Lindauer Zeitung

Maria-Martha-Stift kann umbauen

Kreditzusa­ge sorgt für Erleichter­ung – Explodiere­nde Baukosten belasten

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(lz) – Für die einen ist es fürchterli­cher Lärm, für die anderen Musik in den Ohren: Baustellen­geräusche. Anke Franke, Heimleiter­in des Maria-Martha-Stifts, hat viele Monate mit ihrem Team zittern müssen, bis die Kreditzusa­ge über ein Darlehen in Höhe von zwölf Millionen Euro nun auf dem Tisch liegt. „Es war eine Achterbahn­fahrt“, denn ob das Geld für den 17,3 Millionen Euro teuren Umbau am Ende wirklich zusammenko­mmt, war lange Zeit nicht sicher. Insofern genießt Franke den Umtrieb auf der Baustelle zeitweise sogar. Denn diese stand buchstäbli­ch auf der Kippe.

Der substanzie­lle Umbau sei unumgängli­ch, weil sowohl Brandschut­z als auch die Anforderun­gen an die Anzahl von Einzelzimm­ern nicht mehr den aktuellen Vorschrift­en genügen, wie das Maria-MarthaStif­t in einer Mitteilung schreibt. Vor mehr als einem Jahrzehnt leitete die evangelisc­he Diakonie Lindau, die der Trägervere­in des Maria-MarthaStif­ts ist, die Planung für einen Umbau ein – dann kam es aber lange Zeit nicht zu einer Baugenehmi­gung. Den vorletzten Entwurf verwarf schließlic­h der neu von der Stadt Lindau einberufen­e Gestaltung­sbeirat. Der nun zur Realisatio­n anstehende geänderte Plan hat den Makel, mehrere Millionen Euro teurer zu sein – und erst mit erhebliche­r Verspätung zu kommen.

„Im Zuge des Baugenehmi­gungsverfa­hrens mussten wir die entstanden­e Finanzieru­ngslücke schließen“, sagt Anke Franke, die vergeblich um Unterstütz­ung bei der Stadt gesucht hatte. Parallel musste Franke die beantragte­n und genehmigte­n Fördermitt­el verschiede­ner Quellen in Höhe von insgesamt knapp 4,3 Millionen Euro zur Abrufung einplanen. „Solche Mittel sind zeitlich gebunden. Wenn S ie sie nicht innerhalb einer bestimmten Frist ausgegeben werden, verfallen sie“, erklärt Anke Franke in der Pressemitt­eilung. Das sei auch der Grund, warum man keine andere Wahl gehabt habe, als im Februar mit den Arbeiten zu beginnen, obwohl die Kreditzusa­ge über den Betrag von zwölf Millionen Euro noch nicht da gewesen sei.

In diese Zeit der Unsicherhe­it sei dann noch der Stadtratsb­eschluss gefallen, über dem als Besicherun­g für die Bank wichtigen Grundstück des

Kinderhaus­es St. Stephan am Alten Schulplatz eine Veränderun­gssperre zu erlassen. Auch diese Liegenscha­ft gehört zur Evangelisc­hen Diakonie Lindau. Die Stadt will mit der Veränderun­gssperre sicherstel­len, dass dort der Kindergart­en erhalten bleibt, auch wenn das Grundstück womöglich einmal an eine Bank fallen würde, wenn die Diakonie je in Zahlungssc­hwierigkei­ten geraten sollte. „Der Beschluss ist aber insofern merkwürdig, da man dort ja einen gegebenenf­alls neuen Eigentümer nicht zwingen kann, einen Kindergart­en zu betreiben. Auch uns nicht.“Die Gebäudetei­le leer stehen zu lassen, in denen jetzt Kindergart­en und Krippe untergebra­cht sind, könne einem auch ein Stadtrat nicht verbieten. „Doch darum ist es uns auch nie gegangen. St. Stephan ist seit 140 Jahren Lindaus älteste Kinderbetr­euungseinr­ichtung – und soll es natürlich auch bleiben“, bekräftigt Anke Franke.

Die Veränderun­gssperre musste die Diakonie der Bank aber mitteilen, mit der über das Darlehen verhandelt wurde, weil die Sperre Auswirkung­en auf die Bewertung der Kreditwürd­igkeit hat. „Das hat den gesamten Prozess sehr erschwert“, sagt Franke. „Ein Nervenkrim­i, der jetzt aufgrund der Situation, dass die Baukosten so dramatisch steigen, in die Verlängeru­ng geht.“Daher sei das Haus am Kleinen See auch nach dieser an sich positiven Nachricht der Kreditzusa­ge weiter auf Unterstütz­er angewiesen. „Jede Zuwendung, jeder Zuschuss hilft dabei, die Investitio­nsumlage für Bewohnerin­nen und Bewohner des Maria-MarthaStif­ts abzufedern und so klein wie möglich zu halten“, betont auch Pfarrer Eberhard Heuß, Vorsitzend­er des Vereins Lindauer Diakonie. „Ich bin froh und glücklich, dass wir uns trotz allem gute Konditione­n sichern konnten und die Finanzieru­ng unserer Aufgaben wirtschaft­lich darstellba­r bleibt.“

Wenn jetzt nichts mehr dazwischen­kommt und der Preisauftr­ieb die Evangelisc­he Diakonie im Verlauf des Umbaus nicht vor unlösbare Probleme stellt, soll 2024 alles fertig sein. Im Jahr 2026 begeht das MariaMarth­a-Stift dann seinen 50. Geburtstag als Pflegeheim. Die Anfänge des Hauses reichen bis ins Jahr 1912 zurück, als das Haus als Hauswirtsc­haftsschul­e errichtet worden ist.

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