Gekommen, um zu lernen
Stefan Thiel kommt von den Bisons Bühl und ersetzt in Friedrichshafen Joe Worsley
- Der VfB Friedrichshafen hat einen zweiten Zuspieler für die kommende Saison in der Volleyball-Bundesliga gefunden. Stefan Thiel wird künftig zusammen mit Dejan Vincic die Regie beim Bundesliga-Rekordmeister führen. Thiel wechselt vom letztjährigen Viertelfinalisten Volleyball Bisons Bühl an den Bodensee und hat einen Einjahresvertrag unterschrieben.
Der 23-Jährige ersetzt beim VfB den US-Amerikaner Joe Worsley. Der hatte sich in seinen zwei Jahren beim VfB unter Trainer Michael Warm gut entwickelt und ist nun zur SGV Lüneburg gewechselt, um dort erster Zuspieler zu sein. Beim VfB ist – und bleibt – das Dejan Vincic. Das weiß auch Stefan Thiel. „Die Rollen sind klar verteilt, Dejan ist die Nummer eins“, sagt der VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt. „Stefan Thiel wird in der neuen Saison seine Möglichkeiten bekommen und sein Können zeigen dürfen.“So war es auch bei Worsley, der in der vergangenen Saison Vincic in dessen Verletzungspause stark vertrat.
Seit 2018 spielte Thiel bei den Bisons Bühl, in der Saison 2020/21 führte er die Mannschaft als erster Zuspieler zu einigen Erfolgen. So gewannen die Bühler in der Hauptrunde unter anderem mit 3:1 gegen den späteren Meister Berlin. Dazu überraschten die Bisons auch den VfB im ersten Spiel des Play-off-Viertelfinals, als sie mit einem 3:2-Sieg in Führung gingen. Letztlich gewann Friedrichshafen aber seine beiden Heimspiele und zog ins Halbfinale – und wenige Tage später ins Finale – ein. Dennoch machte Thiel durch seine Leistungen auf sich aufmerksam. „Er wäre bei uns auch ohne den
Rückzug der Bühler ein Kandidat gewesen“, sagt Späth-Westerholt.
Thiel wäre eigentlich gerne in Bühl geblieben. Doch die Bisons zogen ihre erste Mannschaft aus finanziellen Gründen aus der Bundesliga zurück. Davon hatte der Zuspieler übrigens erst aus den sozialen Netzwerken erfahren, ehe ihn Bühls Verantwortliche angerufen hatten. „Diese Nachricht war für Bühl und die Spieler bitter, aber auch für die ganze Liga“, meint der VfB-Geschäftsführer. Die Profis der Bisons mussten sich relativ abrupt und für einige sehr überraschend auf Vereinssuche machen. Im „Volleyball-Magazin“gab sich Thiel aber schon wenige Tage nach dem Rückzug der Bisons optimistisch. „Es sieht so aus, als würde ich in der Bundesliga bleiben können“, sagte der Zuspieler.
Am Mittwoch gab es die Bestätigung, dass ihn sein Weg nach Friedrichshafen führen wird. „Auf der zweiten Zuspielerposition haben wir lange gewartet und geschaut, was der Markt hergibt“, sagt Späth-Westerholt. Thiel freut sich laut Mitteilung des VfB vor allem auf Dejan Vincic, von dem er „viel lernen will“. Der junge Zuspieler hat sich schon vor seinen Wechselgedanken mit Vincic beschäftigt. „Ich mag, wie er zuspielt“, sagt Thiel, der den Sommer über bei seinen Eltern im hessischen Kriftel verbringt. Der gebürtige Frankfurter will in der spielfreien Zeit auch sein Studium der „Digitalen Transformation“voranbringen. „Im Winter bleibt für das Studium wenig Zeit“, sagt der 23-Jährige. „Das versuche ich im Sommer immer ein bisschen aufzuholen.“
Nach Stationen bei den United Volleys, dem VC Olympia Berlin und den Helios Grizzlys Giesen sowie den drei Jahren in Bühl macht Thiel den nächsten Schritt in seiner Karriere. „Er hatte in Bühl extrem viele Spielanteile und hat gezeigt, dass er eine Mannschaft führen kann“, lobt Späth-Westerholt. Auch der neue VfB-Trainer Mark Lebedew ist zufrieden mit seinem Zuspieler-Duo. „Das ist für uns eine sehr glückliche Situation mit einem erfahrenen und einem ambitionierten Zuspieler“, sagt Lebedew. „Dejan und Stefan werden sehr gut zusammenpassen.“