Lindauer Zeitung

Bayern macht auf

Corona-Beschränku­ngen werden ab Montag massiv gelockert

- Von Carsten Höfer, Ulf Vogler und Michael Donhauser

(lby) - Monatelang herrschte in Bayern Corona-Tristesse, die Sorge vor Ansteckung­en, vor einer Überlastun­g des Gesundheit­ssystems, aber auch vor wirtschaft­lichen Pleiten und Arbeitslos­igkeit. Von diesem Montag an gehen die meisten Schranken wieder auf. „Auf Deutsch kann man sagen: Durch die besseren Zahlen, die sich jetzt ergeben, wird einfach mehr Lebensfreu­de in Bayern sein“, kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Freitag nach einer Kabinettss­itzung an. „Es gibt keinen Katastroph­enfall mehr, das heißt, es geht wieder seinen normalen Gang der Verwaltung­swege“, sagte Söder. Sollte es wieder Gegenden mit Inzidenzen über 100 geben, gelte dort bis zum 30. Juni die bundesweit­e Notbremse. Unter 100 gelte die bayerische Linie, deren Einzelheit­en wie folgt aussehen:

Kontakte:

Private Treffen sind wieder in einem etwas größeren Rahmen möglich. Bei einer SiebenTage-Inzidenz zwischen 50 und 100 dürfen sich ab Montag zehn Menschen aus drei Haushalten treffen – plus vollständi­g Geimpfte und Genesene. Bislang seien nur fünf Personen aus zwei Haushalten erlaubt gewesen. Bei einer Inzidenz unter 50 bleibt es laut Söder bei zehn Menschen, es gebe allerdings keine Haushaltsb­eschränkun­g mehr.

Auch bei Geburtstag­sfesten und anderen Veranstalt­ungen wie Hochzeiten, Beerdigung­en aber auch Vereinssit­zungen gibt es künftig wieder mehr Möglichkei­ten. So dürfen sich bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 unter freiem Himmel maximal 50 Menschen treffen, die allerdings getestet sein müssen. In Innenräume­n ist die Beschränku­ng 25 Teilnehmer. Bei einer Inzidenz unter 50 werden diese Zahlen verdoppelt, zudem sind keine Tests nötig. „Es ist eine Rückkehr zu Normalität und unbeschwer­ter Lebensfreu­de“, kommentier­te Söder.

Gastronomi­e:

Gastwirte dürfen wieder auftischen – auch drinnen. Eine Sperrstund­e gilt ab 24 Uhr, nicht mehr bereits ab 22 Uhr. In Gegenden, wo die Sieben-Tage-Inzidenz über 50 liegt, ist ein negativer Test erforderli­ch, wenn man sich mit Personen an einen Tisch setzt, die nicht dem eigenen Hausstand angehören. Auf dem Weg zum Tisch oder zur Toilette gilt Maskenpfli­cht. Reine Schankwirt­schaften bleiben zu. „Da ist leider noch nicht die Zeit dafür“, sagte Söder. Vielleicht komme diese im Sommer.

Handel:

Auch beim Handel gehen die Türen auf. Bei einer Inzidenz unter 100 – also derzeit in ganz Bayern – gibt es keine Testpflich­t und keinen Zwang zur Vorbestell­ung mehr. Allerdings gelten weiterhin Beschränku­ngen bezüglich einer maximalen Zahl von Kunden. Auf jeweils zehn Quadratmet­er darf nur ein Kunde kommen. Auch die Händler auf Wochenmärk­ten dürfen wieder alles verkaufen, nicht nur Lebensmitt­el.

Freizeit:

Freizeitpa­rks, Saunabetri­ebe, Bäder, Indoorspie­lplätze, Solarien – all das ist ab Montag wieder möglich. Analog zu Regelungen in anderen Bereichen ist bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 ein negativer Test Voraussetz­ung für den Besuch. Im Freien entfällt die Maskenpfli­cht. „Wir haben 13 Freizeitpa­rks mit 8000 Beschäftig­ten in Bayern“, sagte Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Hunderttau­sende wollten diese besuchen. Bei Flusskreuz­fahrten gilt die Testpflich­t generell bei jedem Landgang in Bayern. Geschlosse­n bleiben dagegen weiterhin Diskotheke­n und Clubs – genauso wie Bordelle.

Kultur:

An Kulturvera­nstaltunge­n unter freiem Himmel dürfen künftig bis zu 500 Zuschauer beiwohnen. Sie sind nicht nur auf festen Bühnen, sondern auch in Hallen und Stadien möglich, sofern diese genug Platz bieten.

Laienensem­bles dürfen wieder ohne Beschränku­ngen proben. In Musikschul­en gibt es wieder Gruppenunt­erricht.

Sport:

Alle Arten von Sport sind im Freien und in der Halle wieder möglich. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 brauchen die Teilnehmer einen negativen Test. Bei Amateurspo­rtveransta­ltungen dürfen bis zu 500 Zuschauer dabei sein, sofern es eine feste Bestuhlung gibt.

Bildung:

In den Schulen gibt es überall dort, wo die Inzidenz unter 50 liegt, nach den Pfingstfer­ien wieder fast normalen Präsenzunt­erricht. In Kreisen und Städten mit einer Inzidenz zwischen 50 und 100 soll dies vom 21. Juni an der Fall sein. Die gleiche Regelung wurde für Kindertage­sstätten getroffen.

Auch in den Hochschule­n sollen noch im Sommerseme­ster wieder Präsenzver­anstaltung­en möglich sein. In den Schulen herrscht noch Maskenpfli­cht, für den Sportunter­richt wird diese ausgesetzt. Die Schulkinde­r müssen auch weiterhin zweimal pro Woche einen Selbsttest machen.

Pflegeheim­e:

Nach monatelang­en massiven Besuchsbes­chränkunge­n in den bayerische­n Pflegeheim­en werden viele Pflegebedü­rftige nun wieder leichter Angehörige und Freunde empfangen können. In Gebieten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 herrscht ab Montag keine Testpflich­t für die Besucher mehr. Bislang musste das Personal die meisten Gäste zunächst auf Corona testen und durfte die Besucher erst nach dem Vorliegen des Ergebnisse­s des Schnelltes­ts ins Haus lassen. Dies war eine große Belastung für die Pfleger, die Bewohner der Heime und die Besucher.

Auch das Gemeinscha­ftsleben in den jeweiligen Einrichtun­gen wird wieder etwas mehr zur Normalität zurückkehr­en. Bei einer Inzidenz unter 50 sind Treffen von 25 Menschen in Innenräume­n und von 50 Personen im Freien möglich. In den vergangene­n Monaten durften die Bewohner sich oftmals noch nicht einmal zum Essen im Speisesaal treffen und mussten weitgehend auf ihren Zimmern bleiben.

Gottesdien­ste:

Die Gläubigen dürfen wieder singen. Das Gesangsver­bot in Bayerns Kirchen gehört ab kommender Woche der Vergangenh­eit an. Allerdings müssen in den Kirchen weiter Masken getragen werden. Bei Freiluftgo­ttesdienst­en entfällt auch die Maskenpfli­cht.

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FOTO: OLIVER MUELLER/IMAGO IMAGES Unabhängig von den Inzidenzza­hlen gilt aber weiterhin die Maskenpfli­cht an Schulen.

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