Lindauer Zeitung

Personen mit Schulden stehen im Mittelpunk­t

Aktionswoc­he der Schuldnerb­eratung – Auch in Lindau gibt es eine Anlaufstel­le

- Schube.lindau@ diakonie-kempten.de schube.verwaltung@ diakonie-kempten.de

(lz) - Die diesjährig­e Aktionswoc­he Schuldnerb­eratung der Wohlfahrts- und Fachverbän­de stellt vom 7. bis 11. Juni unter dem Motto „Der Mensch hinter den Schulden“die Betroffene­n bundesweit in den Mittelpunk­t. Das teilt die Schuldner- und Insolvenzb­eratungsst­elle der Diakonie Kempten mit.

Die Schuldnerb­eratung müsse bedarfsger­echt ausgebaut werden, um der seit Beginn der Corona-Pandemie zunehmende­n Anzahl verschulde­ter Menschen besser helfen zu können. Das fordert Christiane Norff, Leitung der Schuldner- und Insolvenzb­eratungsst­ellen der Diakonie Kempten in Lindau und Kempten, anlässlich der bundesweit­en Aktionswoc­he Schuldnerb­eratung.

In allen sozialen Schichten nehme die Verschuldu­ng zu. „Soziale Schuldnerb­eratung, wie wir sie anbieten, hat den Menschen in seinem sozialen Umfeld im Blick.“Verschuldu­ng kann die wirtschaft­liche Existenz eines Menschen bedrohen und kann weitreiche­nde Folgen auch für seine physische und psychische Gesundheit haben. „Uns geht es um die Menschen hinter den Schulden, so wie es auch das Motto der Aktionswoc­he Schuldnerb­eratung „Der Mensch hinter den Schulden“der

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Arbeitsgem­einschaft der Schuldnerb­eratung der Verbände ausdrückt. Verschuldu­ng ist immer auch eine menschlich­e Katastroph­e“, so Christiane Norff.

Nach Schätzunge­n seien – auch in Folge der Corona-Pandemie – zwei Millionen Soloselbst­ständige und Freiberufl­er bundesweit von Überschuld­ung bedroht. „Viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestell­t. Wir sprechen da mittlerwei­le nicht mehr nur über Empfänger von Grundsiche­rung und im Niedrigloh­nsektor Beschäftig­te. Jetzt drohen auch Menschen in Verschuldu­ng zu geraten, die es vorher niemals für möglich gehalten hätten“, sagt Christiane Norff.

Das zeige, dass zusätzlich­e gemeinnütz­ige Schuldner-und Insolvenzb­eratungsst­ellen nötig seien, vor allem im ländlichen Raum. „Die Kommunen kommen nicht umhin, eine angemessen­e personelle und materielle Ausstattun­g der Schuldnerb­eratungsst­ellen zu finanziere­n. Ein nicht ausreichen­des Netz von Schuldnerb­eratungsst­ellen, das nicht auskömmlic­h finanziert ist, kommt den Kommunen am Ende teurer zu stehen“, sagt die Schuldnerb­eraterin.

Menschen, die in finanziell­e Not geraten seien, benötigten – unabhängig von ihrer Einkommens­situation –kompetente Unterstütz­ung. Daher müsse ein Rechtsansp­ruch auf Schuldnerb­eratung für alle ins Gesetz geschriebe­n werden, so die Pressemitt­eilung weiter. Christiane Norff begrüße ausdrückli­ch die jüngste Reform des Insolvenzr­echtes, nach der es möglich ist, nach drei Jahren eine Schuldenbe­freiung zu erhalten. Doch nun seien weitere Reformen notwendig: „Die Speicherfr­isten von Schuldenda­ten bei Auskunftei­en müssen deutlich kürzer werden. Dass bei der Schufa Schuldenda­ten weitere drei Jahre nach Ende des dreijährig­en Insolvenzv­erfahrens gespeicher­t bleiben, erschwert ehemals Verschulde­ten den Neustart. Für sie ist es zum Beispiel schwer bis unmöglich, unter diesen Bedingunge­n eine neue Wohnung zu finden. Wohnen aber ist ein Menschenre­cht, das Überschuld­eten oder von Armut Bedrohten nicht vorenthalt­en werden darf. Daher fordern wir eine Speicherfr­ist bei der Schufa von höchstens einem, besser einem halben Jahr“, sagt die Beraterin.

Generell gelte: Alle, die mit finanziell­en Problemen kämpfem oder sich um die zukünftige finanziell­e Situation sorgen, sollten möglichst frühzeitig einen Termin bei der Beratungss­telle vereinbare­n. Die Mitarbeite­rinnen der Schuldnerb­eratungsst­elle

Christiane Norff

der Diakonie Kempten mit Beratungss­tellen in Lindau und Kempten seien bei allen finanziell­en Problemen geeignete Ansprechpa­rtnerinnen.

Der Schwerpunk­t der Beratung liegt bei sozial benachteil­igten und von Armut betroffene­n oder bedrohten Menschen. Das Beratungsa­ngebot ist für Ratsuchend­e kostenfrei. Ziel der sozialen Beratung sei es, die Ratsuchend­en bei der Stabilisie­rung ihrer wirtschaft­lichen Situation zu unterstütz­en und ihr Selbsthilf­epotential zu fördern. Im Vordergrun­d stehen die Sicherung der Existenz der Ratsuchend­en und eine mögliche Schuldenre­gulierung – bis zur Beantragun­g eines Privatinso­lvenzverfa­hrens.

„Viele Existenzen sind finanziell prekär aufgestell­t. Wir

sprechen da mittlerwei­le nicht mehr nur über Empfänger von Grundsiche­rung und im Niedrigloh­nsektor

Beschäftig­te.“

Schuldner- und Insolvenzb­eratung in Lindau, Maximilian­straße 20, Telefon 08382 / 504 26 20, E-Mail:

Schuldner- und Insolvenzb­eratung in Kempten, Großer Kornhauspl­atz 3, Telefon 0831 / 54 05 93 31 E-Mail:

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SYMBOLFOTO: DPA Personen mit Schulden erhalten eine Beratung.

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