„Jede Gartenabteilung bietet mehr“
Was hat man in Lindau nicht alles gesagt zur schönsten Gartenschau aller Zeiten, in allerbester Lage und ein Gewinn für den Stadtsäckel in Millionenhöhe. Und dann die Wirklichkeit: Irgendjemand muss das Konzept falsch gelesen haben. Nicht die Möblierung einer Fußgängerzone war gemeint, sondern ein Paukenschlag nach der langen Corona-Krise.
Genau eine Fußgängerzone ist es geworden. Tischchen und Stühle, Imbissbuden mit Lindauer Hochpreisen, Pflanzkübel und eine Anreihung von Gewächshäuschen wohl für schlechtes Wetter gedacht. Nach jeder Kurve wartet man auf Farbe, auf Blumen, auf Ideen und wird stets auf Neue enttäuscht. Bauhausregale stehen herum, ein ausgedienter Eisenbahnwaggon,
Verkaufsstände. Alles aufgereiht neben Anleihen der Fotografin Koelbl und ein paar Nobelpreisträgern.
Geradezu erschlagen ist man von der Wucht der groß angekündigten Treppen zum See, die in aufdringlichem Betonweiß und in ihrer 1970er-Jahre Betonkultur jeden Rahmen sprengen. Man wünscht sich, dass die Reutiner Bahnhofsmaler beherzt zum Pinsel greifen und ein wenig Lindauer „Chagall-Monet“darüberstreichen. Zum Glück deckt der See mit Schwemmholz dieses Baudenkmal zu.
Welche Chance hat man hier vertan. Dass Potenzial dagewesen wäre, sieht man an den beiden Blumenwiesen, die ahnen lassen, was eine Gartenschau leisten könnte. Jeder Baumarkt bietet mehr in der Gartenabteilung.