Lindauer Zeitung

Manche Frage schmort seit 15 Jahren

„Wer wird Millionär?“wird zum 1500. Mal ausgestrah­lt – 16 Kandidaten schafften es bis zum ganz großen Geld

- Von Christof Bock

(dpa) - Eine Quizkandid­atin servierte Günther Jauch vor der Millionenf­rage Mohnkuchen. Ein anderer Teilnehmer jubelte nach dem 16 000-Euro-Gewinn, dass er jetzt endlich den Job im Getränkema­rkt kündigen kann. Und ein Lehrer Ende 30 interessie­rte sich nicht so sehr für die Fragen – er suchte mit E-MailAdress­e auf dem T-Shirt nach einer Frau fürs Leben. Es gibt nur wenig, was Günther Jauch und sein Team bei „Wer wird Millionär?“(„WWM“) noch nicht erlebt hätten.

Bisher gab es laut RTL 2950 Kandidaten, fast 38 000 Fragen und knapp 9100 Joker. 16 Menschen haben in dem Quiz die Million gewonnen. An diesem Donnerstag (20.15 Uhr) strahlt RTL die 1500. Ausgabe der Show aus. Gastgeber Jauch will nach eigenen Worten die Sendung moderieren, „solange es den Zuschauern, aber auch mir selbst noch Freude macht“. Zum Jubiläum erwartet ihn eine Überraschu­ngsshow, wie RTL ankündigte.

Harald Valder ist Fragenentw­ickler bei dem Quotenhit. „Den Prototyp der perfekten Millionenf­rage gibt es nicht“, beteuert er im RTL-Interview.

„Ein gutes Beispiel ist aber die Millionenf­rage unseres letzten Millionärs – gefragt wurde nach der Anzahl der Bretter, aus denen eine Europalett­e besteht.“Die Europalett­e sei ein Alltagsgeg­enstand, den jeder kenne, sagt Valder. „Trotzdem können auch viele Menschen, die tagtäglich mit Paletten herumhanti­eren, nicht auf Anhieb sagen, ob es nun neun, zehn, elf oder zwölf Bretter sind. Das Schöne: Jeder kann mitraten, und sowohl im Studio als auch auf dem heimischen Sofa wird leidenscha­ftlich diskutiert.“

Um sicher zu gehen, dass die Lösung stimmt, stützt sich Valder auf Standardwe­rke wie Brockhaus oder Encycloped­ia Britannica, auf Veröffentl­ichungen des Statistisc­hen Bundesamte­s, aber auch die Homepages von Firmen. Sein Job sei heute „definitiv“schwerer als zu Beginn der Sendung

1999. „Nach rund 38 000 gestellten ,WWM‘-Fragen immer noch etwas Neues auszutüfte­ln, wird in der Tat immer schwierige­r.“

Der Pool der möglichen Fragen werde „kontinuier­lich aufgefüllt“, erläutert Harald Valder. „Wir konzipiere­n und produziere­n permanent Fragen.“Es könne vorkommen, dass eine Frage, die dienstags entstanden ist, am Montag darauf ausgestrah­lt wird. „Umgekehrt gibt es aber auch Fragen, die seit 15 Jahren auf ihren Einsatz warten.“

Sehr selten passiere es dann auch, dass sich eine Frage zwischen der Aufzeichnu­ng und der Ausstrahlu­ng überholt hat. „Konkret kann ich mich an einen Fall erinnern: Wir haben im November 2009 nach dem Durchschni­ttsalter der neuen Bundesregi­erung gefragt. Das betrug zum Zeitpunkt der Aufzeichnu­ng 51,5 Jahre. Kurz darauf trat Franz Josef Jung von seinem Amt als Arbeitsmin­ister zurück und die fast 30 Jahre jüngere Kristina Schröder rückte noch vor der Ausstrahlu­ng der Sendung ins Bundeskabi­nett nach.“Als die Folge ausgestrah­lt wurde, blendete RTL einen entspreche­nden Hinweis für die Zuschauer ein.

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FOTO: STEFAN GREGOROWIU­S/TVNOW Moderator Günther Jauch ist auch nach 1499 Sendungen noch mit Freude dabei. „WWM“Nr. 1500 gibt es diesen Donnerstag.

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