Viele offene Fragen zum Grünten-Projekt
Das Genehmigungsverfahren mit der Bürgerbeteiligung für das umstrittene Vorhaben einer Investorenfamilie verzögert sich weiter
- Vor drei Wochen war angekündigt worden, dass die Pläne rund um den Neubau am Grünten bald öffentlich ausgelegt werden. Das ist der nächste Schritt im Genehmigungsverfahren für das umstrittene Projekt.
Doch die Auslegung verzögert sich. Das Landratsamt Oberallgäu hatte „ergänzende Antragsunterlagen für die verschiedenen Fachverfahren wie Wasserrecht, Baurecht oder Seilbahnrecht“verlangt, erklärt die Behörde. Die nachgeforderten Unterlagen seien noch nicht abgegeben worden. Wo es genau klemmt, ist nicht bekannt.
Welche Planung liegt inzwischen für den Grünten vor?
Es gibt ein paar Umplanungen: Ein großer Schneiteich ist neben dem Parkhaus, der veränderten Trasse der neuen Zehner-Gondelbahn und der großen Bergstation, eine offenkundige Veränderung zur Ursprungsplanung. Der neue Schneiteich hat ein dreimal so großes Fassungsvermögen wie der bisherige am ehemaligen Gasthof Kranzegg und jetzigem Hotel „Kuku“. Das Hotel, eine einfache Bergpension mit Zwei- und Mehrbettzimmern, gehört seit über einem Jahr auch Hagenauers, also der Familie aus Rettenberg, die den großen Umbau am Grünten plant.
Wie soll der Grünten zum Skigebiet werden?
Weil es im Skigebiet zwischen 900 und 1700 Metern (Gipfellift) selbst im Allgäu nicht mehr schneesicher ist, setzt die Unternehmerfamilie auf eine umfangreiche Beschneiung. An der Schöllalpe soll dafür ein Teich mit 43 600 Kubikmetern Fassungsvermögen errichtet werden, zusätzlich zum bisherigen Speicherteich Kranzegg (13 000 Kubikmeter). Dafür müssten einige Kilometer an Leitungen unterirdisch verlegt und über hundert neue Schächte fürs Beschneien errichtet werden, sagte Michael Hagenauer vor Kurzem bei der
Präsentation der neuen Pläne im Gemeinderat Rettenberg.
Reicht das Wasser auf dem Grünten für die geplanten Schneekanonen?
Etliche Quellen ziehen sich durch das Grünten-Gebiet oberhalb von Kranzegg. Einige vereinen sich im Tal zum Schleifenbach. Weiter oben am Berg, so ist in der Planung zu erkennen, soll dieser Bach einen Teil seines Wassers in den Speicherteich abgeben.
So einfach angezapft werden darf das alles nicht, informiert die Pressestelle des Landratsamts. Es gebe eine
„wasserrechtliche Prüfung auf Genehmigungsfähigkeit des Schneiteichs“. Maßgebliche Stelle dafür ist das Wasserwirtschaftsamt. Das schaut sich zunächst die vom Antragsteller vorgelegten Gutachten zur Wassermenge an und rechnet nach. Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts in Kempten, Karl Schindele, sagt, dass es derzeit 16 Schneiteiche im Oberallgäu gibt.
„Zwei Flussmeister im Landkreis überwachen alle Anlagen, die genehmigt sind.“Die Betreiber müssten unter anderem dokumentieren, wann sie wieviel Wasser entnehmen. Schindele: „Normalerweise füllt sich im Frühjahr ein solcher Teich mit Schmelzwasser.“Fürs Beschneien dürften in Deutschland keine chemischen Mittel zugesetzt werden. Und auch der Damm des Schneiteichs, der ein kleiner Stausee ist, werde regelmäßig auf seine Standsicherheit geprüft.
Was prüfen die Behörden außerdem?
Es gehe beim Grünten-Projekt auch um eine „naturschutzrechtliche Genehmigungsfähigkeit“, informiert das Landratsamt. Forstamt, Naturschutzbehörde,
Landwirtschaftsamt seien weitere Fachstellen, die im Verfahren (neben vielen anderen) zu Wort kommen.
Wer sind die Investoren und was sagen die zu dem Verfahren?
Die Familie Hagenauer äußert sich zu allen Presse-Nachfragen rund um die Neugestaltung am Grünten aber nicht. Seit Monaten. Und auch diesmal nicht.
Hagenauers betreiben als Familie (mit weiterem Personal) seit Jahren in Immenstadt die Alpsee-Bergwelt mit Sommerrodelbahn. Ende 2018 bekam ihr Unternehmen Bergwelt GmbH den Zuschlag eines Insolvenzverwalters, die zahlungsunfähigen Grüntenlifte zu übernehmen.
Was plant die Investoren-Familie am Grünten?
Ihre erste Planung „Grünten-Bergwelt“2019 mit einer Art „Walderlebnisbahn“revidierte die Familie Hagenauer. Nach einer langen Planungsphase kam nun das neue Konzept, das die Familie vor Kurzem in Sonthofen präsentierte.
Dabei war der Fokus auf „NaturGenuss-Berg“ähnlich dem neuen Slogan der Gemeinde Rettenberg „Bier-Genuss-Dorf“. Weil in den vergangenen beiden Jahren keine Einigung mit etlichen Grundstückseigentümern der alten, bestehenden Trasse (Sesselbahn) erzielt werden konnte, zeigten Hagenauers im neuen Plan eine Variante weiter südwestlich. Da sei mit den Grundstückseigentümern alles klar, hieß es bei der Präsentation.
Was wollen die Investoren Skifahrern und Rodlern bieten?
Planten Hagenauers 2019 noch mit einer zusätzlichen Sechser-Sesselbahn am Grünten, so ist heute neben der Ganzjahres-Gondelbahn nur noch ein neuer Schlepplift fürs Skifahren vorgesehen. Der wird laut Plan vom Hotel „Kuku“aus starten. Dort sollen zusätzlich ein kleiner Kinderlift sowie ein Förderband installiert werden.
Vom Hotel aus soll die Urlauberfamilie gleich mit dem Schlepplift hochfahren können – oder zu Fuß an der nahen Mittelstation einsteigen. Von der Bergstation aus könnte sie dann mit dem Schlitten bergab fahren, auf einer (bei Schneemangel) beschneiten Rodelbahn. Das könnte dann vielleicht sogar bis ins Tal funktionieren. Schächte fürs Beschneien sind bis dorthin vorgesehen. Solche Einbauten gibt es auch bisher schon an der alten, noch funktionstüchtigen Winter-Sesselbahn. Ein Teil der Schächte und Leitungen dort soll aber im Zuge des Neubaus 500 Meter weiter südwestlich verschwinden.