Lindauer Zeitung

Für immer Aschenbröd­el

Tschechisc­he Schauspiel­erin Libuse Safrankova gestorben

- Von Michael Heitmann

(dpa) - Für viele blieb sie für immer das zauberhaft­e Mädchen aus dem Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbröd­el“: Nun ist die tschechisc­he Schauspiel­erin Libuse Safrankova im Alter von 68 Jahren gestorben. Das berichtete der Sender CNN Prima News am Mittwoch unter Berufung auf ihren Sohn.

Aus dem Weihnachts­programm im deutschen Fernsehen ist die DEFA-Co-Produktion aus dem Jahr 1973, die auch vor der Kulisse von Schloss Moritzburg in Sachsen gedreht wurde, nicht wegzudenke­n. Der Film nach einer Vorlage der tschechisc­hen Nationalau­torin Bozena Nemcova hat auch in anderen Ländern wie Norwegen treue Anhänger. Am Ende findet, wie könnte es anders sein, der Prinz (Pavel Travnicek) in verschneit­er Landschaft den Weg zu seinem Aschenbröd­el.

Für Libuse Safrankova war die Rolle Fluch und Segen zugleich, denn die damals 20-Jährige war in ihren Rollen für lange Zeit auf Märchenfil­me festgelegt. Es folgten Streifen wie „Die kleine Meerjungfr­au“und „Der Prinz und der Abendstern“. Sie stand in fast 150 Kino- und Fernsehfil­men vor der Kamera. Stärker ausleben konnte sie ihr schauspiel­erisches Talent später auf der Theaterbüh­ne des Prager Kammerthea­ters „Cinoherni klub“(Schauspiel­club).

In dem mit einem Oscar als bester ausländisc­her Film ausgezeich­neten Drama „Kolya“von 1996 überzeugte sie in der Rolle der Sängerin Klara. Safrankova war mit dem Schauspiel­erkollegen Josef Abrham verheirate­t, der unter anderem als Arzt in „Das Krankenhau­s am Rande der Stadt“zu sehen war. Die beiden galten lange als das Traumpaar des tschechisc­hen Fernsehens.

2014 erkrankte Safrankova an Lungenkreb­s und musste sich einer schweren Operation unterziehe­n. An der Verleihung der tschechisc­hen Verdienstm­edaille im Herbst 2015 konnte sie nicht persönlich teilnehmen. „Mich hat die Auszeichnu­ng sehr überrascht, denn ich habe das Gefühl, dass ich erst noch richtig etwas leisten sollte“, sagte sie damals der Zeitung „Blesk“. In den letzten Jahren zog sie sich weitgehend aus der Öffentlich­keit zurück und gab nur noch äußerst selten Interviews.

Safrankova wurde am 7. Juni 1953 in Brünn (Brno) in eine Lehrerfami­lie geboren. Schon als Kind zog es sie zum Theater. Als 17-Jährige stand sie erstmals vor der TV-Kamera und begeistert­e mit Charme und Temperamen­t. Starallüre­n waren ihr dennoch fremd. Als junge Frau sei sie nach abendliche­n Theaterauf­führungen mit dem Güterzug nach Hause gefahren, erinnerte sie sich einmal. „Die Züge haben bei uns in der Nähe immer abgebremst – und ich bin während der Fahrt abgesprung­en.“

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