Den Versuch ist es allemal wert
Sollen Geschäfte auch am Sonntag öffnen? Nein, sagen die Gewerkschaften, die auf das von vielen Gerichten bestätigte Recht auf einen freien Sonntag verweisen und von einem „Generalangriff“reden. Ja, sagen Einzelhandel und Kommunen, um der Verödung der Innenstädte und Ortskerne durch die Pandemie entgegenzuwirken. Tatsächlich war Corona ja für den Onlinehandel, und da besonders die Riesen, ein Konjunkturprogramm ohnegleichen. Und was die Deutschen an Geld nicht im Internet ausgegeben haben, landete auf dem Sparkonto.
Der stationäre Handel hat damit ein echtes Problem, auch wenn sich bei den aktuell niedrigen Inzidenzen viele Geschäfte vorsichtig wieder füllen. Die Kaufkraft hat monatelang um sehr viele Läden in kleinen Orten und großen Städten einen großen Bogen gemacht. Weshalb man im Handel nun hofft, mit entspanntem Shopping am Sonntag Kunden zurückzugewinnen und so Umsätze zu generieren, die man bei den üblichen Öffnungszeiten in diesem Jahr nicht mehr erreichen würde. Um damit zumindest einen Teil der Pandemieverluste auffangen zu können. Ob die Idee aufgeht, ist dabei längst nicht ausgemacht. Aber es ist durchaus einen Versuch wert.
Dabei ist klar: Es arbeitet wohl kaum jemand an einem Sonntag besonders gern. Allerdings ist das in Restaurants, Schwimmbädern oder Museen, auf Bauernhöfen, bei der Feuerwehr oder bei der Bahn ja auch ganz normal. Warum also nicht zumindest in jenen Geschäften, die das wollen. Es geht ja auch darum, Tausende Arbeitsplätze im deutschen Einzelhandel zu erhalten. Und da darf man wohl davon ausgehen, dass viele Mitarbeiter zur Jobsicherung zeitweilig auch Schichten am Sonntag in Kauf nehmen würden.
Außerdem will der Handel die Sonntagsöffnung ja nach eigener Aussage auch nur befristet bis zum Jahresende haben – bis vielleicht viele Kunden endgültig wieder schätzen gelernt haben, in einem Fachgeschäft Dinge in die Hand und genau unter die Lupe zu nehmen, sich vor Ort beraten zu lassen, um dann eine Kaufentscheidung zu treffen.