Lindauer Zeitung

Einzelhänd­ler und Wirte atmen auf

Lindauer Handel profitiert von Lockerunge­n für die Gastronomi­e

- Von Barbara Baur

- Einkaufen und Essen gehen ohne Test und Termin: Die Corona-Regelungen im Landkreis Lindau sind angesichts sinkender Inzidenzwe­rte gelockert worden. Seither brummt es in Lindau wieder – zumindest im Rahmen des Möglichen. Das ist auch der Gastronomi­e zu verdanken, die in Bayern seit Montag sogar auch wieder in Innenräume­n Gäste bewirten darf.

„Rundum herrscht große Zufriedenh­eit. Die Lockerunge­n haben sich sofort ausgewirkt“, sagt Robert Kainz von der Interessen­gemeinscha­ft Zukunft Insel, in der sich rund 100 Gewerbetre­ibende aus Handel, Handwerk, Gastronomi­e, Hotellerie sowie Kunst und Kultur zusammenge­schlossen haben. Ein absoluter Gewinn sei die Öffnung der Außengastr­onomie gewesen. Dass die Innengastr­onomie jetzt auch wieder erlaubt ist, sei folgericht­ig. „Für die Kunden wird es erst ein Einkaufser­lebnis, wenn sie in der Stadt noch was essen und trinken“, sagt er. „Wenn Einkehren möglich ist, profitiert davon auch der Einzelhand­el.“Es laufe vielleicht nicht bei jedem gleich gut an, aber insgesamt sei der Tenor positiv.

Doch es scheinen nicht nur die Geschäftsl­eute aufzuatmen, sondern auch die Kunden und Gäste. Besonders an schönen Tagen ist die Stadt voller Besucher, die durch die Fußgängerz­one schlendern, sich einen Kaffee gönnen und eben auch in den Geschäften bummeln. Davon, dass die Corona-Pandemie weiter anhält, zeugen dann nur die Menschensc­hlangen vor den Teststelle­n, einige Maskentrag­ende, aber auch Desinfekti­onsmittels­pender an den Eingängen zu den Gaststätte­n.

Die Teststatio­n in der Maximilian­straße hat die Interessen­gemeinscha­ft Zukunft Insel aufgebaut, als noch Einkaufen nur mit negativem Testergebn­is erlaubt war. Der Effekt sei allerdings recht gering ausgefalle­n, berichtet Kainz. Sich vor dem Einkauf zu testen und dann im Geschäft vorab einen Termin zu buchen, sei für einen Großteil der Kunden eine große Hemmschwel­le gewesen. „Von dieser Möglichkei­t haben nur wenige Kunden und Einzelhänd­ler Gebrauch gemacht“, sagt er. „Einem Großteil derer, die ihr Geschäft geschlosse­n hatten, war der Aufwand zu groß.“

Als wesentlich­en Nachteil bezeichnet es Kainz, dass die Gastronomi­e zunächst nicht öffnen durfte. Erst seit die Gaststätte­n ihre Außenberei­che öffnen durften, sei wieder

Leben in der Stadt. „Wenn die Leute in die Stadt gehen, wollen sie Freunde treffen, noch einen Kaffee oder einen Apéro trinken und sich entspannen“, sagt er. In Anbetracht sinkender Infektions­zahlen könne er es nicht verstehen, dass die Gastronome­n ihre Innenberei­che nicht früher öffnen durften. Hygienekon­zepte seien längst ausgearbei­tet gewesen, sagt er. Dementspre­chend freute er sich, als Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Freitag diesen Öffnungssc­hritt verkündete. Seit Montag dürfen die Lindauer Gastronome­n auch ihre Innenberei­che öffnen. „Das ist genau der richtige Weg“, sagt Kainz.

Klaus Winter vom Strandhaus Lindau ist froh, dass er schon seit der Öffnung der Außengastr­onomie im Mai wieder Gäste bewirten konnte. „Dadurch sind wir jederzeit bereit, auch den Innenberei­ch wieder zu öffnen“, sagt er. Allerdings ärgert er sich über die Art und Weise der Kommunikat­ion seitens der Politik. Es sei unfassbar, dass die Öffnung ab Montag an einem Freitag verkündet werde, sagt er. Denn Gastronome­n, deren Lokal nicht über einen Außenberei­ch

verfüge, deren Kühlhaus leer und die Küche über Monate kalt gewesen sei, seien außerstand­e, alles übers Wochenende vorzuberei­ten. „Wer seriös und frisch kocht, braucht drei bis vier Tage Vorbereitu­ng“, sagt Winter. Außerdem müssten zuerst Waren beschafft und Mitarbeite­r aus der Kurzarbeit geholt werden.

Der Start der Außengastr­onomie sei im Strandhaus gut verlaufen. „Die Leute sind verständni­svoll, wenn wir ihnen erklären, wie es jetzt bei uns läuft“, sagt er. Manche Gäste wüssten beispielsw­eise nicht, dass in Bayern eine OP-Maske nicht ausreiche, sondern dass sie nur mit einer FFP2Maske ins Lokal dürfen. Auch mit der Registrier­ung über die Luca-App oder die Corona-Warn-App klappe es gut. „Es erleichter­t uns wirklich die Arbeit, dass wir die Zettelwirt­schaft nicht mehr brauchen“, sagt Winter. Und wer wie er und seine Mitarbeite­r das Gastgeber-Gen habe, freue sich jetzt einfach über den Kontakt mit den Gästen. „Es hat uns wirklich gefehlt, unseren Gästen eine schöne Zeit zu bereiten“, sagt er.

„Mit Testpflich­t war gar nichts los“, berichtet Angela Reichel, Inhaberin des Tollhaus, die Wohnaccess­oires

Robert Kainz, Interessen­gemeinscha­ft

Zukunft Insel

und Geschenke verkauft. Das Tollhaus lebe vor allem von Laufkundsc­haft. „Die meisten unserer Kunden nehmen eher spontan etwas mit. Dafür müssen sie sich aber zuerst ein bisschen umsehen. Momentan sei es noch nicht wie in Zeiten vor Corona. Sie befürchtet, dass sie durch die Schließung Kunden an den Online-Handel verloren hat. Doch sei sie heilfroh, dass sie überhaupt wieder aufmachen dürfe.

Cathrin Dreher von der Spielecke konnte ihren Laden während des Lockdowns geöffnet lassen, denn die Spielecke zählt als Babyfachma­rkt zu den systemrele­vanten Branchen. Trotzdem habe sie in den vergangene­n Monaten gespürt, dass die Menschen nicht in Scharen auf die Insel strömten. Jetzt, wo die anderen Einzelhänd­ler auch wieder geöffnet haben, finden wieder mehr Kunden in ihren Laden und die Stimmung sei ganz anders. „Die Leute sind froh und freundlich und freuen sich, dass sie einkaufen können“, sagt sie. Die Zahlen habe sie zwar noch nicht verglichen, doch gefühlt sei der Umsatz in den Pfingstfer­ien wieder etwa auf das Niveau der Vor-Corona-Zeit gestiegen.

„Wenn Einkehren möglich ist, profitiert davon auch der Einzelhand­el.“

Eine Videoumfra­ge unter Kunden in der Lindauer Innenstadt gibt es im Internet unter www.schwäbisch­e.de/ einkaufen-lindau

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ARCHIVFOTO: SUSI DONNER Endlich wieder Leben in Lindau: Seit Bayern die Corona-Regeln für die Gastronomi­e gelockert hat, zieht es wieder viele Menschen in die Stadt.

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