Lindauer Zeitung

Bayerns Schüler müssen weiter Masken tragen

Angst vor Delta-Variante des Coronaviru­s – Nur auf Schulhöfen und bei Ausflügen gelten Erleichter­ungen

- Von Ralf Müller

- Bis auf Weiteres müssen bayerische Schüler im Unterricht und innerhalb der Schulgebäu­de Masken tragen. Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) und die Freie Wähler-Mitglieder im bayerische­n Kabinett konnten sich am Dienstag mit ihren Lockerungs­wünschen nicht gegen den Koalitions­partner CSU durchsetze­n. Das Thema solle aber weiterhin diskutiert und auch wieder auf die Tagesordnu­ng der nächsten Ministerra­tskonferen­z gesetzt werden.

Das CSU-Freie-Wähler-Kabinett konnte sich lediglich auf eine "Klarstellu­ng" einigen, wonach bei Pausen im Freien, Wandertage­n und ähnlichen Exkursione­n draußen die Maskenpfli­cht für Schüler und Lehrer entfällt. Das sei aber schon bisher Bestandtei­l der geltenden Regelungen gewesen, sagte Staatskanz­leiministe­r Florian Herrmann. Trotz der weiterhin abnehmende­n Infektions­zahlen hielt Herrmann (CSU) die Zeit für einen maskenfrei­en Unterricht noch nicht gekommen. Er begründete das mit der Gefahr, die durch die DeltaVaria­nte des Coronaviru­s ausgeht. Diese Variante gilt als viel ansteckend­er als die bisher in Deutschlan­d vorherrsch­enden Mutationen. Die Gefahr einer schweren Erkrankung liegt bei "Delta" doppelt so hoch.

Kultusmini­ster Piazolo verwies dagegen zur Begründung des Lockerungs­begehrens

auf die für die Schüler nachteilig­e "Belastungs­verteilung" unter den Generation­en und auf die vorgeschri­ebenen zwei bis drei schulische­n Corona-Tests pro Woche.

"Die landesweit­e Inzidenz ist unter 20 gefallen und die Temperatur­en im Freistaat steigen diese Woche auf über 30 Grad", so Fabian Mehring (Freie Wähler). Es sei daher "nicht mehr verhältnis­mäßig, wenn Bayerns Schüler weiterhin auf ihrem Sitzplatz unter Masken schwitzen müssen, obwohl sie zweimal pro Woche auf Corona getestet werden". Deshalb habe die Fraktion der Freien

Wähler die Maskenpfli­cht in Bayerns Schulen per Dringlichk­eitsantrag im heutigen Plenum mit sofortiger Wirkung abschaffen wollen. "Leider ist die CSU-Landtagsfr­aktion offenbar aus der Staatskanz­lei zurückgepf­iffen worden und hat uns ihre Zustimmung verweigert", kritisiert­e der Freie Wähler-Politiker.

Der auf "Vorsicht und Umsicht" pochende Teil der bayerische­n Staatsregi­erung – im Wesentlich­en deckungsgl­eich mit Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und den CSU-Kabinettsm­itgliedern – beruft sich auf Auskünfte der Münchener Virologen Oliver Keppler und Michael

Hölscher, die am Dienstag zur Konferenz zugeschalt­et waren. Sie verwiesen unter anderem darauf, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in der Delta-Virus-Heimat Großbritan­nien trotz größeren Impffortsc­hritts in den letzten vier Wochen von 20 auf 70 angestiege­n ist. Bei unter 20 liegen inzwischen auch die Inzidenzen in Bayern (18,8) und deutschlan­dweit (15,5). Man dürfe jetzt "nichts verstolper­n", warnte Gesundheit­sminister Klaus Holetschek. Im Falle einer stärkeren Verbreitun­g der DeltaVaria­nte drohe eine erneute "exponentie­lle Entwicklun­g": "Wir wollen den Status quo nicht wieder verlieren."

In Deutschlan­d seien bisher nur wenige Fälle von Infektione­n mit dem Delta-Virus beobachtet worden, berichtete Herrmann. Für Bayern bezifferte er ihre Zahl mit 132. Allerdings gebe es "deutliche Anzeichen", dass sich diese Mutante in Deutschlan­d stärker durchsetze­n werde. Der Gesundheit­sminister ließ erneut durchblick­en, dass die gelieferte Impfstoffm­enge nach wie vor einen Engpass darstellt.

Der Vorsitzend­e der SPD-Landtagsfr­aktion Florian von Brunn begrüßte, dass auf Schulhöfen in den Pausen keine Masken mehr getragen werden müssten und forderte weitere Erleichter­ungen. "Die Menschen in Bayern haben kein Verständni­s für die zu restriktiv­e FFP-2-Maskenpfli­cht", erklärte von Brunn.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Medizinisc­he Masken werden wohl noch längere Zeit das Bild in bayerische­n Klassenzim­mern prägen.

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