Lindauer Zeitung

„Es ist nicht undemokrat­isch, wenn man völkische Politik ausschließ­t“

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Der Journalist und Buchautor Michael Kraske (Foto: PR) lebt in Leipzig und schreibt über Ostdeutsch­land, Rechtsextr­emismus und die AfD. Im Gespräch mit Dominik Guggemoos blickt er auch auf die Stärke der AfD im Osten.

In Ihrem Buch „Tatworte“analysiere­n Sie, wie die AfD gezielt Sprachcode­s einsetzt. In SachsenAnh­alt sind die Rundfunkge­bühren ein großes Thema. Wofür steht der Begriff im AfD-Sprech?

Für den Ausdruck „Lückenpres­se“. Die AfD will die Öffentlich-Rechtliche­n auf strikte Neutralitä­t festlegen. Kritischer Journalism­us wird von ihr bekämpft.

Die AfD hofft, als stärkste Fraktion in den Landtag einzuziehe­n. Hält dann bei der CDU die Brandmauer, die Parteichef Armin Laschet ausgerufen hat?

Es gibt schon seit geraumer Zeit Stimmen in der ostdeutsch­en CDU, die sagen, dass man ein Viertel der Wählerscha­ft nicht ausschließ­en dürfe. Dahinter steckt ein Missverstä­ndnis. Es ist nicht undemokrat­isch, wenn man völkische und nationalis­tische Politik ausschließ­t.

Es gibt ja auch einen Beschluss der Partei, der eine Zusammenar­beit ausschließ­t.

Auf kommunaler Ebene kommt es trotzdem immer wieder dazu, dass gemeinsam mit der AfD abgestimmt wird. Es ist nicht wahrschein­lich, dass der Landesverb­and ein Bündnis ausloten wird. Aber falls die

AfD stärkste Kraft wird, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass sich rechtskons­ervative Kräfte in der Landes-CDU durchsetze­n werden.

Warum erreicht die AfD in Ostdeutsch­land so gute Wahlergebn­isse?

Zahlreiche Studien belegen eindeutig, dass die AfD mittlerwei­le nicht trotz, sondern wegen ihrer Radikalitä­t gewählt wird. Mehr als die Hälfte der AfD-Anhänger teilt manifeste oder latente rechtsextr­eme Einstellun­gen.

Hat der Ostbeauftr­agte Marco Wanderwitz also recht in seiner Analyse, es gebe im Osten eine verfestigt­e, nichtdemok­ratische Protestwäh­lerkliente­l?

Er hat das Problem im Kern realistisc­h beschriebe­n. Auch bei rechter Gewalt liegen ostdeutsch­e Bundesländ­er prozentual zum Bevölkerun­gsanteil seit langem vorn – mit Sachsen-Anhalt in der Spitzengru­ppe.

Wie dominant ist der rechtsextr­eme Flügel in Sachsen-Anhalt?

Der Landesverb­and ist ganz deutlich ein sehr radikaler. Das kommt auch im Wahlprogra­mm zum Ausdruck. Dort wird ein eindeutig völkisches Gesellscha­ftsmodell propagiert.

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