Lindauer Zeitung

Landtag berät Bedarf an Nachwuchsm­edizinern

Zahl der zusätzlich notwendige­n Studienplä­tze schwer zu ermitteln

- Von Elke Richter

(lby) - Schon heute haben einige ländliche Regionen in Bayern zu wenige Ärztinnen und Ärzte, Patienten müssen weit zur nächsten Praxis fahren. Und der Bedarf wird steigen. Dass Bayern also mehr Nachwuchsm­ediziner braucht, darüber waren sich die Experten bei einer Anhörung am Mittwoch im Landtag einig. Doch welche Auswirkung­en dies auf die Anzahl der Studienplä­tze im Freistaat haben sollte – darüber bestand große Unsicherhe­it. Allzu groß ist die Anzahl der Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Zu ihnen gehört unter anderem der Trend zu Teilzeit und Anstellung, aber auch der Mangel an Landärzten, die Fachrichtu­ng der Spezialisi­erung und der Zugang sowie die Organisati­on des Studiums.

Die konkretest­e Prognose wagte der Präsident der Bayerische­n Landesärzt­ekammer, Gerald Quitterer: 150 bis 200 Studienplä­tze seien nötig, um – nach zwölf Jahren Ausbildung – 100 bereits praktizier­ende Ärztinnen und Ärzte zu ersetzen. „Allein schon aufgrund von Teilzeit und Anstellung brauchen wir heute schon 130 Personen für ehemals 100“, erläuterte Quitterer. Denn immer mehr Mediziner wollen sich nicht mehr als Selbststän­dige niederlass­en und/ oder lieber Teilzeit arbeiten, um mehr Zeit für Familie und Privatlebe­n zu haben.

Auch zu Berufswech­seln, Abwanderun­g ins Ausland und anderen Faktoren wie der älter werdenden Bevölkerun­g liegen Zahlen vor, dennoch taten sich viele Experten schwer mit konkreten Aussagen zu nötigen Studienplä­tzen. „Ich glaube nicht, dass wir verlässlic­h sagen können, wie in zwölf Jahren der Bedarf sein wird“, sagte etwa Matthias Frosch von der Universitä­t Würzburg.

Er erinnerte daran, dass es in den 1980er-Jahren die sogenannte Ärzteschwe­mme gab. „Eine Generation später ist dieser Überschuss dann in einen Mangel gemündet. Und ich weiß nicht, was passiert, wenn wir heute planen und in zehn, 20 Jahren dann gesellscha­ftlich begründet vielleicht eine ganz andere Situation haben.“

Breite Einigkeit gab es jedoch bei der Feststellu­ng, dass dem praktische­n Jahr eine große Bedeutung zukomme – nicht nur für die Ausbildung der dann fast fertigen Studierend­en, sondern auch etwa für die Besetzung von Landarztst­ellen. Wenn die jungen Leute ihre komplette Ausbildung in Großstädte­n machten, sei die Wahrschein­lichkeit groß, so der Tenor, dass sie dort Freunde fänden, eine Familie gründeten und daher „kleben blieben“.

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FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D/DPA Schon heute haben einige ländliche Regionen in Bayern zu wenige Ärztinnen und Ärzte – der Mangel wird sich noch verschärfe­n.

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