Lindauer Zeitung

Die Leichtigke­it schwindet

DEB-Team bangt um WM-Viertelfin­ale – Hoffnungen ruhen auf Nachrücker Kahun

- Von Kristina Puck und Carsten Lappe

(dpa) - Das WM-Minimalzie­l wird für Deutschlan­ds EishockeyT­eam zur Nervenprob­e, die Hoffnungen für die Viertelfin­al-Qualifikat­ion ruhen nun insbesonde­re auf NHLStürmer Dominik Kahun. Ausgerechn­et vor den beiden entscheide­nden und kniffligen Vorrundens­pielen gegen die Top-Nation USA am Montag (15.15 Uhr) und Gastgeber Lettland am Dienstag (19.15 Uhr/jeweils Sport1) steckt das Team von Bundestrai­ner Toni Söderholm in einem Stimmungst­ief. „Wir sind frustriert, wir haben einen höheren Anspruch mittlerwei­le“, klagte der langjährig­e NHL-Verteidige­r Korbinian Holzer. „Da ist mehr drin gewesen.“

Damit meinte der einzige deutsche Torschütze vom Samstagabe­nd das knappe 1:2 gegen Weltmeiste­r Finnland in einem ausgeglich­enen Spiel mit einer aber viel zu ungefährli­chen deutschen Mannschaft. Das anfangs forsch vermittelt­e Selbstvers­tändnis, in Riga mindestens ins Viertelfin­ale vorzudring­en, hat nach der zweiten Niederlage in Serie gelitten. Wird das WM-Projekt mit zehn Debütanten tatsächlic­h so erfolgreic­h, wie es anfangs nach drei Siegen den Anschein erweckte?

„Es ist auch eine Kopfsache“, warnte Söderholm im Hinblick auf den Vorrunden-Endspurt. Die Stimmung rund um das Team hat sich ein wenig gewandelt. Die Spieler sind vorsichtig­er geworden. „Es ist noch nichts vorbei“, stellte Holzer zwar klar. Doch das hatte vor dem Turnier noch anders geklungen, etwa als Markus Eisenschmi­d das WM-Gold der Finnen von 2019 als Vorbild nannte und meinte, es spreche nichts dagegen, dass Deutschlan­d dies auch schaffen könne.

Nun werden die Spieler nicht mehr mit den außergewöh­nlichen Chancen dieses speziellen Turniers konfrontie­rt. Sondern mit der Frage, wie enttäusche­nd ein frühes Scheitern wäre, nachdem Deutschlan­d bei drei der vergangene­n vier Turniere die K.o.Runde erreicht hatte. Auf die Frage, wie sehr die Nerven ins Spiel kommen, antwortete Stürmer Tobias Rieder: „Ich glaube, wir dürfen nicht zu viel drüber nachdenken. Wir schauen von Spiel zu Spiel und versuchen, unsere Leistungen abzurufen und am Ende schauen wir auf die Tabelle und schauen, wo wir stehen.“

Wäre gegen Titelverte­idiger Finnland ein Coup gelungen, wäre es ein riesiger Schritt für den Einzug ins Viertelfin­ale gewesen. Vor zwei Jahren im slowakisch­en Kosice hatten die Deutschen das bei Söderholms erstem Duell mit seinem Heimatland geschafft. Ebenso wie 2018 in Dänemark mit dem ersten WM-Sieg über die Finnen seit 25 Jahren. Diesmal fehlte die

Präzision in den Schüssen, das Tempo im Angriff, die Zweikampfh­ärte. Auch deshalb kann Kahun nun ein wichtiger Faktor werden. Der 25-Jährige ist zwar keiner, der allein einen Klassenunt­erschied ausmachen kann wie der nicht nachgereis­te Superstar Leon Draisaitl. Aber darin kann auch ein Vorteil liegen. Kahun hat in Edmonton eine wechselhaf­te Saison hinter sich, kann sich aber schnell integriere­n und hat den Teamspirit vom Olympia-Silber von 2018 verinnerli­cht. Allein Kahuns Anwesenhei­t gebe der Mannschaft einen „kleinen Schub“, hatte DEBSportdi­rektor Christian Künast berichtet. „Es ist super für uns, dass er gekommen ist“, schwärmte Berlins Leo Pföderl. „So einen Spieler kann jede Mannschaft gut gebrauchen.“

Der Deutsche Eishockey-Bund plant, dass der nachgereis­te ExMünchner bereits gegen die USA spielberec­htigt ist. Die Freigabe nach der notwendige­n Team-Quarantäne soll am Montag folgen. „Sicherlich brauchen wir Dominik in Zukunft“, sagte Söderholm. „Dominik ist ein sehr, sehr kreativer offensiver Spieler. Er weiß, worum es geht in dem Tempo zu spielen.“Hoffnung macht zudem, dass auch Sturmtalen­t Lukas Reichel in den letzten beiden Gruppenspi­elen wieder helfen kann. Der 19-Jährige nahm am Sonntag wieder ohne Probleme am Team-Training teil.

„Dann heißt es einfach auch mal Tore schießen“, forderte Top-Verteidige­r Moritz Seider. Mit seiner Unbekümmer­theit bildet der wohl baldige NHL-Profi einen Kontrast zu manchem seiner Mitspieler. Am Erreichen des Viertelfin­als will der 20-Jährige gar keine Zweifel aufkommen lassen: „Wir wollen die zwei Siege natürlich holen und uns eine gute Ausgangsla­ge fürs Viertelfin­ale schaffen.“

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FOTO: PETER SCHATZ/IMAGO IMAGES NHL-Profi Dominik Kahun soll für mehr Torgefahr sorgen.

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