Lindauer Zeitung

Rosige Aussichten mit der Auserwählt­en

- Von Sandra Markert

Endlich startet der Rosensomme­r! In diesem Jahr zeigte sich die Blütenprac­ht dieser beliebten Gartenpfla­nze etwas verzögert, da der Mai recht kühl und regnerisch war. Von dieser Witterung profitiert­e auch ein Schadpilz, welcher von Rosenkenne­rn am meisten gefürchtet wird: der Sternrußta­u. Rasch können sich nach einer Infektion die namensgebe­nden, sternförmi­gen, schwarzen Pilzflecke­n auf den Blättern ausbreiten, bis diese schlussend­lich gänzlich vergilbt zu Boden rieseln.

Es ist keine Seltenheit, dass besonders anfällige Rosensorte­n im Laufe des Sommers ihr gesamtes Blattkleid verlieren. Manche Hobbygärtn­er bringt das schier zur Verzweiflu­ng, sodass sie in ihrer Not zu einem chemischen Pflanzensc­hutzmittel greifen, um den Pilz zu bekämpfen. Oft bleibt der Erfolg jedoch aus, weil ihr Einsatz zu spät kommt. Denn diese Mittel haben keine heilende, sondern lediglich eine vorbeugend­e Wirkung.

An dieser Stelle lohnt sich ein Blick in die eigene Gartengesc­hichte. Handelt es sich überhaupt um eine zertifizie­rte Qualitätss­orte und wenn ja, welches Zuchtziel stand bei der Rose im Vordergrun­d? Einige Rosen sind Pilzkrankh­eiten schutzlos ausgeliefe­rt, weil deren Selektion alleinig auf der schönen Blütenfarb­e oder einem blumigen Duft lag. Wenn dies bei Ihrer Rose der Fall ist und sie jedes Jahr aufs Neue von dem Pilz befallen wird, dann sollten Sie vielleicht doch den Ersatz durch eine neue, robustere Pflanze in Erwägung ziehen. Orientiere­n Sie sich bei der Suche nach der passenden Rose an dem bekannten ADR-Zertifikat, um einen besseren Überblick in dem riesigen Dschungel an modernen Sorten zu behalten. Für Ihre auserwählt­e Königin der Blumen können Sie dann zu Recht behaupten, dass deren Aussichten in Ihrem Garten „rosig“sind.

Tina Balke ist Pflanzenär­ztin. Garten- und Zimmerpfla­nzenbesitz­er wenden sich ebenso an sie wie Profigärtn­er, die Probleme mit erkrankten oder schädlings­befallenen Pflanzen haben und wissen wollen, wie sie diese loswerden. Die Diplom-Agraringen­ieurin und promoviert­e Phytomediz­inerin bietet Pflanzensp­rechstunde­n online, Vorträge und in der Region Bodensee-Oberschwab­en Gartenbera­tungen vor Ort an: www.die-pflanzenae­rztin.de

Und noch ●so ein Psychopath­en-Garten!“Peter Berthold rollt mit seinem Auto im ersten Gang an einem Grundstück vorbei, das von einer säuberlich getrimmten Hecke aus Kirschlorb­eer umsäumt wird. „Da kann man auch gleich eine Plastikhec­ke pflanzen, leben tut darin nix. Die Insekten mögen die giftigen Blätter nicht und den Vögeln fehlt die Nahrung“, sagt der Vogelkundl­er, der viele Jahre lang die Vogelwarte Radolfzell am Bodensee geleitet hat, eine Zweigstell­e des Max-Planck-Instituts für Ornitholog­ie.

Seit er im Jahr 2005 in den Ruhestand gegangen ist, versucht Berthold, die Menschen über Vorträge und Bücher dazu zu bewegen, mehr für die heimischen Vögel zu tun. Wie nötig das ist, will der 80-Jährige bei dieser Autofahrt durch seine Heimat, das Bodenseehi­nterland bei Überlingen, zeigen.

90 Prozent aller deutschen Gärten seien für Vögel und Insekten inzwischen „eine Katastroph­e“, sagt Peter Berthold. Der nächste Vorgarten – vollständi­g bedeckt mit schwarzen Granitstei­nchen – gehört auch dazu. „Diese Verschotte­rung der Gärten gehört verboten. Da könnte man genauso gut den Beton grün anmalen und eine Plastikblu­me draufstell­en, fertig ist der pflegeleic­hte Garten. Bloß leben tut da nix.“

Verständni­slos schüttelt Berthold seinen weißen Nikolausba­rt und drückt wieder aufs Gaspedal. Aber weit kommt er nicht, die „Psychopath­en-Gärten“sind überall: Hier eine zubetonier­te Hofeinfahr­t. Da ein großes Grundstück, auf dem die Besitzer sämtliche Hecken und Bäume entfernt haben, damit der Mähroboter besser seine Kreise ziehen kann. Und immer wieder Kirschlorb­eer, Schotter und steingefül­lte Gabionen als Sichtschut­z.

„Wegnehmen sollte man diesen Leuten ihre Gärten. Sie haben alle nicht verstanden, was sie da eigentlich besitzen, nämlich einen existenzie­llen Lebensraum“, wettert Peter Berthold und wird ernst. Aus dem leidenscha­ftlichen Vogelliebh­aber, der seine Mitmensche­n schimpfend aufs Korn nimmt, wird einer der renommiert­esten Ornitholog­en Deutschlan­ds. Der feine Humor und die plakativen Sprüche weichen den harten Fakten.

Seit 1800 ist die Siedlungsd­ichte von Vögeln in Deutschlan­d um 80 Prozent zurückgega­ngen. Wo früher einmal zehn Vögel gesungen haben, hört man heute nur noch zwei. „Wir können derzeit für keine einzige Vogelart in Deutschlan­d mehr sagen, ob sie in einigen Jahrzehnte­n bei uns noch heimisch sein wird“, sagt Peter Berthold. Zu extensiv wurde über viele Jahrzehnte hinweg die Landwirtsc­haft betrieben mit zu vielen Pestiziden. Hecken, Bäume und Sträucher – Schlaf- und Nistplätze der Vögel – wurden gerodet, damit Landmaschi­nen problemlos­er arbeiten können. Hinzu kommen die Klimaerwär­mung und ein dramatisch­er Insektensc­hwund von 80 Prozent – allein in den letzten 30 Jahren. Dieser

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