Zweigleisigkeit wird kostspielig
Ausbau der Bahnstrecke Friedrichshafen-Fischbach kostet 130 Millionen Euro
- Der Interessenverband Bodenseegürtelbahn (IV), dem auch die Stadt Friedrichshafen angehört, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die marode Bahnstrecke zwischen Friedrichshafen und Radolfzell auszubauen und zu elektrifizieren. Nach Abschluss der Planungsphase zwei in etwa einem Jahr soll eine detaillierte Konzeption vorliegen. Nach einem Auftrag aus dem Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) hat die Stadt Friedrichshafen aber auch noch selbst überprüfen lassen, inwiefern ein zweispuriger Ausbau der Strecke zwischen Friedrichshafen und Fischbach möglich wäre.
Laut einem Experten würde das rund 130 Millionen Euro kosten und erhebliche Konflikte mit Grundstückseigentümern mit sich bringen. In der PBU-Sitzung vom kommenden Dienstag soll entschieden werden, ob die Stadt die Planungen weiterführt. „Wir kümmern uns um den gesamten Abschnitt zwischen Friedrichshafen/Stadtbahnhof und Radolfzell“, sagt Wilfried Franke, der Geschäftsführer des IV. Warum die Stadt den zweispurigen Ausbau der Strecke auf dem Häfler Streckenabschnitt auch noch prüfen ließ, macht ihn zwar etwas ratlos. Er sei aber im Gespräch mit der Stadt. Franke wird auch in der PBU-Sitzung kommenden Dienstag Sitzung sprechen. Es gebe keine Diskrepanzen.
Für den Ausbau der Bodenseegürtelbahn
stehen laut Franke weiter zwei mögliche Betriebskonzepte zur Debatte. Zum einen die Referenzvariante mit einer schnellen und einer langsamen Verbindung pro Stunde. Zum anderen die Vorzugsvariante mit einer stündlichen, schnellen und der halbstündlichen, langsamen Verbindung. „Dafür werden wir die Infrastruktur planen“, sagt Franke. In etwa einem Jahr wisse man ganz genau, was benötigt werde. Fest steht schon jetzt, dass für die Vorzugsvariante mehr zweigleisige Abschnitte gebraucht werden. Deshalb kommt sie nach heutigem Stand rund 100 Millionen teurer als die Referenzvariante und kostet schätzungsweise 350 Millionen Euro. Laut aktuellem Stand würden davon zwischen 50 und 70 Millionen auf der kommunalen Ebene hängenbleiben. „Diese Größenordnung ist für die Kommunen nicht verkraftbar“, sagt Franke. Weiterhin laufen deshalb Verhandlungen mit dem Land über eine stärkere Beteiligung.
Das jetzt vorliegende Gutachten geht auf einen Antrag der Fraktion SPD/Die Linke zurück, der am 3. Dezember
2019 vom PBU beschlossen wurde. Die Ergebnisse sind ernüchternd. So rechnet das beauftragte Ingenieurbüro Hill aus Karlsruhe bei „einem zweigleisigen Ausbau vom Stadtbahnhof zum Bahnhof Fischbach mit Baukosten in Höhe von rund 105 Millionen Euro“. Hinzu kämen demnach Nebenkosten in Höhe von rund 31 Millionen Euro, also insgesamt 136 Millionen Euro. Außerdem drohen „besondere Probleme“beim Ortseingang in Fischbach, wo Enteignungen bezüglich Gärten/ Grundstücken notwendig wären. „In Manzell müsste man drei Hauseigentümer enteignen, da das neue Gleis in Konflikt mit bestehenden Gebäuden käme“, heißt es in der Sitzungsvorlage. Der Beschlussvorschlag der Stadt für die PBU-Sitzung lautet „keine weiteren eigenen Planungsvorgriffe durchzuführen“.
Gemäß einer „Betriebsprogrammstudie“, die der IV bereits vorgelegt hat, braucht man für die Vorzugsvariante zwischen Friedrichshafen und Radolfzell vier zweigleisige Abschnitte. Wahrscheinlich brauche man auch ein zweites Gleis im Bereich zwischen Friedrichshafen und Fischbach, sagt Franke. Ob es den ganzen Abschnitt betreffe, etwa vom Stadtbahnhof bis Manzell, sei noch nicht abzusehen. Klar ist für Franke, dass die Probleme, die im jetzt vorliegenden Gutachten aufgezeigt werden, auch auf die Planer der Leistungsphase zwei zukommen werden. „Wenn die korrekt geplant haben“, sagt Franke.