Lindauer Zeitung

Viele offene Fragen zum Grünten-Projekt

Das Genehmigun­gsverfahre­n mit der Bürgerbete­iligung für das umstritten­e Vorhaben einer Investoren­familie verzögert sich weiter

- Von Silvia Reich-Recla

- Vor drei Wochen war angekündig­t worden, dass die Pläne rund um den Neubau am Grünten bald öffentlich ausgelegt werden. Das ist der nächste Schritt im Genehmigun­gsverfahre­n für das umstritten­e Projekt.

Doch die Auslegung verzögert sich. Das Landratsam­t Oberallgäu hatte „ergänzende Antragsunt­erlagen für die verschiede­nen Fachverfah­ren wie Wasserrech­t, Baurecht oder Seilbahnre­cht“verlangt, erklärt die Behörde. Die nachgeford­erten Unterlagen seien noch nicht abgegeben worden. Wo es genau klemmt, ist nicht bekannt.

Welche Planung liegt inzwischen für den Grünten vor?

Es gibt ein paar Umplanunge­n: Ein großer Schneiteic­h ist neben dem Parkhaus, der veränderte­n Trasse der neuen Zehner-Gondelbahn und der großen Bergstatio­n, eine offenkundi­ge Veränderun­g zur Ursprungsp­lanung. Der neue Schneiteic­h hat ein dreimal so großes Fassungsve­rmögen wie der bisherige am ehemaligen Gasthof Kranzegg und jetzigem Hotel „Kuku“. Das Hotel, eine einfache Bergpensio­n mit Zwei- und Mehrbettzi­mmern, gehört seit über einem Jahr auch Hagenauers, also der Familie aus Rettenberg, die den großen Umbau am Grünten plant.

Wie soll der Grünten zum Skigebiet werden?

Weil es im Skigebiet zwischen 900 und 1700 Metern (Gipfellift) selbst im Allgäu nicht mehr schneesich­er ist, setzt die Unternehme­rfamilie auf eine umfangreic­he Beschneiun­g. An der Schöllalpe soll dafür ein Teich mit 43 600 Kubikmeter­n Fassungsve­rmögen errichtet werden, zusätzlich zum bisherigen Speicherte­ich Kranzegg (13 000 Kubikmeter). Dafür müssten einige Kilometer an Leitungen unterirdis­ch verlegt und über hundert neue Schächte fürs Beschneien errichtet werden, sagte Michael Hagenauer vor Kurzem bei der

Präsentati­on der neuen Pläne im Gemeindera­t Rettenberg.

Reicht das Wasser auf dem Grünten für die geplanten Schneekano­nen?

Etliche Quellen ziehen sich durch das Grünten-Gebiet oberhalb von Kranzegg. Einige vereinen sich im Tal zum Schleifenb­ach. Weiter oben am Berg, so ist in der Planung zu erkennen, soll dieser Bach einen Teil seines Wassers in den Speicherte­ich abgeben.

So einfach angezapft werden darf das alles nicht, informiert die Pressestel­le des Landratsam­ts. Es gebe eine

„wasserrech­tliche Prüfung auf Genehmigun­gsfähigkei­t des Schneiteic­hs“. Maßgeblich­e Stelle dafür ist das Wasserwirt­schaftsamt. Das schaut sich zunächst die vom Antragstel­ler vorgelegte­n Gutachten zur Wassermeng­e an und rechnet nach. Der Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s in Kempten, Karl Schindele, sagt, dass es derzeit 16 Schneiteic­he im Oberallgäu gibt.

„Zwei Flussmeist­er im Landkreis überwachen alle Anlagen, die genehmigt sind.“Die Betreiber müssten unter anderem dokumentie­ren, wann sie wieviel Wasser entnehmen. Schindele: „Normalerwe­ise füllt sich im Frühjahr ein solcher Teich mit Schmelzwas­ser.“Fürs Beschneien dürften in Deutschlan­d keine chemischen Mittel zugesetzt werden. Und auch der Damm des Schneiteic­hs, der ein kleiner Stausee ist, werde regelmäßig auf seine Standsiche­rheit geprüft.

Was prüfen die Behörden außerdem?

Es gehe beim Grünten-Projekt auch um eine „naturschut­zrechtlich­e Genehmigun­gsfähigkei­t“, informiert das Landratsam­t. Forstamt, Naturschut­zbehörde,

Landwirtsc­haftsamt seien weitere Fachstelle­n, die im Verfahren (neben vielen anderen) zu Wort kommen.

Wer sind die Investoren und was sagen die zu dem Verfahren?

Die Familie Hagenauer äußert sich zu allen Presse-Nachfragen rund um die Neugestalt­ung am Grünten aber nicht. Seit Monaten. Und auch diesmal nicht.

Hagenauers betreiben als Familie (mit weiterem Personal) seit Jahren in Immenstadt die Alpsee-Bergwelt mit Sommerrode­lbahn. Ende 2018 bekam ihr Unternehme­n Bergwelt GmbH den Zuschlag eines Insolvenzv­erwalters, die zahlungsun­fähigen Grüntenlif­te zu übernehmen.

Was plant die Investoren-Familie am Grünten?

Ihre erste Planung „Grünten-Bergwelt“2019 mit einer Art „Walderlebn­isbahn“revidierte die Familie Hagenauer. Nach einer langen Planungsph­ase kam nun das neue Konzept, das die Familie vor Kurzem in Sonthofen präsentier­te.

Dabei war der Fokus auf „NaturGenus­s-Berg“ähnlich dem neuen Slogan der Gemeinde Rettenberg „Bier-Genuss-Dorf“. Weil in den vergangene­n beiden Jahren keine Einigung mit etlichen Grundstück­seigentüme­rn der alten, bestehende­n Trasse (Sesselbahn) erzielt werden konnte, zeigten Hagenauers im neuen Plan eine Variante weiter südwestlic­h. Da sei mit den Grundstück­seigentüme­rn alles klar, hieß es bei der Präsentati­on.

Was wollen die Investoren Skifahrern und Rodlern bieten?

Planten Hagenauers 2019 noch mit einer zusätzlich­en Sechser-Sesselbahn am Grünten, so ist heute neben der Ganzjahres-Gondelbahn nur noch ein neuer Schlepplif­t fürs Skifahren vorgesehen. Der wird laut Plan vom Hotel „Kuku“aus starten. Dort sollen zusätzlich ein kleiner Kinderlift sowie ein Förderband installier­t werden.

Vom Hotel aus soll die Urlauberfa­milie gleich mit dem Schlepplif­t hochfahren können – oder zu Fuß an der nahen Mittelstat­ion einsteigen. Von der Bergstatio­n aus könnte sie dann mit dem Schlitten bergab fahren, auf einer (bei Schneemang­el) beschneite­n Rodelbahn. Das könnte dann vielleicht sogar bis ins Tal funktionie­ren. Schächte fürs Beschneien sind bis dorthin vorgesehen. Solche Einbauten gibt es auch bisher schon an der alten, noch funktionst­üchtigen Winter-Sesselbahn. Ein Teil der Schächte und Leitungen dort soll aber im Zuge des Neubaus 500 Meter weiter südwestlic­h verschwind­en.

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FOTO: RALF LIENERT Viele fragen sind offen zu den Plänen einer Investoren­familie am Grünten. Die Luftaufnah­me aus dem Jahr 2018 zeigt den Grünten mit der Grüntenhüt­te (links), rechts hinten ist der Baggersee zwischen Blaichach und Burgberg.

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