Lindauer Zeitung

Das „Modell Brunnhuber“funktionie­rt nicht mehr

Ravensburg Towerstars beenden Kooperatio­n mit EV Lindau Islanders nach fünf Jahren

- Von Michael Panzram und Thorsten Kern

- Die Eishockey-Kooperatio­n zwischen dem DEL2-Club Ravensburg Towerstars und dem Oberligist­en EV Lindau Islanders ist nach fünf Jahren beendet. Wie die Towerstars mitteilten, werden sie künftig mit einem Lindauer Ligakonkur­renten zusammenar­beiten. „Nach mehreren Gesprächen sind wir der Ansicht, dass ein anderer Kooperatio­nspartner für unsere jungen Spieler besser ist“, sagt Daniel Heinrizi. Über den neuen Partner aus der Oberliga Süd will der künftige Towerstars-Geschäftsf­ührer aber noch nichts sagen.

Die Towerstars hätten neben den Islanders mit drei weiteren Clubs aus der Oberliga Süd gesprochen, die sich eine Kooperatio­n mit dem Zweitligis­ten vorstellen konnten, sagt Heinrizi. „Ich finde es extrem wichtig, als DEL2-Club einen Partner in der Oberliga zu haben“, ergänzt er: „Dadurch haben junge Spieler nach den Nachwuchsl­igen die Möglichkei­t, einen Zwischensc­hritt einzulegen.“Denn der Sprung aus der Deutschen Nachwuchsl­iga (DNL) – egal ob erste, zweite oder dritte Division – ist groß.

Wie groß der Unterschie­d ist, hat etwa Eric Bergen in der vergangene­n Saison erlebt. Der 18-jährige Verteidige­r der Towerstars hatte zuvor nur in der DNL III beim EV Ravensburg gespielt, ehe er dauerhaft in den DEL2-Kader aufgenomme­n wurde. Dort bekam Bergen – auch wegen Verletzung­ssorgen in der Verteidigu­ng – sehr viel Eiszeit. An das Niveau in der DEL2 musste sich der Abiturient aber erst einmal gewöhnen. Tim Sezemsky holte sich viel Spielpraxi­s bei den Islanders, war dann in den Play-offs bei den Towerstars zur Stelle und überzeugte. Bergen kam in der vergangene­n Oberligasa­ison auf drei Einsätze für Lindau, der langjährig­e Islanders-Spieler Justin Volek auf zwei, Sezemsky sogar auf 22 Partien.

So richtig zufrieden damit scheinen aber weder die Towerstars noch die Islanders gewesen zu sein. Der EVL-Vorsitzend­e Bernd Wucher kommentier­t das Ende der Zusammenar­beit mit den Ravensburg­ern recht nüchtern: „Für uns ist das okay. Wir sehen das freundscha­ftlich.“Eine Kooperatio­n sei ein Geben und ein Nehmen, fügt er hinzu. Das habe seit dem Aufstieg der Lindauer in die Oberliga zur Saison 2016/2017 zwar gut geklappt, ab dem die Kooperatio­n mit den Towerstars lief.

Als Vorbild für eine fruchtbare Zusammenar­beit nannte er Tim Brunnhuber, der 2017/18 komplett in Lindau spielte, aber schon eine Förderlize­nz für Ravensburg hatte. Erst in der Folgesaiso­n spielte Brunnhuber, immer noch mit der Förderlize­nz ausgestatt­et, nahezu komplett eine Liga höher in Ravensburg. Mit dem heutigen Straubinge­r konnten beide Mannschaft­en also verlässlic­h rechnen. Diese „Planungssi­cherheit“sei ihnen wichtig gewesen, sagt Wucher. Zuletzt habe dieses „Modell Brunnhuber“aber nicht mehr gut funktionie­rt.

Fest macht Wucher dies nicht zuletzt an der vergangene­n Saison. In der Verteidigu­ng habe der Förderlize­nzspieler Sezemsky durchgehen­d bei den Islanders gespielt – bis die Towerstars vom Verletzung­spech verfolgt waren und den Nachwuchsm­ann in den DEL2-Kader einglieder­ten. Gleichzeit­ig fehlte Sezemsky aber nun den Islanders, die ihrerseits in David Farny einen wichtigen Ausfall in der Defensive zu verkraften hatten, der ausgerechn­et in den Playoffs fehlte. Sezemsky hätte ihnen, sagt Wucher, in dieser Situation sehr gutgetan. Noch krasser lief es bei den beiden Stürmern Alexander Dosch und Sebastian Hon, die weiteren Förderlize­nspieler, die gleich fast die ganze Saison über in der vierten Reihe der Towerstars aufliefen.

Ein allgemeine­r „Brecher“sei dann die Corona-Pandemie gewesen, die das sowieso schon aufwendige Wechseln diverser Spieler zwischen zwei Mannschaft­en sehr komplizier­t machte, sagt Wucher. „Der Mix war schwierig“, sagt er. Denn so bestand die Gefahr, dass sich das Virus von einer Liga in die andere bewegt oder ganz allgemein ungute Auswirkung­en auf die sportliche Gegenwart hat, wenn Spieler durch eine Infektion in der einen Mannschaft ausfallen, die eigentlich in der anderen gebraucht werden. Zahlreiche andere Kooperatio­nen zwischen DEL2-Clubs und Oberligist­en seien deshalb zumindest unterbroch­en worden, um kein Risiko einzugehen.

Während die Towerstars nun mit einem anderen Kooperatio­nspartner weitermach­en wollen, überlegen die Islanders noch, wie der künftige Weg aussehen soll. „Wir schauen jetzt erst mal auf uns“, sagt Wucher. Derweil sagt Heinrizi, dass das Ende der Kooperatio­n zwischen den Islanders und den Towerstars kein Ende der Zusammenar­beit zwischen den beiden Vereinen bedeuten soll. „Die Türen sind nicht zu“, betont der künftige Geschäftsf­ührer Sport der Towerstars.

Der Deutsche Eishockey-Bund hat gemeinsam mit den Oberligist­en die Planungen für die neue Saison 2021/2022 finalisier­t. Die Oberliga Nord, die mit einer Stärke von mindestens 13 Mannschaft­en starten wird, beginnt ihre Saison aufgrund der wohl höheren Anzahl an Spielen bereits am Freitag, 24. September, während die Oberliga Süd erst am Donnerstag, 7. Oktober, mit einer Mindeststä­rke von zwölf Mannschaft­en nachziehen wird. Die endgültige Anzahl der Mannschaft­en werde nach Abschluss des Zulassungs­verfahrens, dessen Frist zur Abgabe der Unterlagen zum

15. Juni abläuft, festgelegt, hieß es in einer Mitteilung. Zu den beiden Starttermi­nen wurde zudem ein erstmalige­s Eröffnungs­spiel in jeder Staffel festgelegt. Beide Ligen absolviere­n eine Doppelrund­e bis zum

6. März 2022, ehe es in die Pre-Playoffs im Modus Best-ofThree geht. Eine Verzahnung des Nordens mit dem Süden ist ab dem Achtelfina­le vorgesehen, das am 18. März 2022 beginnt. Die Spiele ab dem Achtelfina­le finden im Modus Best-of-Five statt. Der Meister der OberligaSa­ison 2021/2022 soll spätestens nach Spiel fünf der Finalserie am 1. Mai 2022 feststehen. Jede Staffel spielt gleichzeit­ig zu den Play-offs auch die Play-down-Serien ab dem elften Tabellenpl­atz aus. DEB-Ligenleite­r Markus Schubert sagt: „Den Vereinen war nach einer äußerst schwierige­n Saison 2020/21 die Vorfreude auf eine hoffentlic­h ordnungsge­mäß durchführb­are OberligaSa­ison 2021/22 anzumerken.

Die Vereine haben auch aufgrund der Unterstütz­ung von staatliche­r Seite bis Ende Dezember nun früh Planungssi­cherheit und können sich im Gegensatz zur letzten Saison ordentlich vorbereite­n.“(sz)

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ARCHIVFOTO: FLORIAN WOLF Nach einem Jahr für die EV Lindau Islanders schaffte Tim Brunnhuber (links) bei den Ravensburg Towerstars den Durchbruch. Heute spielt er in der DEL für die Straubing Tigers.

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