Knappe Spargelernte führt zu höheren Preisen
Landwirte aus der Region um Tettnang ziehen eine erste Bilanz – Die Ernte läuft noch bis zum Johannitag am 24. Juni
- Die Spargelsaison neigt sich dem Ende zu. Traditionell werden Spargel bis zum Johannitag am 24. Juni gestochen. Dieses Ziel haben sich die Spargelbauern aus der Region auch dieses Jahr gesetzt.
Alles sei ein bisschen später dran gewesen und Spitzen, in denen besonders viel Spargel geerntet werden konnte, habe es dieses Jahr nicht gegeben, berichtet Ludwig Geiger-Vogel, der den Himbeerhof in Oberrussenried bei Neukirch bewirtschaftet. „Es war lang kühl. Dadurch war vor allem der grüne Spargel immer etwas knapp“, sagt er. Beim weißen Spargel falle die Ernte auf seinem Hof durchschnittlich aus.
Der Ertrag sei während dieser Saison – anders als üblich – durchgängig gleich geblieben. Das ist ungewöhnlich, weil es normalerweise schonmal Schwankungen und Ausschläge nach oben gebe. Insgesamt sei der Ertrag eher ein bisschen knapp ausgefallen, aber er sei immer noch genau so hoch gewesen, dass er den Bedarf decken konnte. „Obwohl das Wetter schlecht war, sind wir zufrieden mit der Ernte“, sagt Geiger-Vogel. Auch mit dem Absatz ist der Landwirt dieses Jahr zufrieden. Denn der sei das ganze Frühjahr recht gleichmäßig geblieben und vor allem über die Direktvermarktung gut gelaufen. Einen Grund dafür sieht Geiger-Vogel in der Corona-Pandemie mit ihren Ausgangsbeschränkungen. „Als Direktvermarkter spüren wir, dass viele Leute mehr zu Hause kochen. Das zieht sich ja generell durch und wir haben es am Spargel auch gemerkt“, sagt er.
Der gleichbleibende Ertrag und der gleichbleibende Absatz sorgen dafür, dass sich auch der Preis nicht wesentlich verändert. Laut Geiger-Vogel war er insgesamt um zehn bis 15 Prozent höher als in anderen Jahren. Das hänge damit zusammen, dass Spitzenerträge in dieser Saison ausgeblieben sind. „Wir konnten den Bedarf immer decken, aber es gab nie zu viel. Und beim grünen Spargel war es immer etwas zu wenig“, erläutert er. Er will mit seinen Erntehelfern noch bis zum Wochenende vor Johanni Spargel stechen. Damit die Felder neu bestellt werden und der Boden entsprechend bearbeitet werden könne, müsse das Wetter gut sein.
Thomas Geiger vom Spargelhof Geiger in Tettnang erlebt diese Saison ähnlich. „Große Mengen haben
„Als Direktvermarkter
spüren wir, dass viele Leute mehr zu
Hause kochen.“
Ludwig Geiger-Vogel vom Himbeerhof in Oberrussenried
„Der Ertrag war gleichmäßig und
immer ein bisschen knapp.“
Thomas Geiger vom Spargelhof Geiger in Tettnang dieses Jahr gefehlt. Der Ertrag war gleichmäßig und immer ein bisschen knapp“, sagt er. Er habe die ganze Zeit damit gerechnet, dass es noch zu einem Höhepunkt komme, aber es sei einfach alles linear verlaufen. Der viele Regen habe die Ernte etwas erschwert, aber es habe trotzdem alles geklappt. Ähnlich gleichförmig sei auch die Preisentwicklung gewesen, berichtet Geiger. „Es gab nie eine Senke und insgesamt war der Preis ein bisschen höher als letztes Jahr“, sagt er. Direkt am Hof seien die Schwankungen in der Regel nicht so stark wie am Großmarkt.
Obwohl sein Ertrag in dieser Saison insgesamt eher niedriger ausfiel, ist er höher als im vergangenen Jahr. Da seien die Pflanzen zwar gut gewachsen, doch der Spargel sei nicht auf allen Feldern geerntet worden. Der Grund sei gewesen, dass die Erntehelfer im ersten Corona-Jahr zunächst nicht nach Deutschland einreisen konnten. „Dieses Jahr haben wir schon gewusst, was auf uns zukommt“, sagt Geiger. Es habe deutlich mehr zu organisieren gegeben als in den Jahren vor der Pandemie: Mehr Wohnraum, mehr Sanitäranlagen, genügend Tests, um alle Mitarbeitenden zweimal pro Woche zu testen, viele Papiere. „Es war mühsam und anstrengend – auch weil wir nicht wussten, ob am Ende alles klappt. Aber letztlich hat es funktioniert“, sagt er. Für einen kleinen Familienbetrieb sei der organisatorische Aufwand, der zur regulären Arbeit noch dazu kommt, eine Herausforderung.
Jetzt hofft Geiger, dass das nasse Wetter, vor allem der starke Regen in den vergangenen Tagen, den Spargelpflanzen nicht geschadet hat. „Wenn das Wasser in den Anlagen steht, ist das eher nachteilig. Es könnte sich auf die nächsten Jahre auswirken“, sagt er. Bis Johanni will er noch Spargel ernten und zum Verkauf anbieten.