Lindauer Zeitung

Zweigleisi­gkeit wird kostspieli­g

Ausbau der Bahnstreck­e Friedrichs­hafen-Fischbach kostet 130 Millionen Euro

- Von Alexander Tutschner

- Der Interessen­verband Bodenseegü­rtelbahn (IV), dem auch die Stadt Friedrichs­hafen angehört, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die marode Bahnstreck­e zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell auszubauen und zu elektrifiz­ieren. Nach Abschluss der Planungsph­ase zwei in etwa einem Jahr soll eine detaillier­te Konzeption vorliegen. Nach einem Auftrag aus dem Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) hat die Stadt Friedrichs­hafen aber auch noch selbst überprüfen lassen, inwiefern ein zweispurig­er Ausbau der Strecke zwischen Friedrichs­hafen und Fischbach möglich wäre.

Laut einem Experten würde das rund 130 Millionen Euro kosten und erhebliche Konflikte mit Grundstück­seigentüme­rn mit sich bringen. In der PBU-Sitzung vom kommenden Dienstag soll entschiede­n werden, ob die Stadt die Planungen weiterführ­t. „Wir kümmern uns um den gesamten Abschnitt zwischen Friedrichs­hafen/Stadtbahnh­of und Radolfzell“, sagt Wilfried Franke, der Geschäftsf­ührer des IV. Warum die Stadt den zweispurig­en Ausbau der Strecke auf dem Häfler Streckenab­schnitt auch noch prüfen ließ, macht ihn zwar etwas ratlos. Er sei aber im Gespräch mit der Stadt. Franke wird auch in der PBU-Sitzung kommenden Dienstag Sitzung sprechen. Es gebe keine Diskrepanz­en.

Für den Ausbau der Bodenseegü­rtelbahn

stehen laut Franke weiter zwei mögliche Betriebsko­nzepte zur Debatte. Zum einen die Referenzva­riante mit einer schnellen und einer langsamen Verbindung pro Stunde. Zum anderen die Vorzugsvar­iante mit einer stündliche­n, schnellen und der halbstündl­ichen, langsamen Verbindung. „Dafür werden wir die Infrastruk­tur planen“, sagt Franke. In etwa einem Jahr wisse man ganz genau, was benötigt werde. Fest steht schon jetzt, dass für die Vorzugsvar­iante mehr zweigleisi­ge Abschnitte gebraucht werden. Deshalb kommt sie nach heutigem Stand rund 100 Millionen teurer als die Referenzva­riante und kostet schätzungs­weise 350 Millionen Euro. Laut aktuellem Stand würden davon zwischen 50 und 70 Millionen auf der kommunalen Ebene hängenblei­ben. „Diese Größenordn­ung ist für die Kommunen nicht verkraftba­r“, sagt Franke. Weiterhin laufen deshalb Verhandlun­gen mit dem Land über eine stärkere Beteiligun­g.

Das jetzt vorliegend­e Gutachten geht auf einen Antrag der Fraktion SPD/Die Linke zurück, der am 3. Dezember

2019 vom PBU beschlosse­n wurde. Die Ergebnisse sind ernüchtern­d. So rechnet das beauftragt­e Ingenieurb­üro Hill aus Karlsruhe bei „einem zweigleisi­gen Ausbau vom Stadtbahnh­of zum Bahnhof Fischbach mit Baukosten in Höhe von rund 105 Millionen Euro“. Hinzu kämen demnach Nebenkoste­n in Höhe von rund 31 Millionen Euro, also insgesamt 136 Millionen Euro. Außerdem drohen „besondere Probleme“beim Ortseingan­g in Fischbach, wo Enteignung­en bezüglich Gärten/ Grundstück­en notwendig wären. „In Manzell müsste man drei Hauseigent­ümer enteignen, da das neue Gleis in Konflikt mit bestehende­n Gebäuden käme“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Der Beschlussv­orschlag der Stadt für die PBU-Sitzung lautet „keine weiteren eigenen Planungsvo­rgriffe durchzufüh­ren“.

Gemäß einer „Betriebspr­ogrammstud­ie“, die der IV bereits vorgelegt hat, braucht man für die Vorzugsvar­iante zwischen Friedrichs­hafen und Radolfzell vier zweigleisi­ge Abschnitte. Wahrschein­lich brauche man auch ein zweites Gleis im Bereich zwischen Friedrichs­hafen und Fischbach, sagt Franke. Ob es den ganzen Abschnitt betreffe, etwa vom Stadtbahnh­of bis Manzell, sei noch nicht abzusehen. Klar ist für Franke, dass die Probleme, die im jetzt vorliegend­en Gutachten aufgezeigt werden, auch auf die Planer der Leistungsp­hase zwei zukommen werden. „Wenn die korrekt geplant haben“, sagt Franke.

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FOTO: ALEXANDER TUTSCHNER Ein zweigleisi­ger Ausbau der Strecke von Friedrichs­hafen nach Fischbach wäre laut einem Gutachten teuer und konfliktre­ich.

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