RKI stuft Corona-Risikobewertung herab
Inzidenzzahlen steigen leicht – Impfzentren im Südwesten stellen Betrieb teilweise ein
(dpa/gug) - Wegen der entspannteren Corona-Lage gilt nach sechs Monaten erstmals wieder eine niedrigere Risikobewertung für Deutschland. Die Gefahrenlage werde von „sehr hoch“auf „hoch“gesetzt, teilte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstag in Berlin mit. Dabei liegt die SiebenTage-Inzidenz in Deutschland mit 35,2 erstmals seit drei Wochen wieder etwas höher als am Vortag.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) und Minister Spahn werteten den neuerlichen Anstieg nicht als Trendwende. Allerdings seien Wachsamkeit
und Schutzmaßnahmen weiter nötig, damit es nicht wieder zu einem Anstieg der Infektionszahlen komme. „Es gibt zu viele Beispiele auf der Welt, wo dann noch einmal etwas schiefgegangen ist“, mahnte Spahn mit Blick auf steigende Zahlen nach einem Absinken in anderen Ländern. Am 11. Dezember war die Risikobewertung nach oben gestuft worden. Spahn sagte: „Die Lage wird besser, sie wird deutlich besser, aber wir sind noch mitten in der Pandemie.“
RKI-Präsident Lothar Wieler begründete die Herabstufung der Gefahr damit, dass Modellrechnungen zeigten, dass kontrollierte Öffnungen auch mit der dominanten Virusvariante B.1.1.7 nicht zu exponentiellem Wachstum führen. Auch die Intensivbettenbelegung dürfte in den nächsten Wochen immer niedriger werden. Doch Wieler betonte: Um auf alle Maßnahmen verzichten zu können, brauche man 80 Prozent Immunisierung, also vollständig Geimpfte oder Genesene. Aktuell sind in Deutschland knapp 18 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, etwa die Hälfte der Erwachsenen ist nach Angaben Spahns mindestens einmal gegen Corona geimpft.
In Baden-Württemberg stockt die Impfkampagne allerdings: Weil die Impfzentren im Südwesten derzeit weniger Impfstoff erhalten als erwartet, stellen manche Impfzentren zeitweise ihren Betrieb ein. Es komme immer wieder vereinzelt zu zeitweisen Schließungen oder zur Kürzung von Arbeitsschichten, teilte ein Sprecher des Sozialministeriums in Stuttgart mit. Ein Sprecher des zentralen Impfzentrums in Ulm hatte zuvor angekündigt, dass in der kommenden Woche nur noch in einer von zwei Hallen der Messe Ulm geimpft werde.