„Radio Müller“sendet wieder
Rückkehrer geben beim DFB den Ton an – Aussortierung tat weh, spornt aber an
- Rein äußerlich kann man nicht davon sprechen, dass Thomas Müller und Mats Hummels Zwillinge sind. Sehr gute Kumpel sind die beiden jedoch – und das ist in den ersten Tagen des Trainingslagers mehr als ersichtlich. „Thomats“hängen im Hotel Nidum und bei den Übungseinheiten stets zusammen ab, absolvierten auch ein Trainingsspiel zwei gegen zwei auf verengtem Raum mit speziellen Regeln gemeinsam. Und das mit vollem Engagement, aber auch hin und wieder einer Prise Humor. Das Lachen ist zurück in der Nationalelf. Es ist wieder lauter auf dem Trainingsplatz. Kurz: „Radio Müller“ist zurück.
„Ich wurde super aufgenommen“, sagte der Rückkehrer, der sein letztes und 100. Länderspiel (bis dato 38 Tore) am 19. November 2018 beim 2:2 in der Nations League gegen die Niederlande (2:2) bestritten hatte, bevor ihn Bundestrainer Joachim Löw wie auch Jérôme Boateng und eben Hummels im Frühjahr 2019 im Zuge des personellen Umbruchs aussortierte. Nun hat Löw zwei dieses Trios wieder zurückgeholt. Dass man mit Müller nicht nur sportliche Leistung (bei Bayern erzielte er in der abgelaufenen Saison elf Ligatore und lieferte 21 Vorlagen) zurückerhält, sondern auch den amtlichen Humorminister des DFB-Teams, wurde am Sonntagmittag in Seefeld sofort klar. „Meine DFB-Quarantäne war etwas länger als 14 Tage, aber ich kenne die Spieler natürlich, so wirklich neu kommt mir nichts vor“, sagte Müller (31). „Wir haben alle eine große Vorfreude. Wir wollen die Segel setzen und loslegen.“Es sprach der neue, alte Motivationskapitän der Mannschaft. Schon am Freitag bei der Ankunft hatte er „volle Attacke“versprochen und freute sich „auf den Start eines neuen Kapitels“. Mit Kumpel Hummels (32), der zum Ende der Pressekonferenz mit Maske und Kappe auf dem Podium erschien und den zugeschalteten Reportern zurief: „Ich nehm’ ihn euch jetzt weg.“
Löw hatte Müller die Nationalelf weggenommen, doch der damals Aussortierte ist nicht nachtragend. Über die damaligen Gespräche mit Löw sagte Müller nun: „Ich habe zu dieser Zeit verstanden, was er meint. Die Art und Weise ist jetzt Schnee von gestern.“Er verriet auch, dass der
Kurz vor dem Start in die EMFinalrunde ließ sich Stefan Kuntz doch noch zu einer Kampfansage an die Konkurrenz hinreißen. „Natürlich will ich wieder ins Endspiel kommen“, sagte der 58Jährige vor dem EM-Viertelfinale mit seinen U21-Fußballern gegen Dänemark am Montag (21.00 Uhr/ProSieben) in Szekesfehervar. 2017 und 2019 führte Final-Experte Kuntz die U21 bereits ins Endspiel, bei der zweigeteilten Endrunde in Ungarn und Slowenien soll Nummer 3 folgen – auch wenn
Stachel tief saß. „Ich habe von Jupp Heynckes viele schlaue Sätze gehört, mit einem hat er meinen Nerv getroffen: Die größte Motivation zieht man aus persönlichen Niederlagen. Die Nicht-Nominierung war eine solche.“Nun will Müller wieder Müller sein. Der, den Hansi Flick ab Herbst 2019 wieder stark gemacht hatte. „Ich bin voll im Saft, will an meine Leistungsgrenze
Kuntz die Erwartungen an sein recht unerfahrenes Team dämpft. „Ich habe keine Angst vorm Scheitern“, sagte der 58-Jährige vor dem K.-o.-Duell. Die Frage nach einer Feier in Pandemiezeiten nach dem möglichen Titelgewinn beantwortete er trotzdem zurückhaltend. „Das klären wir mit unserem Arzt, wenn es so weit ist“, sagte Kuntz der „Bild am Sonntag“. Zum vierten Mal in Serie könnte Deutschlands FußballNachwuchs den Sprung in ein EM-Halbfinale schaffen. (dpa)
herankommen“, betonte der Angreifer. „ich hoffe auch, dass ich den Turbo zünden und damit auch bei den Mitspielern noch etwas herauskitzeln kann.“Als Freigeist-Zehner im offensiven Mittelfeld und nicht mehr als Rechtsaußen wie früher einmal. Da sieht ihn auch Löw.
Mit Blick auf die schwierige EMGruppe mit Weltmeister Frankreich,
Europameister Portugal und Außenseiter Ungarn sagte Müller: „Wir werden als Fußball-Land Leidensmomente haben, das wird kein Spaziergang.“Aber: „Wir können Freude in Fußball-Deutschland verbreiten und das gehen wir an. Ich glaube, dass diese Mannschaft ans Limit gehen wird. Wir können auch manches besser als andere. Die Weltrangliste (das DFBTeam liegt aktuell auf Rang zwölf, d. Red.) lügt aber nicht. Wir haben unterperformt, da dürfen wir uns nicht selbst anlügen.“
Löw merkte zu den Rückkehrern an, es fühle sich an „als wären sie nie weg gewesen. Sie sind in ihren Vereinen Leute, die den Ton angeben. Das erwarten wir auch hier von ihnen.“Lautsprecher in Stereo. „Wenn es mal laut und ruppig werde auf dem Platz, dürfen wir alle nicht empfindlich sein“, so Müller. Denn: „Am Ende geht es nur um die Glückshormone.“Und ums Aushalten. DFB-Direktor Oliver Bierhoff meinte über Müllers bereits gezündetes Sprüchefeuerwerk: „Wenn die Leistung stimmt, schlucke ich das gerne ein paarmal am Tag runter.“Wohl bekomm’s.