Kein Galopp
Die Teuerung ist so hoch wie seit fast zehn Jahren nicht. Vor allem steigende Kosten beim Heizen und Tanken haben sie getrieben. Dies jedoch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihrer Effekte auf die Märkte: Exakt vor einem Jahr ruhte weltweit in vielen Betrieben die Arbeit, entsprechend niedrig war der Rohölpreis. Von einer galoppierenden Inflation kann in Deutschland somit aktuell nicht die Rede sein – trotz ungewohnt heftiger Preissprünge bei manchen Produkten oder den Mieten für neue Wohnungen. Die Sparer werden jedoch trotzdem langsam ärmer, weil es keine Zinsen für ihre Guthaben gibt. Wer nicht gleichzeitig noch andere Werte wie Aktienfonds besitzt, verliert Kaufkraft.
Bedrohlich ist diese Entwicklung allerdings nicht, zumindest derzeit nicht. Doch im kollektiven Gedächtnis hat sich die Hyperinflation festgesetzt, die vor fast 100 Jahren schnell die Rücklagen eines ganzen Volkes vernichtete. Das erklärt die in Deutschland schnell aufkommende, übertriebene Inflationsangst.
Das heißt nicht, dass die Lage so entspannt bleiben muss, wie sie immer noch in ganzer Breite betrachtet ist. Es gibt einige Entwicklungen, die in Zukunft für kräftigere Preisschübe sorgen könnten. Wenn Rohstoffe weltweit knapper werden oder der Fachkräftemangel für deutlich höhere Löhne sorgt, werden Produkte oder Dienstleistungen zwangsläufig teurer.
Auch droht hierzulande die Aussicht auf starke staatliche Eingriffe bei den Preisen. Mal werden von der Regierung die Zigaretten höher besteuert, mal der Energieverbrauch. Vor allem Letzteres, bedingt durch die CO2-Bepreisung, spüren die Verbraucher direkt im eigenen Portemonnaie oder indirekt über steigende Produktpreise. Oder der Wertzuwachs bei Immobilien hält weiter an und schlägt auf die Mieten durch.
Risiken für die Preisstabilität sind also durchaus erkennbar, sofern sich die eine oder andere Entwicklung beschleunigen sollte. Grund zur Furcht oder gar zu einer Flucht in vermeintlich sichere Häfen wie dem Gold gibt es jedoch derzeit nicht.