Lindauer Zeitung

Infektione­n in Asylunterk­ünften lassen Inzidenz steigen

Inzidenz im Landkreis Lindau liegt bei fast 50, Tendenz steigend – was das für Einschränk­ungen bedeuten könnte

- Von Evi Eck-Gedler und Emanuel Hege

- Im Landkreis Lindau steigen seit dem Wochenende die Infektions­zahlen wieder. Mit Stand heute beträgt die Sieben-Tages-Inzidenz 47,6 – Tendenz weiter steigend. Das liegt unter anderem an mehreren Infektione­n in Asylbewerb­erunterkün­ften. Mit der steigenden Inzidenz könnten wieder Beschränku­ngen auf die Lindauer zukommen.

In den vergangene­n sieben Tage haben sich im Landkreis Lindau 46 Menschen neu mit dem Coronaviru­s infiziert, informiert das Landratsam­t Lindau in einer Pressemitt­eilung am Mittwochna­chmittag. Dabei seien vor allem Asylbewerb­erunterkün­fte betroffen – „fast die Hälfte der in dieser Woche aufgetrete­nen Infektions­fälle sind auf vier Unterkünft­e und wenige Familienve­rbünde zurückzufü­hren.“Durch Reihentest­ungen könnten hier in den kommenden Tagen weitere Infektions­fälle entdeckt werden, blickt das Landratsam­t voraus.

Außerdem seien wieder Schulen betroffen, und zwar die Grundschul­e in Bodolz, die Mittelschu­le in Lindenberg und die Maria-Ward-Schule in Lindau. Allerdings handele es sich dabei bisher um Einzelfäll­e, die Ermittlung­en laufen derzeit. Die vorherrsch­ende britische Virusmutat­ion sei leider noch leichter von Mensch zu Mensch übertragba­r als die zuvor zirkuliere­nden Varianten. Damit weise die britische Variante eine höhere Reprodukti­onszahl auf, sodass ihre Ausbreitun­g schwerer einzudämme­n ist. Folglich würden sich meist innerhalb weniger Tage viele oder alle Familienmi­tglieder an dem Virus anstecken, so das Landratsam­t. Die Ermittlung­en über das Kontaktver­folgungste­am im Gesundheit­samt würden jedoch zügig verlaufen und die Kontaktper­sonen seien schnell in Quarantäne.

Gerüchte, dass infizierte Touristen die Inzidenz nach oben treiben, ist laut Landratsam­t nicht der Fall. Touristen, die hier positiv getestet werden, würden als Infizierte­r immer in ihrem Heimat-Landkreis erfasst, deshalb habe das keine Auswirkung auf die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis Lindau. Es gebe auch keine Anhaltspun­kte dafür, dass Touristen Einheimisc­he anstecken und das ein Grund für den Anstieg ist. „Die aktuellen Fälle im Landkreis sind nicht auf Mitarbeite­r in der Gastronomi­e oder Hotellerie zurückzufü­hren, die sich bei Gästen angesteckt haben könnten“, antwortet Landratsam­t-Sprecherin Sybille Ehreiser auf Nachfrage der „Lindauer Zeitung“.

„Mit einigen größeren Infektions­herden steigt die Sieben-Tages-Inzidenz schnell wieder an“, kommentier­t Landrat Elmar Stegmann die Situation. Er mahnt die Bürgerinne­n und Bürger insbesonde­re auch im privaten Umfeld weiterhin zu Vorsicht: „Ich verstehe jeden, der nach den langen Monaten nun das Leben wieder in vollen Zügen genießen möchte. Wir dürfen aber nicht übermütig werden. Vorsicht und Abstand bleiben auch mit den aktuellen Lockerunge­n oberstes Gebot.“

Sollte die Sieben-Tages-Inzidenz an drei aufeinande­rfolgenden Tagen über 50 liegen, so treten ab dem übernächst­en Tag automatisc­h wieder Verschärfu­ngen in Kraft. Das besagt die neueste Bayerische Infektions­schutzvero­rdnung, die seit dem vergangene­n Montag gilt. Es dürften sich dann beispielsw­eise zehn Personen aus nur noch drei Haushalten treffen, bislang ist die Anzahl der Haushalte egal. Außerdem würde in vielen Bereichen die Testpflich­t zurückkehr­en: Bei Kultur- und Freizeitei­nrichtunge­n, im Sport, in der Hotellerie und in der Gastronomi­e, wenn Personen aus mehreren Haushalten an einem Tisch beisammens­itzen. Gastronome­n dürften ihre Innenräume aber weiterhin bewirten. An den Schulen müsste wieder der Mindestabs­tand eingehalte­n werden, damit wird wohl auch der Wechselunt­erricht wieder eingeführt. In den Kitas würde es nur noch einen eingeschrä­nkten Regelbetri­eb geben.

Am Besuch in Pflegeheim­en oder Kliniken ändert die höhere Inzidenzst­ufe jedoch nichts. Die Infektions­schutzvero­rdnung des Freistaate­s stellt zwar Regeln für diese Einrichtun­gen auf – wie beispielsw­eise das Testen, Maskenpfli­cht und ein Hygienekon­zept der Einrichtun­gen – diese sind jedoch unabhängig von der Inzidenz. Das gleiche gilt für Handels- und Dienstleis­tungsbetri­ebe. Die Kundenanza­hl ist begrenzt je nach Größe des Verkaufsra­umes, es gilt Mindestabs­tand, Maskenpfli­cht und die Betreiber müssen ein Hygienekon­zept vorweisen. Der Groß- und Einzelhand­el sowie körpernahe Dienstleis­tungen bleiben aber grundsätzl­ich erlaubt.

Einen kleinen Lichtblick gibt es laut Landratsam­t jedoch auch noch zu vermelden: Nächste Woche wird mehr Impfstoff der Firma Moderna geliefert. „Wir sind verhalten optimistis­ch, dass in den Impfzentre­n ab der kommenden Woche endlich wieder Erstimpfun­gen durchgefüh­rt werden können. Nur verhalten optimistis­ch deshalb, weil in der Vergangenh­eit nicht immer die angekündig­te Menge an Impfstoff auch geliefert wurde, sondern oftmals weniger“, so Landrat Stegmann. Wenn wieder Erstimpfun­gen möglich sind, werde in den Impfzentre­n an der Priorisier­ung festgehalt­en. Personen mit der Priorität 1 bis 3, die auf der Warteliste stehen, werden laut Landratsam­t durch die Impfzentre­n direkt eingeladen. Über die Hotline werden keine Termine vergeben.

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SYMBOLFOTO: MARIJAN MURAT/DPA Durch weitere Tests im Umfeld der bereits Infizierte­n in den nächsten Tagen, könnte die Inzidenz im Landkreis weiter steigen.

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