Bänder warnen Rehe vor Bauzäunen
Damit das Wild nicht gegen die schlecht sichtbaren Barrieren kracht, wurden Bänder eingeflochten
- Die Stadtverwaltung und der Bund für Umweltund Naturschutz (BUND) haben im Fallenbrunnen eine Gefahrenquelle für die Tierwelt entschärft. In die zahlreichen Bauzäune auf dem Gelände wurden blaue Bänder geflochten. Sie sollen insbesondere Rehen den Wechsel zwischen den Waldstücken erleichtern und sie vor Verletzungen schützen, teilt die Stadt mit.
Nötig wurde die Maßnahme, weil die Rehe die Bauzäume nur schlecht erkennen konnten – Schwaebische.de berichtete am 26. April darüber. Dadurch kam es zu Szenen, wie sie Schwaebische.deLeser Julian Pawlowski beobachtete: „Aufgeschreckt durch ein Auto, rannte ein Reh in vollem Lauf gegen einen selbst bei Tag kaum erkennbaren Bauzaun vor der ehemaligen Bootswerft Kollmar“, berichtete er. Benommen sei das Reh kurz liegen geblieben. Dann habe es aber zu weiteren Anläufen gegen den Zaun ausgeholt und sei erneut zurückgeprallt. Schließlich sei es davongetaumelt.
Das macht eines deutlich: Zwischen den Bedürfnissen einzelner Tierarten im Fallenbrunnen und der immer stärkeren Besiedlung dieses Gebietes besteht ein Grundkonflikt. Freilich kann das blaue Warnband nicht die Störung der Tiere durch den Menschen verhindern. Es vermindert aber die Verletzungsgefahr für die Rehe. Angebracht wurde das blaue Wildwarnband vom BUND, gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanung und Umwelt sowie der Hilfe von Ehrenamtlichen. Insgesamt wurden über 500 Meter des Bandes in die Bauzäune eingeflochten. „Die Bänder sind für die Rehe im ultravioletten Bereich sichtbar und warnen sie somit vor dem Hindernis“, teilt die Stadt mit.Die zahlreichen Bauzäune im Fallenbrunnen erklären sich aus der seit Jahren laufenden Altlastensanierung zur Entfernung von
Schadstoffen der einstigen militärischen Nutzung aus dem Boden und aus Gebäuden, teilt die Stadt mit. Die Sanierungsarbeiten müssen durch Bauzäune abgesichert werden. Aktuell erfordert zudem die Baustelle der Städtischen Wohnungsbau GmbH in Fallenbrunnen Mitte einige Bauzäune.
„Wir verstehen ja die Notwendigkeit, Schadstoffe aus der Umwelt zu entnehmen. Durch die geballte Menge an Bauzäunen kam es aber zu vermeidbaren Kollateralschäden mit dem Rehwild. Wir hoffen, dass die Bänder diese Gefahr mindern“, sagt Brigitte Wallkam, Vorsitzende des BUND Friedrichshafen. Karin Beer, Revierförsterin der Stadt Friedrichshafen, fügt hinzu: „Der Wald im Fallenbrunnen mit seinen natürlich gewachsenen Strukturen ist in Friedrichshafen einzigartig. Dies erfordert eine kontinuierliche Absprache mit den anderen Akteuren im Fallenbrunnen, die hier sehr schnell und konstruktiv reagiert
Diese natürlich gewachsenen Waldstrukturen wurden allerdings im Januar stark geschädigt, als im Wäldchen gegenüber der BauwagenSiedlung der Studentengruppe „Blaue Blume“die stattlichsten und ältesten Bäume gefällt wurden, durch einen von der Stadt beauftragten externen Baumkontrolleur. Die BUND-Ortsgruppe fürchtete damals, dass das Wäldchen keine Zukunft habe, weil die verbliebenen Bäume durch die Fällungen Stürmen Angriffsflächen biete. Damit sei die Funktion des Wäldchens als Lebensraum von streng geschützten Vogel- und Fledermausarten fraglich. Neben verschiedenen Fledermausarten leben im Fallenbrunnen 13 Vogelarten, die in BadenWürttemberg auf der Roten Liste stehen: Feldsperling, Girlitz, Goldammer, Grauschnäpper, Haussperling, Star, Sumpfrohrsänger, Wacholderdrossel, Pirol, Kleinspecht, Trauerschnäpper, Turmfalke und Kuckuck.
„Durch die geballte Menge an Bauzäunen kam es aber zu vermeidbaren Kollateralschäden mit
dem Rehwild“,
sagt Brigitte Wallkam, Vorsitzende
des BUND Friedrichshafen.
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