Hiob neben Gartenidylle
Kunstausstellung in der Lindauer Kirche St. Stephan eröffnet
- Während einer der ersten Sonnenscheintage viele Besucher auf die Lindauer Gartenschau lockte und einen Monat nach Beginn der Ausstellung „Paradiesische Gärten“aus dem Werk von Marc Chagall im Kunstmuseum Lindau, wurde in der Lindauer Kirche St. Stephan am 29. Mai 21 die Kunstausstellung „HIOB“eröffnet.
12 großformatige Druckwiedergaben von Lithographien der Künstlerin Angelika Flaig (Bösdorf, Gemeinde Oebisfelde-Weferlingen, SachsenAnhalt) prägen für vier Monate den Kirchenraum. „Die biblische Urgestalt der Weltliteratur ist mehr denn je von brisanter Aktualität“schreibt die Künstlerin im Ausstellungsflyer.
„Hiob ist nicht weit weg, sondern mitten unter uns, mitten im 21. Jahrhundert bei uns. Und dies war uns eine Ausstellung wert“, formulierte Pfr. Eberhard Heuß im Hinblick auf die noch nicht überwundene globale Pandemie. „Leiden ist Strafe. Wenn ich gut und fromm bin, dann ergeht es mir gut“, sei ein über Jahrtausende gepflegtes Denkmuster, das oft enttäuscht und im Buch Hiob hinterfragt wird. Im Laufe des Buches stellt Hiob fest: Es geht nicht darum, woher das Leiden kommt. Kluge Erklärungen scheitern. Es geht darum, dass Gott im Leid dem Menschen nicht Feind ist, sondern nahe. Am
Ende des Buches führt Hiob einen Dialog mit Gott und Gott fragt ihn: „Wer da meint alles besser zu wissen, sollte der Gott zurechtweisen?“und Hiob findet danach zu den Worten: „Ich hatte von Dir nur vom Hörensagen vernommen, aber nun hat mein Auge Dich gesehen“. Daraus erwächst ihm die Kraft zur Genesung. Dietrich Bonhoeffer schrieb „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus“– diese wächst im Dialog mit und im Vertrauen auf Gott. Uta Weik-Hamann, Vorsitzende der Kunstfreunde Lindau e.V. führte nach bezaubernden Klängen der Querflöte, gespielt von Claudia Ferber, in das gezeigte Werk ein: Lithographie (Steindruck) ist eine der ältesten Drucktechniken: Mit einem Wachsstift wird auf einen polierten und chemisch vorbehandelten Stein gezeichnet und diese Zeichnung lässt sich in nahezu exakten Wiedergaben viele Male auf Papier abdrucken.
Am 13. Juni, 8. August und 10. Oktober findet jeweils um 18.30 h in St. Stephan ein Kunst-Gottesdienst statt, der neben üblichen gottesdienstlichen Elementen als Kern den Gottesdienstbesuchern Raum für den Gedankenaustausch zu einer Arbeit der Ausstellung gibt.