Lindauer Zeitung

Kommando Spezialkrä­fte bleibt wohl bestehen

Bericht bescheinig­t der skandalges­chüttelten Bundeswehr-Eliteeinhe­it Reformwill­en

- Von Ellen Hasenkamp

- Reformauft­rag erfüllt, so lautet das Fazit des Abschlussb­erichts für die in Verruf geratene Eliteeinhe­it KSK. Doch noch ist nicht endgültig über die Zukunft der Spezialkrä­fte entschiede­n.

„Weder Freifahrts­chein noch Vorverurte­ilung“– mit diesem Motto hatte sich Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) lange alle Nachfragen zur Zukunft der Spezialkrä­fte KSK vom Leib gehalten. Das Kommando Spezialkrä­fte, Eliteeinhe­it und einstige Vorzeigetr­uppe der Bundeswehr, war vor allem wegen rechtsextr­emer Vorfälle in Verruf geraten.

Im Zuge der Untersuchu­ngen traten weitere Probleme zutage: schlampige­r Umgang mit gefährlich­er Munition und selbstherr­liche Vergabe von Aufträgen zum Beispiel. Jetzt liegt der Abschlussb­ericht über die Umsetzung der von der Ministerin angewiesen­en Reformen vor. Und auch wenn Kramp-Karrenbaue­r ihre Entscheidu­ng über die Zukunft der Einheit erst nach einem Besuch beim KSK am kommenden Montag verkünden will: Eine Auflösung der Einheit ist wohl vom Tisch.

„Mehr als 90 Prozent“der 60 aufgestell­ten Reformmaßn­ahmen seien bereits umgesetzt, heißt es in dem Bericht von Generalins­pekteur Eberhard Zorn, der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. „In den vergangene­n Monaten sind bereits viele positive Veränderun­gen angestoßen, vorangetri­eben und umgesetzt worden – unter konstrukti­vem und engagierte­m Mitwirken des KSK“, heißt es lobend weiter.

Die Arbeitsgru­ppe hatte im vergangene­n Jahr das KSK, das lange Zeit mit Verweis auf die militärisc­he Sonderstel­lung ein Eigenleben geführt hatte, systematis­ch und gründlich durchleuch­tet. Die umstritten­e Munitions-Sammelakti­on des Kommandeur­s Markus Kreitmayr allerdings kam erst durch einen Presseberi­cht ans Licht, was die Aufregung zwischenze­itlich weiter hochkochen ließ. Gegen Kreitmeyr laufen weiterhin disziplina­rrechtlich­e Vorermittl­ungen.

Als Ursache für die „Missstände und Fehlentwic­klungen“werden in dem Bericht organisato­rische Defizite sowie eine Überlastun­g der Einheit genannt. Vor allem der Einsatz in Afghanista­n mit der „durchgängi­gen Entsendung von durchschni­ttlich 100 Angehörige­n des KSK“habe zu einer Überforder­ung vor allem in den unterstütz­enden Bereichen Material, Logistik, Sicherheit und Personalma­nagement geführt. Folge dessen seien „Frustratio­n, Vorschrift­enverstöße sowie schließlic­h die Entstehung weitgehend regelungsf­reier Räume“gewesen. Der zwischenze­itliche Verdacht extremisti­scher Unterwande­rung des KSK wäre mit dieser Erklärung entkräftet. Die Gesamtvera­ntwortung wird ausdrückli­ch auch früheren Vorgesetzt­en zugewiesen.

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FOTO: BUNDESWEHR/DPA KSK-Soldaten im Einsatz in Afghanista­n.

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