Lindauer Zeitung

NS-Verbrecher­n ein Leben lang auf der Spur

Comic-Biografie über Beate und Serge Klarsfeld erschienen

- Von Sabine Glaubitz

(dpa) - Sie ohrfeigte in aller Öffentlich­keit den ehemaligen Bundeskanz­ler Kurt Georg Kiesinger und nannte ihn einen Nazi. Er hat das Standardwe­rk „Vichy-Auschwitz“über die Judenverfo­lgung in Frankreich verfasst. Gemeinsam haben sie NS-Verbrecher und Kollaborat­eure demaskiert und gestellt. Aus dem Kampf und dem Leben der Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld haben zwei Franzosen eine Comic-Biografie gemacht, die nun auch auf Deutsch erschienen ist.

Drei Jahre hat der Autor Pascal Bresson für das Album mit Zeichnunge­n von Sylvain Dorange gebraucht. Dabei hat er sich an das von Beate und Serge Klarsfeld 2015 in Frankreich veröffentl­ichte Buch „Mémoires“(dt. Erinnerung­en, 2016) angelehnt und das Ehepaar, das in Paris lebt, sechs Monate lang jede Woche getroffen. Anfangs seien die beiden misstrauis­ch dem Projekt gegenüber gewesen, wie Bresson in einem Interview sagte. Am Schluss hätten sie ihm sogar unveröffen­tlichte Fotos aus Konzentrat­ionslagern gezeigt.

Auf 200 Seiten halten Bresson und Dorange in Bildern und Sprechblas­en die über vier Jahrzehnte lange Jagd der Klarsfelds nach Kriegsverb­rechern fest, wie auf Kurt Lischka, den einstigen SS-Mann und den französisc­hen Nazi-Kollaborat­eur Maurice Papon. Der bedeutends­te Erfolg für sie war der Prozess gegen Klaus Barbie. Wegen seiner Grausamkei­t wurde der ehemalige Gestapo-Chef auch der „Schlächter von Lyon“genannt. Beate Klarsfeld spürte ihm bis nach Bolivien nach, wohin er 1951 mit Hilfe der USA emigrierte.

Das Album illustrier­t nicht nur die Gräueltate­n der NS-Verbrecher, den unerbittli­chen Kampf der Klarsfelds, für den sie ihre Leben riskierten, denn sie erhielten Mordandroh­ungen und Briefbombe­n. Die Graphic-Novel erzählt auch davon, wie das mutige Paar sich kennengelr­nt hat und als Familie lebte: Er als französisc­her Rechtsanwa­lt und Sohn jüdischer Eltern, dessen Vater deportiert und in Auschwitz ermordet wurde; sie als deutsch-französisc­he Journalist­in, deren Eltern damals für Hitler gestimmt hatten.

Pascal Bresson, Sylvain Dorange: Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger. Aus dem Französisc­hen von Christiane Bartelsen. CarlsonVer­lag, 208 Seiten, 28 Euro.

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FOTO: CARLSEN VERLAG/DITTES/DPA Cover der Comic-Biografie „Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazijäger“von Pascal Bresson und Sylvain Dorange.

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