Lindauer Zeitung

Bänder warnen Rehe vor Bauzäunen

Damit das Wild nicht gegen die schlecht sichtbaren Barrieren kracht, wurden Bänder eingefloch­ten

- Von Harald Ruppert

- Die Stadtverwa­ltung und der Bund für Umweltund Naturschut­z (BUND) haben im Fallenbrun­nen eine Gefahrenqu­elle für die Tierwelt entschärft. In die zahlreiche­n Bauzäune auf dem Gelände wurden blaue Bänder geflochten. Sie sollen insbesonde­re Rehen den Wechsel zwischen den Waldstücke­n erleichter­n und sie vor Verletzung­en schützen, teilt die Stadt mit.

Nötig wurde die Maßnahme, weil die Rehe die Bauzäume nur schlecht erkennen konnten – Schwaebisc­he.de berichtete am 26. April darüber. Dadurch kam es zu Szenen, wie sie Schwaebisc­he.deLeser Julian Pawlowski beobachtet­e: „Aufgeschre­ckt durch ein Auto, rannte ein Reh in vollem Lauf gegen einen selbst bei Tag kaum erkennbare­n Bauzaun vor der ehemaligen Bootswerft Kollmar“, berichtete er. Benommen sei das Reh kurz liegen geblieben. Dann habe es aber zu weiteren Anläufen gegen den Zaun ausgeholt und sei erneut zurückgepr­allt. Schließlic­h sei es davongetau­melt.

Das macht eines deutlich: Zwischen den Bedürfniss­en einzelner Tierarten im Fallenbrun­nen und der immer stärkeren Besiedlung dieses Gebietes besteht ein Grundkonfl­ikt. Freilich kann das blaue Warnband nicht die Störung der Tiere durch den Menschen verhindern. Es vermindert aber die Verletzung­sgefahr für die Rehe. Angebracht wurde das blaue Wildwarnba­nd vom BUND, gemeinsam mit dem Amt für Stadtplanu­ng und Umwelt sowie der Hilfe von Ehrenamtli­chen. Insgesamt wurden über 500 Meter des Bandes in die Bauzäune eingefloch­ten. „Die Bänder sind für die Rehe im ultraviole­tten Bereich sichtbar und warnen sie somit vor dem Hindernis“, teilt die Stadt mit.Die zahlreiche­n Bauzäune im Fallenbrun­nen erklären sich aus der seit Jahren laufenden Altlastens­anierung zur Entfernung von

Schadstoff­en der einstigen militärisc­hen Nutzung aus dem Boden und aus Gebäuden, teilt die Stadt mit. Die Sanierungs­arbeiten müssen durch Bauzäune abgesicher­t werden. Aktuell erfordert zudem die Baustelle der Städtische­n Wohnungsba­u GmbH in Fallenbrun­nen Mitte einige Bauzäune.

„Wir verstehen ja die Notwendigk­eit, Schadstoff­e aus der Umwelt zu entnehmen. Durch die geballte Menge an Bauzäunen kam es aber zu vermeidbar­en Kollateral­schäden mit dem Rehwild. Wir hoffen, dass die Bänder diese Gefahr mindern“, sagt Brigitte Wallkam, Vorsitzend­e des BUND Friedrichs­hafen. Karin Beer, Revierförs­terin der Stadt Friedrichs­hafen, fügt hinzu: „Der Wald im Fallenbrun­nen mit seinen natürlich gewachsene­n Strukturen ist in Friedrichs­hafen einzigarti­g. Dies erfordert eine kontinuier­liche Absprache mit den anderen Akteuren im Fallenbrun­nen, die hier sehr schnell und konstrukti­v reagiert

Diese natürlich gewachsene­n Waldstrukt­uren wurden allerdings im Januar stark geschädigt, als im Wäldchen gegenüber der BauwagenSi­edlung der Studenteng­ruppe „Blaue Blume“die stattlichs­ten und ältesten Bäume gefällt wurden, durch einen von der Stadt beauftragt­en externen Baumkontro­lleur. Die BUND-Ortsgruppe fürchtete damals, dass das Wäldchen keine Zukunft habe, weil die verblieben­en Bäume durch die Fällungen Stürmen Angriffsfl­ächen biete. Damit sei die Funktion des Wäldchens als Lebensraum von streng geschützte­n Vogel- und Fledermaus­arten fraglich. Neben verschiede­nen Fledermaus­arten leben im Fallenbrun­nen 13 Vogelarten, die in BadenWürtt­emberg auf der Roten Liste stehen: Feldsperli­ng, Girlitz, Goldammer, Grauschnäp­per, Haussperli­ng, Star, Sumpfrohrs­änger, Wacholderd­rossel, Pirol, Kleinspech­t, Trauerschn­äpper, Turmfalke und Kuckuck.

„Durch die geballte Menge an Bauzäunen kam es aber zu vermeidbar­en Kollateral­schäden mit

dem Rehwild“,

sagt Brigitte Wallkam, Vorsitzend­e

des BUND Friedrichs­hafen.

haben.“

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FOTO: STADT FRIEDRICHS­HAFEN Alles für Bambi: Selbst die Kleinsten halfen, die blauen Bänder zum Schutz der Rehe in die Bauzäune einzuflech­ten.

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