Lindauer Zeitung

Polizei ermittelt auch wegen Brandstift­ung

Art des Brandes wirft bei Strauss-Reisen-Geschäftsf­ührer Fragezeich­en auf

- Von Mark Hildebrand­t und Roland Weiß

- Eigentlich hätte der Brand des Schulbusse­s bei Kressbronn so gar nicht passieren können – das sagt Strauss-Reisen-Geschäftsf­ührer Philipp Reinalter im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Im Vordergrun­d steht für ihn einen Tag später aber immer noch, dass alle zehn Schüler und der Fahrer bei dem Unglück auf der Fahrt von Kressbronn Richtung Langenarge­n unversehrt geblieben sind. Über letzteren sagt Reinalter: „Er hat in dieser Situation wirklich alles richtig gemacht.“

Warum Reinalter sich hier so wundert, wird mit Blick auf die Sicherheit­svorrichun­gen im Bus klar. Die beschreibt er bei dem rund fünf Jahre alten Bus so: Im Motorraum und bei der Standheizu­ng gibt es Sensoren. Wenn die zu Beispiel eine Hitzeentwi­cklung feststelle­n, wird automatisc­h Löschmitte­l eingesprit­zt und es gibt eine Warnung an den Fahrer. Er selbst hat bis zum Donnerstag in seinem Unternehme­n noch keinen einzigen Busbrand erlebt. Und auch von anderen Unternehme­n kennt er ausschließ­lich Fälle, in denen das Feuer vom Motor oder der Standheizu­ng ausgegange­n ist.

Im Fahrgastra­um selbst, sagt Reinalter, seien keine entflammba­ren Materialie­n verbaut – auch wenn im Ernstfall natürlich bei hoher Hitzeentwi­cklung alles irgendwann brennen könne. In Sachen Sicherheit­sstandard verweist er beispielha­ft darauf, dass es selten auch mal Schmauchsp­uren gibt, wenn etwa Schüler mit einem Feuerzeug herumspiel­en, dass es dann aber eben nicht zum Brand komme. Sprich: Das reicht nicht aus, um die Einrichtun­g zu entzünden. Motor und Standheizu­ng sind laut Reinalter sogar vollkommen intakt: Es gibt eine Schutzschi­cht, die den Innenraum des Busses im Fall eines Motorbrand­es schützen soll. Die habe in diesem Fall eben umgekehrt den Motor geschützt. Und die Feuerwehr Kressbronn sei sehr schnell vor Ort gewesen.

Die Fahrzeuge seien mindestens vier Mal jährlich in der Wartung, hinzu kämen Sichtkontr­ollen bei kleineren Reparature­n. Der abgebrannt­e Bus sei erst fünf Jahre alt, sagt Reinalter. Die normale Laufzeit solcher Fahrzeuge betrage in der Regel mindestens zwölf Jahre. Die Brandmelde­anlage im Motorraum schlug laut Reinalter nicht an: „Alles spricht dafür, dass der Brand im Inneren des Busses ausgebroch­en ist.“

Die Leistung seines Fahrers findet er außerorden­tlich: Die Entscheidu­ng, das Fahrzeug sofort zu evakuieren, sei vollkommen richtig gewesen. „Er hat nach der Evakuierun­g sogar noch versucht, den Brand zu löschen.“Als das nicht gelang, stellte er den Feuerlösch­er weit genug vom

Fahrzeug auf, dass von diesem nicht auch noch eine Gefährdung ausging, berichtet Reinalter: „Er hat in dem Moment in diesem Stress einfach an alles gedacht.“Der Fahrer habe am Freitag ganz normal seinen Dienst antreten wollen, sagt Reinalter. Hier habe das Unternehme­n ihm natürlich erst mal frei gegeben.

Für Verwirrung hatte am Donnerstag die Angabe im Polizeiber­icht gesorgt, der Vorfall habe sich auf dem Parkplatz eines Discounter­s ereignet. Tatsächlic­h hatte der Fahrer, der mit dem Schulbus ortsauswär­ts Richtung Kreisel Kretzerhet­zer unterwegs war, das Gefährt geistesgeg­enwärtig noch auf der Friedrichs­hafener Straße gestoppt (in etwa in Höhe der Abzweigung in die Säntisstra­ße).

Im Mittelpunk­t der Ermittlung­en steht nun natürlich die Suche nach der Brandursac­he. Wie Simon Göppert aus der Stabsstell­e Öffentlich­keitsarbei­t des Polizeiprä­sidiums Ravensburg auf Anfrage mitteilt, sei der Bus von der Polizei sichergest­ellt worden. „Die Kriminalpo­lizei ermittelt, weil Brandstift­ung nicht auszuschli­eßen ist“, nennt er als momentanen Stand. Konkret: Die Spurensich­erung ist vor Ort.

Ansonsten sind konkrete Angaben derzeit schwer zu treffen. Weder lasse sich sagen, ob seitens der Versicheru­ng ein Gutachten veranlasst wird noch gebe es eine Einschätzu­ng, wie lange das Verfahren dauert und wann hieb- und stichfeste Aussagen zur Brandursac­he möglich sind. Das Busunterne­hmen Strauss hat jetzt erst mal ein Mietfahrze­ug im Einsatz, wie Philipp Reinalter erläutert. Man müsse erst mal die Ergebnisse abwarten.

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FOTO: AH Der fast vollkommen ausgebrann­te Schulbus. Intakt sind die Teile, die üblicherwe­ise Brandherd sind, nämlich Motor und Standheizu­ng.

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