Lindauer Zeitung

„Radio Müller“sendet wieder

Rückkehrer geben beim DFB den Ton an – Aussortier­ung tat weh, spornt aber an

- Von Patrick Strasser

- Rein äußerlich kann man nicht davon sprechen, dass Thomas Müller und Mats Hummels Zwillinge sind. Sehr gute Kumpel sind die beiden jedoch – und das ist in den ersten Tagen des Trainingsl­agers mehr als ersichtlic­h. „Thomats“hängen im Hotel Nidum und bei den Übungseinh­eiten stets zusammen ab, absolviert­en auch ein Trainingss­piel zwei gegen zwei auf verengtem Raum mit speziellen Regeln gemeinsam. Und das mit vollem Engagement, aber auch hin und wieder einer Prise Humor. Das Lachen ist zurück in der Nationalel­f. Es ist wieder lauter auf dem Trainingsp­latz. Kurz: „Radio Müller“ist zurück.

„Ich wurde super aufgenomme­n“, sagte der Rückkehrer, der sein letztes und 100. Länderspie­l (bis dato 38 Tore) am 19. November 2018 beim 2:2 in der Nations League gegen die Niederland­e (2:2) bestritten hatte, bevor ihn Bundestrai­ner Joachim Löw wie auch Jérôme Boateng und eben Hummels im Frühjahr 2019 im Zuge des personelle­n Umbruchs aussortier­te. Nun hat Löw zwei dieses Trios wieder zurückgeho­lt. Dass man mit Müller nicht nur sportliche Leistung (bei Bayern erzielte er in der abgelaufen­en Saison elf Ligatore und lieferte 21 Vorlagen) zurückerhä­lt, sondern auch den amtlichen Humorminis­ter des DFB-Teams, wurde am Sonntagmit­tag in Seefeld sofort klar. „Meine DFB-Quarantäne war etwas länger als 14 Tage, aber ich kenne die Spieler natürlich, so wirklich neu kommt mir nichts vor“, sagte Müller (31). „Wir haben alle eine große Vorfreude. Wir wollen die Segel setzen und loslegen.“Es sprach der neue, alte Motivation­skapitän der Mannschaft. Schon am Freitag bei der Ankunft hatte er „volle Attacke“versproche­n und freute sich „auf den Start eines neuen Kapitels“. Mit Kumpel Hummels (32), der zum Ende der Pressekonf­erenz mit Maske und Kappe auf dem Podium erschien und den zugeschalt­eten Reportern zurief: „Ich nehm’ ihn euch jetzt weg.“

Löw hatte Müller die Nationalel­f weggenomme­n, doch der damals Aussortier­te ist nicht nachtragen­d. Über die damaligen Gespräche mit Löw sagte Müller nun: „Ich habe zu dieser Zeit verstanden, was er meint. Die Art und Weise ist jetzt Schnee von gestern.“Er verriet auch, dass der

Kurz vor dem Start in die EMFinalrun­de ließ sich Stefan Kuntz doch noch zu einer Kampfansag­e an die Konkurrenz hinreißen. „Natürlich will ich wieder ins Endspiel kommen“, sagte der 58Jährige vor dem EM-Viertelfin­ale mit seinen U21-Fußballern gegen Dänemark am Montag (21.00 Uhr/ProSieben) in Szekesfehe­rvar. 2017 und 2019 führte Final-Experte Kuntz die U21 bereits ins Endspiel, bei der zweigeteil­ten Endrunde in Ungarn und Slowenien soll Nummer 3 folgen – auch wenn

Stachel tief saß. „Ich habe von Jupp Heynckes viele schlaue Sätze gehört, mit einem hat er meinen Nerv getroffen: Die größte Motivation zieht man aus persönlich­en Niederlage­n. Die Nicht-Nominierun­g war eine solche.“Nun will Müller wieder Müller sein. Der, den Hansi Flick ab Herbst 2019 wieder stark gemacht hatte. „Ich bin voll im Saft, will an meine Leistungsg­renze

Kuntz die Erwartunge­n an sein recht unerfahren­es Team dämpft. „Ich habe keine Angst vorm Scheitern“, sagte der 58-Jährige vor dem K.-o.-Duell. Die Frage nach einer Feier in Pandemieze­iten nach dem möglichen Titelgewin­n beantworte­te er trotzdem zurückhalt­end. „Das klären wir mit unserem Arzt, wenn es so weit ist“, sagte Kuntz der „Bild am Sonntag“. Zum vierten Mal in Serie könnte Deutschlan­ds FußballNac­hwuchs den Sprung in ein EM-Halbfinale schaffen. (dpa)

herankomme­n“, betonte der Angreifer. „ich hoffe auch, dass ich den Turbo zünden und damit auch bei den Mitspieler­n noch etwas herauskitz­eln kann.“Als Freigeist-Zehner im offensiven Mittelfeld und nicht mehr als Rechtsauße­n wie früher einmal. Da sieht ihn auch Löw.

Mit Blick auf die schwierige EMGruppe mit Weltmeiste­r Frankreich,

Europameis­ter Portugal und Außenseite­r Ungarn sagte Müller: „Wir werden als Fußball-Land Leidensmom­ente haben, das wird kein Spaziergan­g.“Aber: „Wir können Freude in Fußball-Deutschlan­d verbreiten und das gehen wir an. Ich glaube, dass diese Mannschaft ans Limit gehen wird. Wir können auch manches besser als andere. Die Weltrangli­ste (das DFBTeam liegt aktuell auf Rang zwölf, d. Red.) lügt aber nicht. Wir haben unterperfo­rmt, da dürfen wir uns nicht selbst anlügen.“

Löw merkte zu den Rückkehrer­n an, es fühle sich an „als wären sie nie weg gewesen. Sie sind in ihren Vereinen Leute, die den Ton angeben. Das erwarten wir auch hier von ihnen.“Lautsprech­er in Stereo. „Wenn es mal laut und ruppig werde auf dem Platz, dürfen wir alle nicht empfindlic­h sein“, so Müller. Denn: „Am Ende geht es nur um die Glückshorm­one.“Und ums Aushalten. DFB-Direktor Oliver Bierhoff meinte über Müllers bereits gezündetes Sprüchefeu­erwerk: „Wenn die Leistung stimmt, schlucke ich das gerne ein paarmal am Tag runter.“Wohl bekomm’s.

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FOTO: CHRISTOF STACHE/AFP Es ist wieder lauter auf dem Trainingsp­latz: Die beiden Routiniers Mats Hummels (links) und Thomas Müller rücken Im Trainingsl­ager der Nationalel­f in Seefeld direkt wieder in die Führungsro­lle.

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