Lindauer Zeitung

So funktionie­rt der Flugplatz in Durach

Deutschlan­ds höchstgele­gener Verkehrsla­ndeplatz zieht viele Privatpilo­ten an

- Von Tobias Schuhwerk

- Deutschlan­ds höchstgele­gener Verkehrsla­ndeplatz liegt im Oberallgäu. Doch wer darf dort überhaupt starten und landen? Und wie wird das Ganze finanziert? Durach Flieger, grüß mir die Sonne: Bei wolkenlose­m Himmel herrschte in den vergangene­n Tagen am Flugplatz in Durach im Oberallgäu reger Betrieb. Deutschlan­ds höchstgele­gener Verkehrsla­ndeplatz zieht viele Privatpilo­ten an. Nachdem vor Kurzem eine Cessna nach dem Start in den nahe gelegenen Öschlesee stürzte, rückte auch der Flugplatz in den Fokus.

Wie viele Flugzeuge starten und landen am Flugplatz in Durach?

8000 Starts pro Jahr verzeichne­n die Betreiber. Dazu kommen etwa 1300 Starts des Rettungshu­bschrauber­s Christoph 17, der auf dem Flugplatz seit 2018 in einem eigenen Gebäude untergebra­cht ist. An schönen Sommertage­n geht es am Flugplatz mit bis zu 100 Starts und Landungen turbulent zu. Im Durchschni­tt starten 30 Flieger pro Tag in der Saison von April bis Ende Oktober.

Seit wann gibt es den Flugplatz?

In Durach wird seit 86 Jahren geflogen. Zunächst wurde der Platz als Schulungsz­entrum für die Luftwaffe gegründet; Hallen und ein Tower entstanden. Nach dem Ende des

Zweiten Weltkriege­s entwickelt­e sich einer von heute über 400 Verkehrsun­d Sonderland­eplätzen in Deutschlan­d. Sie gibt es neben den 38 Verkehrsfl­ughäfen – wie Frankfurt, München oder dem Allgäu Airport bei Memmingen. 1950 wurde der Verein Luftsportg­ruppe Kempten-Durach gegründet. Seine heute 100 Mitglieder sind eng mit dem Flugplatz verbunden: 65 von ihnen sind Piloten.

Welche Maschinen starten und landen?

Der Flugplatz ist für Fluggeräte aller Art bis 3000 Kilo Höchstabfl­uggewicht (MTOW) zugelassen. Oft nutzen ihn Privatpilo­ten, deren Motorflugz­euge 400 bis 1200 Kilo Gewicht haben.

Die Flugbegeis­terten stammen nicht nur aus Deutschlan­d, sondern auch aus Italien, Österreich, Schweiz, Polen, Tschechien oder den Beneluxlän­dern. „Viele Piloten fliegen privat in ihrer Freizeit. Der Flugplatz wird aber auch von gewerblich betriebene­n Flugzeugen genutzt“, sagt Flugleiter Remigius Läufle. Häufig sind es Maschinen vom Typ Cessna, die dort starten und landen.

Wem gehören die Flugzeuge?

„Die wenigsten Piloten, die bei uns starten und landen, haben ein eigenes Flugzeug“, stellt Läufle klar. Stattdesse­n chartern sie ihre Maschinen von kommerziel­len Anbietern oder mieten sie kostengüns­tig über einen Verein. So können beispielsw­eise auch Studenten ihren Traum vom Fliegen verwirklic­hen. Motorflugz­euge kosten laut Läufle zwischen 30 000 Euro (gebraucht) und 400 000 Euro. Etwa alle 1500 bis 2000 Flugstunde­n muss der Motor gewechselt werden. „Das kostet dann mehr als 25 000 Euro“, sagt Läufle.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Privatpilo­ten?

Mindestens 45 Flugstunde­n sind für die Privatpilo­tenlizenz (engl. Private Pilot Licence) nötig. In der Theorie kommen Sprechfunk­verkehr, Luftfahrze­ugkunde, Flugleistu­ng und -planung dazu. Mit dieser Lizenz kann ein Motorflugz­eug (vier Personen, Höchstabfl­uggewicht 2000 Kilo) zu Reisen oder zu geschäftli­chen Terminen geflogen werden.

Günstiger ist die Ausbildung in der Ultraleich­tklasse (maximales Abfluggewi­cht 470 Kilo, nur für zwei Personen zugelassen). Die Kosten für die Ausbildung liegen bei etwa 7000 Euro.

Was müssen Piloten am Flugplatz Kempten-Durach beachten?

Start und Landung erfolgen auf Grasbahnen, was speziell bei Nässe höchste Aufmerksam­keit erfordert. Zudem muss beim Start mindestens 15 Meter über jedem Hindernis geflogen werden. Die Platzrunde, also die Route, die beim An- und Abflug geflogen werden muss, ist vom Luftamt Südbayern festgelegt.

Wer finanziert den Flugplatz Kempten-Durach?

„Wir sind einer der wenigen Verkehrsla­ndeplätze in Deutschlan­d, die ohne Steuergeld auskommen“, sagt Remigius Läufle, Geschäftsf­ührer der Duracher Landeplatz­gesellscha­ft mbH, mit neun Mitarbeite­rn. Hauptgesel­lschafter ist die Stadt Kempten.

Einnahmequ­ellen sind die Verpachtun­g von 30 Hallen-Stellplätz­en für Flugzeuge sowie eines Cafés am Flugplatz. Darüber hinaus erhebt der Flugplatz für jede Landung eine Gebühr von den Privatpilo­ten.

Was ist das Besondere am Flugplatz Kempten-Durach?

Durach hat den höchstgele­genen Verkehrsla­ndeplatz in Deutschlan­d. Er liegt auf 713 Metern Höhe. Zudem ist er der südlichste in Bayern.

Bekannt ist auch, dass der Flugplatz 1943 Drehort des Filmes „Quax in Afrika“war. Weil Durach ein sogenannte­r Verkehrsla­ndeplatz ist, haben die Betreiber eine Betriebspf­licht.

Sie müssen im Rahmen von veröffentl­ichten Öffnungsze­iten der Allgemeine­n Luftfahrt zur Verfügung stehen. Im Sommer ist dies täglich von 9 bis 19.30 Uhr.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Deutschlan­ds höchstgele­gener Flugplatz befindet sich in Durach im Oberallgäu. Jedes Jahr heben dort rund 8000 Flugzeuge ab.
FOTO: MATTHIAS BECKER Deutschlan­ds höchstgele­gener Flugplatz befindet sich in Durach im Oberallgäu. Jedes Jahr heben dort rund 8000 Flugzeuge ab.

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