Neue Wege für Mountainbiker
Im Allgäu und in Tirol gibt es nun ein grenzüberschreitendes Streckennetz für Radfahrer
- Etwa 750 Kilometer ausgeschilderte Wege erwarten Mountainbiker ab sofort im Allgäu und grenzüberschreitend auch in Tirol. Das haben je 30 Kommunen aus dem Allgäu und dem Außerfern in den vergangenen fünf Jahren zusammen mit der Allgäu GmbH und dem Tourismusverband Tannheimer Tal auf die Beine gestellt. Es handelt sich um das von der EU geförderte Projekt „Naturbiken Allgäu/Tirol“. „Das Ziel lautete nicht höher, schneller, weiter“, sagt Stefan Storf, Projektmanager bei der Allgäu GmbH. Die Zielgruppe seien nicht die Sportler mit Vollprotektoren, die den nächsten Adrenalinkick suchten, sondern „Genuss-Biker“.
Dabei seien alle Beteiligten mit ins Boot geholt worden. „Wir wollten damit auch das Miteinander fördern“, sagt Storf. Die Interessen von Grundstückseigentümern, der Alpwirtschaft, der Jagd und den Bikern sollten nicht vernachlässigt werden. Auch für zukünftige Projekte sei das ein wichtiger Schritt gewesen, denn nun wüssten alle, wer welchen Standpunkt hat. Hinter dem Projekt stecke die Idee, „die Biker, die eh schon hier sind, zu kanalisieren“. Bislang habe es noch keine ausgewiesenen MountainbikeStrecken im Allgäu gegeben. Nun seien Karten mit vielen verschiedenen Routen durch die Region bis ins Tannheimer
Tal erarbeitet worden. Die größte Herausforderung sei dabei die Haftungsfrage gewesen, sagt Storf. Denn grundsätzlich hafte jeder Grundstückseigentümer selbst. „Die sind daher wenig begeistert, wenn ein solcher Mountainbike-Weg über ihren Grund führt.“Im Verbund mit einer Versicherung, einem Rechtsanwalt und den Kommunen habe man das Problem aber weitgehend lösen können: „Die Kommunen übernehmen die Haftpflicht von den Eigentümern.“Kaum eine Gemeinde sei dagegen gewesen, denn gegen Vorfälle auf Wanderwegen und Loipen seien sie bereits versichert. Hier habe man die Mountainbike-Strecken mit aufnehmen können. „Nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit greift die Versicherung nicht“, sagt Stefan Storf.
Etwa 840 000 Euro sind in das Projekt geflossen. 75 Prozent der NettoKosten hat laut Storf der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) übernommen. Er und alle Beteiligten erhoffen sich durch das neue Wegenetz unter anderem, dass es weniger Konflikte zwischen Radlern und Alpwirten, Jägern und Grundeigentümern gibt. „Ich glaube schon, dass es dadurch relativ gut möglich ist, die Biker zu lenken“, sagt Storf. Denn gerade Auswärtige seien froh, wenn sie ausgewiesene Strecken vorfinden und auch sicher sein können, dass sie dort unterwegs sein dürfen.