97,37 Prozent sind zu wenig
Zehnkampf-Weltmeister Kaul verfehlt Olympia-Norm
(dpa) - Weltmeister Niklas Kaul muss weiter um die OlympiaQualifikation im Zehnkampf bangen. Mit 8263 Punkten verpasste er im österreichischen Götzis die TokioNorm und erreichte den fünften Platz. „Ich wäre besser im Bett geblieben. Dass es so schlecht läuft, hätte ich nicht gedacht“, sagte der 23 Jahre alte Mainzer, der im Oktober 2019 jüngster Weltmeister der Geschichte mit 8691 Punkten geworden war. Sollten bei der letzten Olympia-Qualifikation am 19./20. Juni in Ratingen drei deutsche Zehnkämpfer über die Tokio-Norm von 8350 Punkten kommen, wäre Kaul in Japan nicht dabei. „Deshalb ist zu überlegen, ob ich in Ratingen noch antreten muss“, sagte Kaul.
Luft für Leistungssteigerungen gebe es noch, wenngleich er den Stand von Form und Fitness nicht exakt benennen könne. „Es ist schwierig, das einzuschätzen, sonst würde ich 97,37 Prozent sagen“, meinte Kaul. „Körperlich bin ich in einer sehr guten Verfassung, technisch fehlt noch etwas. Es ist nicht der Saisonhöhepunkt, wo es richtig abgehen muss, sondern ein Wettkampf zum Wiederreinkommen gewesen.“
Nach dem ersten Tag hatte Kaul mit 4126 Punkten auf Platz elf nur 38 Zähler weniger auf dem Konto als beim WM-Sieg. Den großen Sprung vom 13. Rang nach acht Disziplinen auf die fünfte Position machte er mit einem Speerwurf über 71,49 Meter und mit einem guten 1500-Meter-Lauf in 4:28,86 Minuten.
Nicht optimal gelaufen ist es auch für Kai Kazmirek. Der 30 Jahre alte Olympia-Vierte wurde mit 8190 Punkten Gesamtsiebter. Damit hat auch er einen Startplatz bei den Sommerspielen vom 23. Juli bis 8. August nicht fix.
Einen der besten Zehnkämpfe jemals bestritt Damien Warner, dessen Parforceritt durch die zehn Disziplinen aber nicht mit dem Aufstieg in die 9000-Punkte-Extraklasse gekrönt wurde. Dem 31 Jahre alten Kanadier fehlten bei seinem sechsten Sieg in Serie in Götzis mit 8995 Punkten nur fünf Zähler. Zuvor hatten diese Marke nur Roman Sebrle (Tschechien/9026), zweimal der US-Amerikaner Ashton Eaton (9039 und 9045) und Kevin Mayer (Frankreich/9126) geschafft.
Als beste deutsche Siebenkämpferin erreichte Vanessa Grimm beim Mehrkampf-Meeting mit persönlicher Bestleistung von 6316 Punkten einen starken fünften Platz. Wie auch Sophie Weißenberg, die mit 6219 Punkten auf Platz zwölf kam, hat sie noch Chancen auf einen Tokio-Startplatz. Siegerin in Götzis wurde Xenia Krizsan (Ungarn) mit der Weltjahresbestleistung von 6651 Punkten.