierer
Vier deutsche Spieler standen im Champions-League-Finale, zwei davon mit Vergangenheit beim VfB Stuttgart
(SID) - Vier deutsche Nationalspieler standen im Finale der Champions League: Siegtorschütze Kai Havertz, Timo Werner, Antonio Rüdiger (alle Chelsea) und Ilkay Gündogan (Manchester). Alle vier prägten das Spiel auf ihre Weise:
Kai Havertz:
Sein Siegtor in der 43. Minute war der krönende Abschluss einer schwierigen Saison. 80 Millionen Euro Ablöse (Clubrekord) hatte Chelsea für Havertz an Bayer Leverkusen bezahlt, doch in Schwung kam der 21-Jährige nach Verletzungsproblemen und einer Corona-Zwangspause erst nach der Ankunft von Trainer Thomas Tuchel. „Er hat es verdient“, sagte Chelseas Kapitän Cesar Azpilicueta über Havertz – und er geriet ins Schwärmen: „Der Kerl wird ein Superstar werden. Ach, er ist schon einer. Er hat uns die Champions League geschenkt, und nicht nur das: Er ist wie verrückt gerannt.“
Timo Werner:
Viel fehlte nicht, und statt Havertz wäre Timo Werner der große Gewinner der Nacht von Porto gewesen. Aber: Der Ex-Stuttgarter erwies sich wieder mal als Chancentod. 10. Minute: Werner tritt sechs Meter vor dem Tor über den Ball. 14. Minute: Werner schiebt den
Ball in die Arme von Torhüter Ederson. 15. Minute: Werner trifft – nur das Außennetz. „Werner ist ein Spieler mit Füßen aus Schlamm“, lästerte „El Mundo Deportivo“aus Spanien. Die „Daily Mail“konterte: „Werner hat sich gezeigt. Er ist kein hoffnungsloser Fall.“Und er kann sagen: „Champions-League-Sieger klingt überragend.“
Antonio Rüdiger:
Der Mann mit der Maske sah aus wie Zorro, kämpfte wie Zorro und war unbesiegbar wie Zorro. Verhinderte erst mit einer Grätsche den Rückstand (27.), spätestens ab der 38. Minute ragte der ehemalige Stuttgarter „in einer Defensive heraus, die den Ausfall von Thiago Silva verkraftete“(The Times). Unter Frank Lampard war Rüdiger abgeschrieben, unter Tuchel spielte er meist Weltklasse – und für Joachim Löw ist er bei der EM gesetzt. Aber erst mal twitterte der gebürtige Berliner nach dem Spiel geradezu fassungslos: „Ist das wahr, oder träume ich. Das ist der größte Tag meiner Karriere.“
Ilkay Gündogan:
Als das Spiel vorüber war, vergoss Ilkay Gündogan
Tränen. „Er ist ein Genie“, hatte er in den Tagen vor dem Finale über Pep Guardiola gesagt. Warum Guardiola seinen zum Torjäger mutierten Mittelfeldspieler (13 Treffer in 28 Ligaspielen) aber zunächst als alleinigen Sechser vor der Abwehr platzierte, bleibt ein Rätsel. Statt sein Genie in der Offensive entfalten zu können, musste Gündogan als eine Art Abfangjäger herhalten, eine Herkulesaufgabe gegen Chelseas schnelle Angreifer. „Gündogan war sehr gut“, betonte Guardiola. Ein schwacher Trost. Gündogan ließ wissen: Die Niederlage „tut so weh“.