Polizei ermittelt auch wegen Brandstiftung
Art des Brandes wirft bei Strauss-Reisen-Geschäftsführer Fragezeichen auf
- Eigentlich hätte der Brand des Schulbusses bei Kressbronn so gar nicht passieren können – das sagt Strauss-Reisen-Geschäftsführer Philipp Reinalter im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Im Vordergrund steht für ihn einen Tag später aber immer noch, dass alle zehn Schüler und der Fahrer bei dem Unglück auf der Fahrt von Kressbronn Richtung Langenargen unversehrt geblieben sind. Über letzteren sagt Reinalter: „Er hat in dieser Situation wirklich alles richtig gemacht.“
Warum Reinalter sich hier so wundert, wird mit Blick auf die Sicherheitsvorrichungen im Bus klar. Die beschreibt er bei dem rund fünf Jahre alten Bus so: Im Motorraum und bei der Standheizung gibt es Sensoren. Wenn die zu Beispiel eine Hitzeentwicklung feststellen, wird automatisch Löschmittel eingespritzt und es gibt eine Warnung an den Fahrer. Er selbst hat bis zum Donnerstag in seinem Unternehmen noch keinen einzigen Busbrand erlebt. Und auch von anderen Unternehmen kennt er ausschließlich Fälle, in denen das Feuer vom Motor oder der Standheizung ausgegangen ist.
Im Fahrgastraum selbst, sagt Reinalter, seien keine entflammbaren Materialien verbaut – auch wenn im Ernstfall natürlich bei hoher Hitzeentwicklung alles irgendwann brennen könne. In Sachen Sicherheitsstandard verweist er beispielhaft darauf, dass es selten auch mal Schmauchspuren gibt, wenn etwa Schüler mit einem Feuerzeug herumspielen, dass es dann aber eben nicht zum Brand komme. Sprich: Das reicht nicht aus, um die Einrichtung zu entzünden. Motor und Standheizung sind laut Reinalter sogar vollkommen intakt: Es gibt eine Schutzschicht, die den Innenraum des Busses im Fall eines Motorbrandes schützen soll. Die habe in diesem Fall eben umgekehrt den Motor geschützt. Und die Feuerwehr Kressbronn sei sehr schnell vor Ort gewesen.
Die Fahrzeuge seien mindestens vier Mal jährlich in der Wartung, hinzu kämen Sichtkontrollen bei kleineren Reparaturen. Der abgebrannte Bus sei erst fünf Jahre alt, sagt Reinalter. Die normale Laufzeit solcher Fahrzeuge betrage in der Regel mindestens zwölf Jahre. Die Brandmeldeanlage im Motorraum schlug laut Reinalter nicht an: „Alles spricht dafür, dass der Brand im Inneren des Busses ausgebrochen ist.“
Die Leistung seines Fahrers findet er außerordentlich: Die Entscheidung, das Fahrzeug sofort zu evakuieren, sei vollkommen richtig gewesen. „Er hat nach der Evakuierung sogar noch versucht, den Brand zu löschen.“Als das nicht gelang, stellte er den Feuerlöscher weit genug vom
Fahrzeug auf, dass von diesem nicht auch noch eine Gefährdung ausging, berichtet Reinalter: „Er hat in dem Moment in diesem Stress einfach an alles gedacht.“Der Fahrer habe am Freitag ganz normal seinen Dienst antreten wollen, sagt Reinalter. Hier habe das Unternehmen ihm natürlich erst mal frei gegeben.
Für Verwirrung hatte am Donnerstag die Angabe im Polizeibericht gesorgt, der Vorfall habe sich auf dem Parkplatz eines Discounters ereignet. Tatsächlich hatte der Fahrer, der mit dem Schulbus ortsauswärts Richtung Kreisel Kretzerhetzer unterwegs war, das Gefährt geistesgegenwärtig noch auf der Friedrichshafener Straße gestoppt (in etwa in Höhe der Abzweigung in die Säntisstraße).
Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht nun natürlich die Suche nach der Brandursache. Wie Simon Göppert aus der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Ravensburg auf Anfrage mitteilt, sei der Bus von der Polizei sichergestellt worden. „Die Kriminalpolizei ermittelt, weil Brandstiftung nicht auszuschließen ist“, nennt er als momentanen Stand. Konkret: Die Spurensicherung ist vor Ort.
Ansonsten sind konkrete Angaben derzeit schwer zu treffen. Weder lasse sich sagen, ob seitens der Versicherung ein Gutachten veranlasst wird noch gebe es eine Einschätzung, wie lange das Verfahren dauert und wann hieb- und stichfeste Aussagen zur Brandursache möglich sind. Das Busunternehmen Strauss hat jetzt erst mal ein Mietfahrzeug im Einsatz, wie Philipp Reinalter erläutert. Man müsse erst mal die Ergebnisse abwarten.