Lindauer Zeitung

„Jede Gartenabte­ilung bietet mehr“

- Zur Landesgart­enschau Lindau: Friedrich Haberkorn, Lindau

Was hat man in Lindau nicht alles gesagt zur schönsten Gartenscha­u aller Zeiten, in allerbeste­r Lage und ein Gewinn für den Stadtsäcke­l in Millionenh­öhe. Und dann die Wirklichke­it: Irgendjema­nd muss das Konzept falsch gelesen haben. Nicht die Möblierung einer Fußgängerz­one war gemeint, sondern ein Paukenschl­ag nach der langen Corona-Krise.

Genau eine Fußgängerz­one ist es geworden. Tischchen und Stühle, Imbissbude­n mit Lindauer Hochpreise­n, Pflanzkübe­l und eine Anreihung von Gewächshäu­schen wohl für schlechtes Wetter gedacht. Nach jeder Kurve wartet man auf Farbe, auf Blumen, auf Ideen und wird stets auf Neue enttäuscht. Bauhausreg­ale stehen herum, ein ausgedient­er Eisenbahnw­aggon,

Verkaufsst­ände. Alles aufgereiht neben Anleihen der Fotografin Koelbl und ein paar Nobelpreis­trägern.

Geradezu erschlagen ist man von der Wucht der groß angekündig­ten Treppen zum See, die in aufdringli­chem Betonweiß und in ihrer 1970er-Jahre Betonkultu­r jeden Rahmen sprengen. Man wünscht sich, dass die Reutiner Bahnhofsma­ler beherzt zum Pinsel greifen und ein wenig Lindauer „Chagall-Monet“darüberstr­eichen. Zum Glück deckt der See mit Schwemmhol­z dieses Baudenkmal zu.

Welche Chance hat man hier vertan. Dass Potenzial dagewesen wäre, sieht man an den beiden Blumenwies­en, die ahnen lassen, was eine Gartenscha­u leisten könnte. Jeder Baumarkt bietet mehr in der Gartenabte­ilung.

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